Sexueller Missbrauch: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen ehemaligen Leichtathletik-Trainer

Wegen des sexuellen Missbrauchs von Kindern wird nun Anklage gegen einen 56-jährigen ehemaligen Leichtathletik-Trainer des Castroper Turnvereins erhoben. Im April vergangenen Jahres war er wegen eines Missbrauchsverdachtes angezeigt worden (wir berichteten).

„Die Ermittlungen sind inzwischen abgeschlossen“, bestätigte die Dortmunder Oberstaatsanwältin Dr. Ina Holznagel gegenüber dem Stadtanzeiger.
Anfang April 2011 hatte ein zehnjähriges Mädchen, das der damalige Trainer des Castroper Turnvereins betreute, ihren Eltern berichtet, der Beschuldigte habe Fotos von ihr gemacht. Daraufhin wurde eine Durchsuchung in den Privaträumen des Trainers durchgeführt, bei der rund 870.000 Bild- und Videodateien sichergestellt werden konnten.
„Es handelt sich um einen Hobbyfotografen, der wirklich alles archiviert hat, was ihm vor die Linse kam“, erklärt Holznagel. Dies habe die Ermittlungsarbeiten zusätzlich erschwert, da sämtliche Dateien von der Polizei ausgewertet und überprüft werden mussten. Dabei seien Hinweise auf insgesamt 15 Mädchen im Alter von sieben bis elf Jahren gefunden worden, bei denen seit dem Jahr 2007 Fotos oder Bildserien vom unbekleideten Intimbereich angefertigt worden waren. Die Staatsanwaltschaft gehe, laut Holznagel, in ihrer Anklage davon aus, dass der Beschuldigte sich den Kindern jeweils spielerisch genähert habe, um sie dann gezielt für die Fotos in Position zu bringen. Dies erfülle – anders als das schlichte Fotografieren eines unbekleideten Kindes - den Tatbestand des sexuellen Missbrauchs. Hinweise auf Gewaltanwendung seien jedoch nicht gefunden worden. Ebenso wenig gebe es Belege dafür, dass der Beschuldigte die Bilder weiterverbreitet habe.
Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft begründe die Auswertung der Video-dateien des Weiteren den Verdacht, dass es bereits Mitte der neunziger Jahre in einer Dachgeschosswohnung zu vergleichbaren Missbrauchshandlungen an fünf Schulfreundinnen der Tochter des Beschuldigten gekommen sei. Diese Vorwürfe sind ebenfalls Gegenstand der nun erhobenen Anklage.
Bisher habe sich der Angeklagte nicht zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen geäußert. Ob die Anklage zur Verhandlung zugelassen wird, entscheidet nun das Landgericht.