Piep, piep, piep - nicht alle ham mich lieb

Thomas Pieperhoff.  / Foto: Heinz Kunkel
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Local-Hero-Dankeschönparty im Ledigenheim Lohberg

Eine unnachsichtig engagierte Plauderei zum Abschluss des Kulturhauptstadtjahres in Dinslaken: Es war ein Erfolg der Menschen, aber was wäre dringewesen!

Lange Gesichter auf der städtischen Party im Ledigenheim Lohberg: Was als Dankeschön für Kulturhauptstadt-Mitwirkung erwartet wurde, hat durch ungeschickte Selbstbeweihräucherung Thomas Pieperhoffs viele Kreative und Sponsoren vor den Kopf gestoßen. Danach beschwerten sich sogar noch die Kirchen, mit ihren umfangreichen eigenen Angeboten von dem (über mehrere Jahre lang) kulturhauptstadtbeauftragten Bürgermeister-Referenten nicht einmal erwähnt worden zu sein. Der musste gar die Presse bitten, es auf diesem Wege nachzuholen!

„Not amused“ dürften sein, auch wenn nicht öffentlich bekundet: u.a. Ämter und Stadtmarketing (genervt), Mitarbeiter (Praktikanten und Profis über einen Kamm geschoren), Stadtwerke (Sponsorgeld Goya vertan), Volksbank (Pieperhoff schrieb in Heidingers Rede zum Neujahrskonzert der VoBa das Dankeschön ausgerechnet der Sparkasse zu), die Sparkasse (wichtiger Großsponsor der gesamten Kulturhauptstadt, war schon gar nicht mehr in Lohberg erschienen). Trotz höflichem „Büffett“-Applaus und gediegenem Presse-Echo war vernichtend zu hören: „Zweiter Wohnsitz Fettnäpfchen“ und „Peinlichkeits-Beauftragter“.

„Man kann nicht alle namentlich nennen“ ?

Pieperhoffs Vorab-„Entschuldigung“ vor Ort: Es könne nicht jeder der tausenden aktiven „Local Heroes“ namentlich genannt werden, die bei uns „Kulturhauptstadt“ mit Leben füllten. Mit einer solchen Binsenweisheit spreizt sich höchstens einmal der Leiter eines Jugendheims vor Minderjährigen nach dem gesponserten Eierlauf.

Bei Großveranstaltungen aber mit solch hohen Fördersummen und wertvollen kostenlosen Hilfs-Dienstleistungen ist es üblich zumindest optisch die wichtigsten, oder besser alle Unterstützer als Bühnen-Dia oder per Bildschirm rollend als alphabetische Endlosliste dankend zu nennen. (Es spart Redezeit und niemand fühlt sich übergangen). Doch nichts davon auf den ja aufgestellten Monitoren in Lohberg, nichts außer Video-Erinnerungen des angeblichen Machers, in Wahrheit Leistungsnehmers.

Als Referent der seinerzeitigen CDU-Bürgermeisterin Sabine Weiss wurde Pieperhoff einst auch zum Städtischen Beauftragten für die Europäische Kulturhauptstadt 2010 ernannt und begann ab 2006 mit den Vorbereitungen der Local-Hero- Woche. Sein bester Coup sei nicht verschwiegen: Pieperhoff erkannte die Chance für Dinslaken als Local Hero Nr. 1 auch überregional in die Charts zu kommen. Doch was nutzt die beste Idee, wenn die Umsetzung so zu wünschen übrig läßt. Die quälend langweiligen Vorbereitungssitzungen haben viele Beteiligten noch in schlechter Erinnerung. Viele hatten für laienhaftes Palaver nach dem Motto „Das find ich aber gut, das find ich aber nicht“ irgendwann keine Zeit mehr. Und zogen dann einfach ihre eigenen Local-Hero-Aktionen durch.

Die Kollegen aus den städtischen Ämtern und dem Stadtmarketing Dinslakens und eigentlichen Macher hatten so gut wie gar keine Zeit für die eigene Außenwirkung: Kulturamtschef Klaus-Dieter Graf und sein Team machten und machen unbeirrbar gutes und nachhaltiges Kulturprogramm für ihre Stadt, egal ob nun Kulturhauptstadt ist oder nicht. Und hatten im Hintergrund natürlich zuverlässig die entscheidenden Weichen für die Local-Hero-Woche längst gestellt, so wie auch das Stadtplanungsamt.

Das Stadtmarketing-Team DINAMIT unter Silke Pollack stemmte ohne viel Eigen-Tamtam (und an der Belastbarkeitsgrenze) u.a. die örtliche Organisation der unglaublichen „ExtraSchicht“ auf Zeche Lohberg, und das unter erschwerten Bergrecht-Bedingungen! Mit über 9000 Besuchern, die bestbesuchte Dinslakener Kulturhauptstadt-Veranstaltung überhaupt.

„Helden“-Lounge

Zum Renner entwickelte sich die „Local-Hero-Lounge“ in der Tiefgarage der VHS. Ein gelungenes Beispiel was Profis (hier die Stadtwerke Dinslaken) aus einer guten Idee machen können: Get Together mit Künstlern (u.a. „Thekentratsch“), örtlichen Promis.und Kulturgenießern.
Auch das Zusammenwirken Pieperhoffs mit dem städtischen Pressesprecher wird in nicht allen Fällen als optimal gesehen, Beispiel, die sensationelle Goya-Ausstellung, hoch gesponsert durch die Stadtwerke, geliefert durch die Partnerstadt Agen, angekündigt durch ein menschenleeres Gebäudefoto des nicht als solches erkennbaren Museums - ein Fototermin für ein werbewirksames Titelbild dieses Kulturhauptstadt-Highlights hätte ein kreatives Zusammenwirken Beider verlangt, offenbar ein NoGo.

Promotion-Gau bei Goya

Keine überregional befriedigende Presse-Vorankündigung, inhaltlich verwirrende nicht recherchierte Texterstellung – Folge: Blamabler Nicht-Besuch, es kamen inkl. verordneter Schulklassen sage und schreibe 2500 lebende Menschen zu Goya, ein Promotion-Gau.

Biedermann und die Grafiker

Pieperhoff verballerte zum Entsetzen städtischer Profis fast den gesamten Werbe-Etat gleich zu Anfang – für nichts. Seine in Machart und Betulichkeit (samt weiterer menschenfreier Stadtfotos, nur in der extern eingekauften Schreibe angemessen) wohl provinziellste und desinformativste aller KHS-Broschüren brillierte durch Titelbild-„Gestaltung“ á la „Biedermann und die Grafiker“.

Ein nur knapp 10 cm großes Gebäude-Foto des abschreckend leeren Museums wies als einziges Titel-Motiv nur Eingeweihte auf das Kultur-Thema hin, wurde noch flankiert von zwei anonymen Bilderdatenbank-Fotos a) jubelnd tanzende Disco-Models und b) ganze vier dunkle Besucher-Silhouetten vor einem auch noch geschlossenen Bühnenvorhang. Die drei kleinen Motiv-Bildchen sollten nun Kultur-Besucher vor allem von außerhalb interessieren und gar nach Dinslaken locken.

Deutlicher als mit dem Symbol eines geschlossenen Vorhangs kann man keinem Publikum der Welt sagen „Bleib bitte weg!“. Was es dann ja auch tat – bspw. bei der zentralen, aber nicht vollen Podiums-Diskussion in der Stadthalle oder bei Goya. Dann aber nahm der wiehernde Amtsschimmel in Koordinator Th. P. die vermasselte Broschüren-Titelseite und hing diese samt Klein-Fotos hundertfach in der gesamten Stadt auf – am für ihn geeignetesten Platz, hoch an die Laternen, bloß außer Sichtweite! Er nannte diese Etatverwendung: „Plakat“. Nach der Meinung vieler ein Fall fürs Rechnungsprüfungsamt.

Was hier von Anfang an kulturverhinderungsbeauftragt vermasselt wurde, konnte selbst durch vielfältige und kostenlose Unterstützung der maßgeblichen örtlichen Presse, wie beim schleppenden Verkauf der Eröffnungsparty mit dem ebenfalls sensationellen Rock-Orchester-Ruhrgebiet, nicht in Gänze, wenn auch weitgehend aufgefangen werden.

Dennoch massiv ungeschickt von Pieperhoff, die Presse nun anbiedernd dankend zu loben, die ja im Wesentlichen ihrem chronisten-pflichtigen Berichterstattungsauftrag nachkam, den Bürgern verpflichtet, nicht der Verwaltung.

Umgekehrt wird ein Schuh draus: Der Niederrhein Anzeiger bedankt sich hiermit noch einmal sehr herzlich bei Bürgermeister Dr. Michael Heidinger, der spontan die Schirmherrschaft beim flächendeckendsten und beteiligungs-stärksten Event übernahm: Die allein mithilfe von örtlichen Sponsoren, Lehrern und Kindergärtnerinnen und vielen, vielen kleinen und großen Künstlern ermöglichten Malaktion „Mein DINsLAKEN“.

Dies erhielt von den Brüsseler EU-Verleihern des Titels „Europäische Kulturhauptstadt“ während deren Besuch der „ExtraSchicht“ größtes Lob: So habe man sich beispielhaft das eigentlich vorgestellt - weil die Aktion mit dem - für andere Städte unnachahmlichen - witzigen „leinernen Wortspiel“ fast die ganze Stadt zum Malen brachte. (sh. Lokalkompass.de /local hero/“Extraschicht“ und „Mein Dinslaken“). Immerhin flankierten jetzt den verrutschten Dankeschön-Abend die „DINsLAKEN“ im Saal des Ledigenheims, die von unserem spiritus rector Alfred Grimm in die anderen Local-Hero-Städte geschickt wurden künstlerischen Grüßen an Dinslaken zurückkamen.

Besucherzahlen?

Nach dem homerischen Gelächter über seine Goya-„Erfolgs“-Pressekonferenz präsentierte Pieperhoff nun bei der Lohberger Veranstaltung so gar keine Besucherzahlen mehr - die könnte man ja mit anderen Städten vergleichen. „Thomas dankt Pieperhoff“-Statistik stattdessen: Allein 2010-Geschäftsführer Pleitgen habe ganze dreimal in Dinslaken geweilt (in Hünxe war´s nur zweimal und davon einmal Probe-Tafeln auf Schloß Gatrop).

Manöverkritik

Schade ist vor allen Dingen, dass durch unprofessionelles Verhalten hinter den Kulissen und bei der „Dankeschön“-Party ohne Not viel Geld und künftige Spendenbereitschaft unnötig versenkt wurden. Und das große gemeinsame Erlebnis Local-Hero-Woche und Kulturhauptstadt wieder in provinzielles Klein-Klein-Neid-und Missgunst-Fahrwasser geschoben wurde.

Das haben die vielen großartigen kreativen Menschen in unserer Stadt ganz sicher nicht verdient. Kultur ist eine Kraft, die den Menschen über sich hinaus wachsen lässt und hoffentlich noch lange nachwirkt und uns alle anspornen kann. Sie ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und ein großes Stück unbezahlbarer Lebensqualität.

Im vorliegenden Fall sind die Klagen der Kritiker keine Miesmacherei, sondern die Ausfälle objektiv belegbar, da hilft kein Pfeifen im Wald, alle seien doch zufrieden, die Bilanz positiv. In Lohberg war´s jetzt mit Händen zu greifen: Mit der Begeisterung der Dinslakener, mit der Kulturhauptstadt der Menschen hatte dieser Danksager nie zu tun gehabt.

Unbeauftragt großartig

Abschließend daher nun die verdiente „ultimative Lobhudelei“ an alle wirklich Kulturschaffenden, Kreativen, Ermöglicher, Sponsoren, Organisatoren - und Kulturgenießer Dinslakens und Voerdes und Hünxes. Applaus! Ihr wart und seid einfach unbeauftragt großartig. Danke!
(Erschienen im Niederrhein Anzeiger KW 04/11 /cd)

Autor:

Caro Dai aus Essen-Werden

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