„Immer noch am Anfang“: Sechs Jahre digitale Ausleihe in der Stadtbibliothek

Können sich eine Zukunft ohne gedrucktes Buch nicht vorstellen (v.l.): Marion Hejazi und Elisabeth Langohr.     Foto: Wengorz
  • Können sich eine Zukunft ohne gedrucktes Buch nicht vorstellen (v.l.): Marion Hejazi und Elisabeth Langohr. Foto: Wengorz
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Ist er eher alt oder jung? Ist er besonders technikaffin oder einfach nur praktisch veranlagt? Die Frage, wie man sich den typischen E-Book-Nutzer denn so vorstellen kann, möchte Elisabeth Langohr von der Castroper Stadtbibliothek nicht beantworten. „Viele bekommen wir ja nur zu Gesicht, wenn sie ihren Ausweis verlängern lassen“, lacht die Bibliothekarin.

Seit August 2008 bietet die Stadtbibliothek – im Verbund mit den Städten Datteln, Dorsten, Gladbeck, Haltern, Marl, Recklinghausen und Oer-Erkenschwick – einen Online-Katalog an, der neben Büchern auch Hörbücher, Zeitungen und Zeitschriften zum temporären Download bereitstellt. Seitdem hat sich eine Menge verändert.
„Als es mit der digitalen Ausleihe losging, mussten wir vor allem Informationsarbeit leisten und auf das neue Angebot aufmerksam machen“, erinnert sich Langohr. Denn die Skepsis sei zunächst noch recht groß gewesen. „393 Downloads hatten wir im zweiten Halbjahr 2008. Im Jahr 2013 waren es schon 5.855“, nennt sie Zahlen. Inzwischen habe sich nicht nur das Angebot deutlich erweitert. Rund ein Zehntel der Bibliotheksnutzer würde mittlerweile auf die Online-Titel zurückgreifen. Es gebe sogar eine Reihe von Bibliotheksnutzern, die sich ausschließlich wegen der Möglichkeit einer E-Ausleihe registriert hätten.Vor allem die Belletristik sei als E-Book gefragt.
„Die Nachfrage ist deutlich größer geworden, aber trotzdem sind wir noch immer am Anfang“, so Langohr. Dass das Interesse in den letzten Jahren angestiegen sei, liege nicht nur am vergrößerten Angebot von mittlerweile knapp 15.000 Titeln. „Die technischen Möglichkeiten haben sich verbessert, E-Reader sind deutlich günstiger geworden und mittlerweile schon für 60 oder 70 Euro zu haben“, erklärt Langohrs Kollegin Marion Hejazi.
Ausleihen kann man die Medien der Online-Bibliothek für einen Zeitraum von wenigen Stunden (Zeitungen, Zeitschriften) bis hin zu drei Wochen (Bücher, Hörbücher).
„Der Nachteil ist natürlich, dass man die Titel nicht verlängern kann“, so Langohr. „Aber es gibt auch keine Mahngebühren“, lacht sie. Nach Ablauf der Leihfrist habe der Nutzer schlichtweg keinen Zugriff mehr auf das jeweilige Medium.
Bisher, so Langohr, sei die digitale Ausleihe lediglich ein Zusatzangebot. Und auch wenn es sich noch deutlich erweitern wird: Eine Zukunft, in der das gedruckte Buch nur noch eine Nebenrolle spielt, wollen sich beide nicht ausmalen. „Die Vorstellung, dass ein Kind auf einem E-Book Lesen lernt, finde ich schrecklich“, räumt Langohr ein. „Ich persönlich halte lieber ein gedrucktes Buch in den Händen.“ Ähnlich sieht es Hejazi: „Ich habe keinen E-Book-Reader. Bei Sachbüchern oder Wörterbüchern könnte ich mir das eventuell noch vorstellen, aber ganz bestimmt nicht bei einem Buch, das ich von Anfang bis Ende durchlesen möchte.“

Autor:

Verena Wengorz aus Castrop-Rauxel

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