"Twilight" lässt grüßen. Düsseldorfer Kunstakademie lud zur Semesterabschlussschau ein.

Installation von Mercedes Neuß, Atelierklasse Katharina Fritsch.                                               Fotos: Marjana Kriznik
13Bilder
  • Installation von Mercedes Neuß, Atelierklasse Katharina Fritsch. Fotos: Marjana Kriznik
  • hochgeladen von Marjana Križnik

Auf einen Zettel hat Einer um die hundertmal "Ich studiere Kunst" geschrieben. Ein Anderer hat mit schwarzem Edding Linien auf Riesenblätter "gemalt". An einer riesigen Wand wiederum prangen hunderte von Plastikbechern und Schraubverschlüssen. Ist das alles Kunst, mag sich wohl so mancher der vielen Besucher gefragt haben, die am Wochenende die heiligen Hallen der Düsseldorfer Kunstakademie bevölkerten.

Wie jedes Jahr, öffnete diese für einige Tage ihre monumentalen Atelierräume zum Rundgang durch die einzelnen Klassen - diesmal vom 7. Februar bis zum vergangenen Sonntag. Denn am Ende eines jeden Wintersemesters zeigen die angehenden bildenden Künstler - derzeit fast 600 - bei einer Leistungsschau, womit sie sich in den vergangenen Monaten beschäftigt haben. Die jungen Studenten haben auch diesmal fleißig in den Sparten Malerei, Skulptur Video, Performance und Objektkunst experimentiert.

Die Schau zum Nulltarif ist trotz der frostigen Grade wie jedes Jahr ein Besuchermagnet. Nachdem man zur Gruppe der Glücklichen gehört, die schubweise in das denkmalgeschützte Gebäude eingelassen werden - es kommen jedes Jahr an die 40.000 - prallen im beeindruckenden Innern die unterschiedlichsten Kunstgenüsse auf den Besucher ein.

In der Atelierklasse von Katharina Fritsch steht man etwa vor einem Dreigestirn aus riesigen schwarzen dreibeinigen Wölfen - das Produkt eines Alptraums oder hatte die Künstlerin Mercedes Neuß zu oft die "Twilight"-Filme gesehen? Wie immer bei dieser Leistungsschau hat der Besucher die einmalige Chance, mit den jungen Künstlern ins Gespräch zu kommen, denn diese sitzen vor oder ihren Klassenräumen. Und sind für ein Fachgespräch zu haben.

Ehrfürchtig vor Stauen steht man vor dem monumentalen Scherenschnitt der Schülerin von Lucy Mc Kenzie, Lena von Gödecke. Ihr Werk mit dem Titel "Sol invictus" (lateinisch für "unbesiegter Sonnengott") prangt vor einer der überdimensionalen Fensterscheiben der Kunstakademie. Aber statt des Apollon-Sonnengottes mit dem siebenstrahligen Heiligenschein hat die Künstlerin in akribischer Kleinstarbeit eine barbusige weibliche Schönheit mit vielstrahligem Heiligenschein als schwebende Gottheit aus dem schwarzen Tonkarton heraus gearbeitet. Zu ihren Füssen ein "entmachteter" Jesus - mit Nietengürtel und Springerstiefeln.

Überhaupt dominieren bei vielen der Semesterabschlussarbeiten viel nackte Haut, Geschlechtsteile und auf Provokation ausgelegte Anzüglichkeiten ("Gesellschaft der Fickenden"). Diese können jedoch spätestens seit Provokations-Rapperin Lady Bitch Ray ("Deutsche Schwänze") und Charlotte Roches "Feuchtgebieten" nicht mehr wirklich provozieren. Also liebe Studenten, weitermachen - mit dem Studium.

Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.