Ugly Kid Joe: Interview zum Comeback

Whit Crane und Cordell Crockett performen "Cats In The Cradle" beim Sweden Rock.
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„Alles kommt zurück“, sagte Whitfield Crane, Sänger der US-Rockband Ugly Kid Joe. Das war 1992, als seine Band gerade einen kometenhaften Aufstieg mit der Single „Everything About You“ hingelegt hatte. Er sollte recht behalten.

In den 90er Jahren war alles besser. Zumindest wenn man in dieser Zeit in einer Rockband spielte und einen Plattenvertrag hatte. So wie Ugly Kid Joe. Das Quintett aus Isla Vista/ Kalifornien hob sich wohltuend ab von der damaligen Grunge-Welle. Ihre Vorbilder hießen Black Sabbath, AC/ DC oder Motörhead. Eine Kopie waren Ugly Kid Joe trotzdem nie. Ihre rotzfreche und doch charmante Art kam an, vor allem in Deutschland. Mädchenschwarm Whitfield fand sich wöchentlich in den Teeniezeitschriften der Nation wieder. Spätestens mit „Cats In The Cradle“ im Jahr 1993 wurde auch der Rest der Welt auf die Mittzwanziger aufmerksam und der Rubel rollte. Jährliche Auftritte bei Rock Am Ring/ Rock im Park waren nichts Besonderes mehr, auch im Vorprogramm von Bon Jovi oder Def Leppard waren Ugly Kid Joe zu finden. Nicht schlecht für ein paar Jungs aus einer Kleinstadt in Kalifornien.
Doch wer erfolgreich ist, hat auch Neider. In der Bravo Dauergast zu sein ist für die Musikfachpresse ein No-Go, Musikerkollegen machten sich lustig. Als sich die Band aufgrund interner Differenzen, diverser Labelwechsel und damit einhergehender, schleichender Erfolglosigkeit 1997 trennte, war Whit gerade auf einem Selbstfindungstrip in Indien. „Klaus (Eichstädt, Bassist- Anm. d. Red.) rief mich an und sagte, wir lösen die Band auf“, erinnert er sich, „im ersten Moment war ich geschockt, andererseits hatte ich damit gerechnet. Eine Band ist wie eine Ehe, wenn man ständig zusammen ist, ist irgendwann die Luft ´raus.“ 15 Jahre später sind Ugly Kid Joe wieder da, mit neuer Musik (die E.P. „Stairway to Hell“ gibt´s bei iTunes) und einer umfangreichen Europa-Tour.

Mafiastrukturen

„Wie lange ich gebraucht habe, um mich noch mal auf die Band einzulassen? 14 1/2 Jahre um genau zu sein“, erzählt Whit in einem Kölner Backstageraum. Untätig war er in der Zeit nicht. Einen kurzen Zwischenstopp legte der Sänger bei Life Of Agony ein, dann gründete der heute 44-Jährige eine Band mit Ex-Machine Head Gitarrist Logan Mader, die sie Medication tauften. Der spanischen Plattenfirma ging unterwegs das Geld aus, nach einer E.P. und einem Album war Schluss für die Allstar-Band, in der sich auch Mitglieder von Soulfly und Godsmack befanden. Weiter ging´s mit Another Animal, ein Projekt, das hauptsächlich aus Godsmack Mitgliedern besteht. Genau das war letztlich der Grund, warum der Erfolg auf der Strecke blieb. Branchenprimus Universal Music versprach Another Animal zwar hervorragende Promotion, wollte sich in Wahrheit aber das Geschäft mit Godsmack nicht kaputt machen und beschränkte seine Aktivitäten so lediglich auf das allernötigste. „Bei einer Plattenfirma unter Vertrag zu sein, ist totaler Bullshit“, schimpft Whit heute, „das sind sowieso alles Mafiastrukturen. Alles, was du brauchst, ist ein Computer. Wir sind so lange im Geschäft, dass wir jeden in der Branche kennen und glücklicherweise viele Unterstützer haben.“ Wohl wahr. Gleich die erste Show in London war ausverkauft, auf einem Festival in Schweden stand Whit gleich zwei Mal auf der Bühne, erst mit Ugly Kid Joe und später mit Motörhead. Über zu wenig Besucher konnten sich Ugly Kid Joe auch in Bochum und Köln nicht beklagen. Ist die Zukunft also gesichert und das Album schon in der Pipeline? „Nein. Für mich zählt der Moment. Ich mache das hier aus Liebe zur Musik und bin dankbar für das, was sie mir ermöglicht hat. Einer unserer nächsten Stops führt uns nach Israel. Ohne die Musik wäre ich da nie hingekommen.“

Autor:

Manuela Lieflaender aus Menden (Sauerland)

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