Büttenrede

Das Hütchen

Die Treue ist kein leerer Wahn,
seht euch nur mein Hütchen an.

Alt und verschlissen, dies Hütchen ist einzig,
vor dem Krieg hab ich`s gekauft für 7 Mark 90.

Ich hab es getragen, bis zum heutigen Tag.
Doch werd ich es auch nicht mehr los, wie es auch aussehen mag.

Ich hab es getragen in Freud und Weh,
im Sommer, im Winter, bei Regen und Schnee.

Jetzt ist mein Hütchen voll Dreck und voll Speck,
drum ist es am besten, mein Hütchen muss weg.

Neulich sagte mein Mann zu mir, du siehst aus wie ne Trud,
kauf dir doch endlich einen schönen nuen Hut.

Das alte Ding, du lieber Gott,
sieht grad aus wie ein Kammerpott.

Da schellt`s, vor der Tür steht ein Mann,
"Bitte, könnt ich eine Kleinigkeit haben?"
Mein Mann nicht faul, schnappt sich das Hütchen,
gibt ihm dazu ein belegtes Brötchen
und schiebt ihn damit zur Tür hinaus.
Das Problem mit dem Hütchen ist endlich aus.

Gleich danach kommt der Nachbar rauf gerannt:
"Ich habe eben auf der Treppe unten,
ihrer Frau das Hütchen gefunden."

Mein Mann kriegt einen Kopf wie ein Hahn,
mit Dank nimmt er dann das Hütchen an
und sagt zu mir:" Ach glaub mir blos,
den Hut werden wir wohl nie mehr los."

Das wäre doch gelacht, das Ding nicht an den Mann zu bringen,
ich lass ihn einfach in der Wirtschaft hängen.

Gesagt, getan, so wird`s gemacht,
wir gehen in die Wirtschaft so kurz nach acht,
meinen Mann am Arm, das Hütchen in der Hand,
häng ich es in der Wirtschaft an die Wand.

Beim Weggehen kommt der Ober mir nachgerannt:
" Gnä Frau, sie haben ihr Hütchen hängen lassen."

Dem Ober drück ich ein Trinkgeld in sein Pfötchen
und setz wieder auf, mein gutes altes Hütchen.

Am nächsten Sonntag bei herrlichem Sonnenschein
machen wir einen Ausflug an den Rhein.
Kaum sitzen wir gemütlich im Böötchen,
sagt mein Mann:" Frau denk an dein Hütchen."

Ich werf weit ins Wasser fort,
schon brüllt einer:"Mann über Bord:"
Ein Matrose springt ins Wasser, zieht das Hütchen an Land
und drückt mir das Ding patschnass in die Hand.
Und so kamen wir von Rüdesheim,
samt Hütchen wieder heim.

Als wir abends durch das Baugebiet gehen,
da bleibt mein Mann plötzlich stehen.
Und eins zwei drei, ihr glaubt es kaum.
liegt das Hütchen in einem Abstellraum.
Ich tu noch gerade einen kurzen Schrei,
da steht hinter uns schon die Polizei.
"Was suchen sie in den Trümmern hier?
Ich glaub, ihnen fehlt noch ein Nachtquartier!
Und darum, mein lieber Mann,
zeige ich sie jetzt einfach an."
"Doch ein, das glaube mir bloß"
sagte mein Mann später zu mir
"den Hut sind wir jetzt endlich los."

Am nächsten Morgen, da schellt es bei mir,
da steht der Schutzmann vor der Tür.
"Die Anzeige von gestern ist hiermit erledigt,
denn ihre Angaben haben sich bestätigt.
Und wir haben in den Morgenstunden
ihren Hut auch unbeschädigt wiedergefunden!"

Da habe ich mein Hütchen wieder aufgesetzt
und wie ihr seht, ich trage es noch jetzt
und wenn es sein muss, bis an mein Lebensend.

Denn es gibt nichts Treueres, wie einen alten Hut
und ich denke, er steht mir ja auch ausgesprochen gut.

Helau!!

(Verfasser unbekann)

Diese Büttenrede ist schon uralt, und ist für eine Seniorenveranstaltung bestens geeignet.

Autor:

Christa Palmen aus Düsseldorf

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