Weihnachtshäuser faszinieren

Eine weihnachtliche Reise ins Licht

Welche Menschen und Aktivitäten stecken hinter den funkelnden, leuchtenden Häusern und Gärten im Westen NRWs?

Und warum opfern diese Menschen so viel Zeit, Kraft und Geld?

Schon vor 30 Jahren beeindruckte mich das Hildener Weihnachtshaus von Dachdeckermeister Bajorat. Regelmäßig pilgerten wir in der Vor- und Weihnachtszeit zu dem mit 60.000 Lämpchen dekorierten Haus und bestaunten die vielen vor allem aus den USA gekauften Dekostücke, welche im Garten ausgestellt waren, funkelten, leuchteten, sich bewegten und musizierten. Zu dieser Zeit in den 90er Jahren war dieses Weihnachtshaus eines der wenigen weihnachtlich dekorierten Häuser in Nordrhein Westfalen.

Sogar der berühmte Coca Cola Truck gab sich die Ehre und besuchte das in einem Hildener Gewerbegebiet befindliche, freistehende Haus auf der Siemensstraße.

Der Besucherandrang und das Interesse der Schaulustigen an dem Haus war damals so groß, dass eigens ein Shuttleexpress zwischen dem in der Innenstadt organisierten Weihnachtsmarkt und dem Weihnachtshaus in Hilden eingerichtet wurde.

Heute gibt es das Hildener Weihnachtshaus leider nicht mehr. Es darf durchaus behauptet werden, dass dieses Haus als Inspiration und Motivation für andere Hausbesitzer diente, ebenfalls ein Weihnachtshaus zu organisieren.

Das Hildener Weihnachtshaus war weit über die Grenzen Nordrhein Westfalens bekannt und ist die Grundlage und die himmlische Initialzündung für weitere Weihnachtshäuser in der rheinischen Region.

Oft dienen die üppig geschmückten Häuser in den USA als beliebte Vorlage. Vor allem die Häuser an der Ostküste der USA.

Hätte ich ein Haus, es wäre höchstwahrscheinlich auch ein Weihnachtshaus.

Aber dann hätte ich ja keine Zeit für meine Aufgabe als Weihnachtsmann.

Als erklärter Weihnachtshausfan und Weihnachtsmann besuche ich gerade in dieser von der Coronapandemie geprägten Zeit die verschiedenen Weihnachtshäuser in NRW. Bei meinen Besuchen erhalte ich von den kleinen und großen Besuchern, den Nachbarn und den Hausbesitzern, sowie deren Familien viel Inspiration und neue Ideen.

Diskussionen mit fundamentalen Christen führe ich nicht mehr. Gerade diese Zielgruppe lehnt aus Glaubensgründen die geschmückten Weihnachtshäuser und den Weihnachtsmann ab, gibt sich intolerant, dogmatisch und beklagt den Niedergang des Christkindes.

Kein Wunder.

Die Philosophie des Weihnachtsmannes ist da eher eine andere. Der Weihnachtsmann und der Weihnachtszauber existiert für alle Kinder und Erwachsenen auf der ganzen Welt , egal, welche Religion oder Staatsangehörigkeit die Menschen haben. Der Weihnachtsmann ist tolerant, weltoffen und religionsbefreit. Der Weihnachtsmann ist nicht kommerziell und auch nicht der Nikolaus. Religion ist für ihn Privatsache. Der Weihnachtsmann bringt die „guten Gaben“. Er urteilt, verurteilt und bestraft niemals.

In den letzten 2 Jahren bereiste ich einige Weihnachtshäuser in Nordrhein Westfalen.
Ich nehme Sie jetzt mit auf eine Reise ins Licht.

Weihnachtshaus Neuss-Hoisten

So lernte ich im vergangenem Jahr Sven Martin (48), seine Familie und sein wunderschönes Weihnachtshaus auf der Hochstadenstrasse 22a in 41469 Neuss-Hoisten kennen.

Aus Neuss-Hoisten wurde schnell bei einem Garagenbier ein HO HO Hoisten.

Bereits im Sommer beginnt Sven mit der Planung für die Dekoration seines freistehenden Hauses.
Im Jahr 2014 entwickelte sich bei Sven diese Weihnachtsleidenschaft mit einer Lichterkette. Diese Begeisterung wurde dann immer intensiver. Mittlerweile zieren 7 km Lichterketten, Tausende von Lichtern das Haus. Auf dem Dach strahlt ein selbstgebauter, großer Stern und auf dem Garagendach dominiert ein riesengroßer, beleuchteter Schlitten. Sven sammelt von den Besuchern Spenden für das lokale Tierheim, verkauft am Wochenende Glühwein und Würstchen für den guten Zweck.

Für ausreichend Schnee sorgt zur Freude der Kinder eine Schneekanone.

Fragen rund um das Thema Stromkosten werden nicht beantwortet. Das ist Betriebsgeheimnis.

In diesem Jahr bastelte Sven Martin einen Weihnachtsbriefkasten und präsentierte diesen im Oktober mit dem Weihnachtsmann der Öffentlichkeit. Seitdem können Kinder und Erwachsene dem Weihnachtsmann schreiben, den Brief am Weihnachtshaus einwerfen oder mit der Post zusenden an:

Weihnachtshaus Hoisten, Familie Martin, Hochstadenstr. 22a, 41469 Neuss

Wichtig!

Dem Brief an den Weihnachtsmann ist eine 60 Cent Briefmarke für die Rückantwort beizufügen.
Bitte keinen frankierten Brief für die Rückantwort beifügen.

Der Weihnachtsmann antwortet mit einer wunderschönen, illustrierten Postkarte individuell und benötigt dafür die 60 Cent Briefmarke!

Die Postkarte des Weihnachtsmannes wird mit einem eigenen North Pole Office Stempel abgestempelt.

Hier kann man dem Weihnachtsmann übrigens das ganze Jahr schreiben.
Bis heute erhielt der Weihnachtsmann über 500 Briefe aus der ganzen Republik.

Als Weihnachtsmann bin ich schwer beeindruckt und freue ich mich über das Engagement von Sven Martin und seiner Familie. Alle tun damit Gutes und nur das zählt.

Weihnachtshaus Langenfeld-Wiescheid

Weiter geht’s nach Langenfeld zum Weihnachtshaus in Langenfeld-Wiescheid auf der Turmstraße 8.
Dort illuminieren Carina und Erich Gräf seit Jahren ihr Haus und ihr Grundstück mit über 91.000 Lämpchen. Da wird nicht wild geschmückt, sondern mit Konzept geplant und im Oktober über Wochen aufgebaut.

Das Ehepaar sammelt bei den Besuchern Spenden für den Kinderschutzbund.
Wie bei jedem anderen Weihnachtshausbesitzer ist gerade der persönliche Draht zu einem Dachdecker und Elektriker für die Montage der Dekomaterialien und Lichter auf dem Dach und Fassade des Hauses sehr nützlich. Aber auch der gute Kontakt zu den Nachbarn ist sehr wichtig, denn nicht gerade wenig Gäste besuchen das Weihnachtshaus.

Zudem erstrahlen 180 Figuren an dem Haus und im Garten.

Begonnen hat alles bei den Gräfs mit einer Lichterkette in 2013.
Mittlerweile ist das Weihnachtsvirus auf das Haus der Schwiegereltern übergeschwappt, welches sich rechts neben dem Weihnachtshaus befindet. Auch hier wird immer mehr dekoriert.

Weihnachtshaus Solingen

Meine Reise geht weiter zum nur wenige Kilometer entfernten Weihnachtshaus Solingen, Friedrichstal 58, 42657 Solingen.

Dort treffe ich das Ehepaar Gier.
Das kleine Haus liegt völlig abgeschieden, einsam und idyllisch in einem Tal an der Wupper.
Neben vielen Attraktionen dekoriert Stefan Gier dort eine Eis – und Polarwelt mit leuchtenden Wildtieren.

Mit einer am Zaun befestigten Spendenbox sammelt das Ehepaar Gier Spenden für die Deutsche Duchenne Stiftung, welche sich für muskelerkrankte, lebenszeitverkürzt erkrankte Kinder einsetzt.
Als Weihnachtsmann bin ich gerne vor Ort und verteile süße Weihnachtstüten an die freudestrahlenden, dankbaren Kinder.

Magics Weihnachtshaus Solingen

Die Region Solingen/Langenfeld scheint ein echter Hotspot für Weihnachtshäuser zu sein.
Ein weiteres Weihnachtshaus in Solingen ist das Magics Weihnachtshaus in Solingen auf der Remscheider Str. 17 a, 42659 Solingen.

Hier beleuchtet die Familie Broch jeden Tag im Dezember ihr Haus und den Garten von 17:00 bis 22:00 Uhr.

Vor allem der üppig beleuchtete Garten lädt die Besucher zum Staunen und Verweilen ein.
Besucher können sich mit Frosty, dem Schneemann fotografieren lassen.

Hier sammeln Martin, Melanie und Manuela Broch bei den Gästen viele Spenden für das Kinder und Jugendhospizhospiz Burgholz aus Wuppertal.

Weihnachtshaus Düsseldorf-Flehe

Im Dorf an der Düssel besuche ich das Weihnachtshaus Flehe auf der Volmerswerther Strasse 351.

Das kleine, ca. 100 Jahre alte Knusperhäuschen habe ich besonders in mein Herz geschlossen. Oliver Peiffer (46) dekoriert seit Anfang 2000 sein kleines Haus sehr liebevoll mit über 25.000 Lichtern und zahlreichen, beleuchteten Schneemännern, Weihnachtssternen, Rentieren, Schneeflocken und vieles mehr. Sein Sohn Justin Schöttle (20) unterstützt wo er nur kann. An der Hauswand funkelt ein Weihnachtsbaum.

Bereits zweimal durfte ich in meiner Eigenschaft als Weihnachtsmann im Rahmen einer Feier mit den Nachbarn und Freunden das Licht einschalten zu Beginn der Weihnachtssaison. Eine große Ehre für mich.

Weihnachtshaus Duisburg-Marxloh
Jetzt geht es Richtung Ruhrgebiet ins 42 km entfernte Duisburg-Marxloh.

Marxloh? Da soll ein Weihnachtshaus sein? Tief im Westen?

Ja, und was für eines.

Hier regiert Weihnachtsfan Andreas Krause (58) in seinem alten Zechenhaus auf der Stockholmer Straße.

In der ziemlich dunklen Zechengegend wirkt sein mit 100.000 Lichtern dekoriertes Haus wie ein riesengroßes UFO aus dem Film „Unheimliche Begegnung mit der dritten Art“.
Es ist aber keine unheimliche, sondern eine galaktisch schöne Begegnung mit Andreas Krause.

Andreas dekoriert sein Haus seit 1992. Für ihn ist ein Lob sehr wertschätzend und motivierend. Und wenn die Kinderaugen strahlen, dann ist alles perfekt. Er möchte den Menschen Freude machen. Und das gelingt ihm mit seinem Engagement. Und wenn ein Kind sogar sagt: „Ja, hier in dem Haus wohnt der echte Weihnachtsmann“, dann strahlt Andreas mit seiner Beleuchtung um die Wette und weiß, dass er alles richtig gemacht hat.

Vor einigen Jahren starb seine Frau. Sie hatte Andreas immer bei der Weihnachtsdekoration unterstützt. Aber Andreas macht weiter im Gedenken an seine Frau, welche sicherlich sehr stolz auf sein aktives Engagement und sein großes Herz wäre – oder ist.

Jedes Jahr vom 1.Advent bis zum 6. Januar erstrahlt das Haus in vollem Glanze.
Allein an der Haustür befinden sich 3.500 Lichter.

Die Besucher kommen aus dem gesamten Ruhrgebiet und lassen ihre Herzen vom Licht erhellen.

Weihnachtshaus Oberhausen
Mit einem nächsten Besuch geht es auf den himmlischen Olymp der Weihnachtshäuser nach Oberhausen-Sterkrade.

Das Ende unserer Reise endet im unendlichen Licht.

Und wenn man denkt, es gäbe keine Steigerung mehr in Sachen Dekoration, dann irrt man sich gewaltig.

Hier haben Dirk van Acken (43) und seine Frau Barbara seit einigen Jahren das Weihnachtshaus Oberhausen aufgebaut.

Das Haus auf der Walsumermarkstr. 134 in 46147 Oberhausen ist unter Google sogar als Sehenswürdigkeit eingetragen.

Ich finde als Weihnachtsmann ein echtes, riesiges Weihnachtsparadies vor und ich bin total überwältigt.

Das ist in Deutschland einmalig, wahrscheinlich sogar weltweit

Absolut einmalig ist es, dass die Besucher nach vorheriger Anmeldung zwischen 16:30 Uhr und 20:30 Uhr sogar die Wohnräume der van Ackens besuchen dürfen.

Ja, Sie haben richtig gelesen.

Küche, Toilette, Wohnzimmer, Diele, Kinderzimmer, alles darf auf 94 qm besichtigt und fotografiert werden. Überall duftet es herrlich nach Weihnachten. Der Besucher traut kaum seinen Augen. In diesem Weihnachtstempel wohnen tatsächlich Dirk und Barbara.

Der Eintritt ist frei. Anmeldung erforderlich. Es darf gern etwas Geld gespendet werden.
Und damit alles reibungslos funktioniert, helfen gute Freunde dem Ehepaar bei der Organisation, Hausputz, Ausgabe an der Weihnachtsbar im Garten von Glühwein, Würstchen vom Grill, Kinderpunsch, Schokolade, Kekse gegen eine Spende für einen guten Zweck. Und die Freunde wohnen natürlich auch in dem Weihnachtshaus.

Gesammelt werden Spenden für das örtliche Tierheim.

Zudem organisiert das Ehepaar viele Spenden und Geschenkaktionen für die Oberhausener Tafel.
Angefangen hatte alles erst 2013 mit einigen Lichterketten. Aber bei Dirks Leidenschaft für Weihnachten entwickelte sich alles sehr rasant in Richtung weihnachtlicher Superlative. Irgendwann hielt er es nicht mehr aus und lud die Besucher in das Haus ein. Seine Frau informierte er erst gar nicht.

Das hausinterne Stromnetz musste komplett aufgerüstet werden.
Jeden Abend ist der als Altenpfleger tätige Dirk als Weihnachtsmann verkleidet in seinem Haus und im Garten unterwegs, bringt den vielen Kindern den Glauben an den Weihnachtsmann näher, bedient mit der Fernbedienung zwei Schneekanonen zur Freude der Kinder. Ich bin von meinem weihnachtlichen Kollegen schwer beeindruckt.

Letztes Wochenende waren sogar Huskys vor Ort, welche ein einachsiges Fuhrwerk (Sulky) über die Straße zogen. Die Besucher und eingefleischten Weihnachtsfans würde es nicht wundern, wenn eines Tages echte Rentiere im Garten der van Ackens verweilen.

In dieser märchenhaften Weihnachtswelt kann man sich gar nicht lange genug aufhalten und sattsehen. Neben den dekorierten Räumen ist das komplette Haus vorne und hinten mit 50.000 Lichtern dekoriert. Beleuchtete Figuren, aufgeblasene Weihnachts- und Schneemänner lassen die Herzen höher schlagen im Weihnachtsrausch und laden zum Fotografieren und Sattsehen ein.

Das Ehepaar van Acken lebt und liebt Weihnachten. Während andere in den Urlaub fliegen, wird hier das Geld für das Weihnachtshaus gespart. Auch der Jahresurlaub wird für den Dezember aufgespart. Im Sommer gibt es mal einen Urlaub an der Ostsee. Das war`s.

Bei allen meinen Besuchen der verschiedenen Weihnachtshäuser bin ich begeistert von der Kreativität, Leidenschaft, Empathie, Humor und dem sozialen Engagement der Eigentümer.

Hier geht es den Besitzern nicht um Kommerz, sondern um die uneigennützige Freude an Weihnachten für alle Menschen.

Das alles eint und ehrt die weihnachtsverrückten Besitzer der Weihnachtshäuser, welche viel Lebenszeit und Geld dafür investieren. Und das gilt für alle Weihnachtshausbesitzer überall.

Es gibt auch nicht das „schönste Weihnachtshaus“. Alle Weihnachtshäuser sind schön, sind nicht miteinander vergleichbar, lassen die Herzen höherschlagen und sind konzeptionell total unterschiedlich. Dem einen ist es manchmal zu viel, dem anderen zu wenig. So ist das im Leben.

„Schön, dass es Menschen gibt, die so etwas für andere Menschen machen“, denke ich mir und trete die Heimreise an.

Das ein oder andere Weihnachtshaus in NRW werde ich bestimmt noch besuchen.

Sie vielleicht auch?

Ein schönes Filmchen von uns zum Weihnachtshaus in Neuss -Hoisten:

https://www.youtube.com/watch?m Weihnachtshaus inv=CsGkjQfSCho