Atommüll
"Probe-Castorfahrt Jülich–Ahaus: „politisch gescheitert“

Schwertransporter mit Probe Castor (weiß mit Gehäuse), 30 Meter lang
  • Schwertransporter mit Probe Castor (weiß mit Gehäuse), 30 Meter lang
  • hochgeladen von Marita Boslar

NRW-Wirtschaftsministerium muss Uhren auf Null stellen:

Räumungsanordnung in Jülich aufheben

dann Runder Tisch mit allen Verfahrensbeteiligten

neue Proteste für nächsten Probe-Castor 21.11. angekündigt

Angesichts des massiven Polizeieinsatzes auf den Autobahnen zwischen Jülich und Ahaus mit mehreren Dutzend Einsatzfahrzeugen, Polizeihundertschaften sowie Sondereinsatzeinkräften und einem Hubschrauber sehen die Anti-Atomkraft-Initiativen die Testfahrt mit einem leeren Probe-Castor vom Forschungszentrum Jülich zum Brennelemente-Zwischenlager Ahaus politisch als gescheitert.
„Was wir gestern erlebt haben, war ein riesiger Zirkus, der allein dem Zweck diente, eine sichere Atommüllentsorgung vorzutäuschen. Diese gibt es jedoch weder auf der Autobahn noch in Ahaus. Atommüll ist kein Polizeiproblem, sondern muss langfristig und verantwortungsvoll gelöst werden. Und das bedeutet: weitere Lagerung vor Ort in Jülich und Bau eines neuen Zwischenlagers dort. Atommülltransporte verschärfen nur die Probleme, wie sich schon jetzt zeigt", erklärte Felix Ruwe von der BI "Kein Atommüll in Ahaus“.

„Die zuständige NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur muss die Uhren des Verfahrens auf Null stellen und als Erstes die 2014 erteilte Räumungsanordnung für das Jülicher Zwischenlager aufheben. Dann sollte sie alle Beteiligten zu einem Spitzengespräch am Runden Tisch ins Ministerium einladen. Dazu zählen die beteiligten Bundesministerien Umwelt, Finanzen und Forschung, das Forschungszentrum Jülich, aber auch die Städte Jülich und Ahaus. Es ist schleierhaft, warum das in den letzten 15 Jahren nicht ein einziges Mal geschehen ist. Nun wird es dringend Zeit für ein solches Spitzengespräch, bevor ohne Not in NRW ein unsinniges und gefährliches Castor-Chaos auf den Autobahnen angerichtet wird. Jetzt ist die Zeit für eine Kehrtwende und einen Neuanfang“, so Marita Boslar vom Aktionsbündnis "Stop Westcastor" in Jülich.

Trotz mehrerer Versuche der Polizei, eine Beobachtung des Castor-Konvois zu verhindern, gelang den Anti-Atomkraft-Initiativen eine lückenlose Dokumentation der Castor-Strecke: In Jülich ging es ab 22.06 Uhr zunächst über die B56, dann die Autobahnen 44, 46 und 57 und gegen 23.30 Uhr auf der A44 über den Rhein und durch den Düsseldorfer Flughafentunnel. Weiter ging es über die A52 und die A3 nach Duisburg, wo der Castor-Konvoi einen Schlenker zu A59 machte, bevor er zur A3 zurückkam. Gegen 0.45 Uhr erreichte der Leertransport bei Bottrop die A31 und gegen 2 Uhr das Zwischenlager in Ahaus. Dort musste noch mehr als 30 Minuten rangiert werden. Heute Nacht soll der Leer-Castor wieder zurück nach Jülich fahren.

Gestern gab es in Jülich vor dem Forschungszentrum wie schon am Montag eine Mahnwache von Atomkraftgegner:innen. Ebenfalls am Montag hatten in Ahaus Landwirte und Anti-Atomkraft-Initiativen mit einer Trecker-Demo sowie der Ahauser Bürgermeisterin Karola Voß ihren Unmut deutlich gemacht. Alle Beteiligten rufen zu neuen Protesten auf. Diese sind für die nächste Probe-Castorfahrt am 21. November bereits anvisiert.

Die Anti-Atom-Initiativen weisen zudem darauf hin, dass Castor-Transporte nach Ahaus keinen Sicherheitsgewinn bringen. So gibt es in Ahaus keine Reparaturmöglichkeit für defekte Castoren. Zudem ist vor einer noch immer ungeklärten Endlagerung eine weitere Neuverpackung der rund 300 000 Brennelementkugeln notwendig, die in Ahaus nicht möglich ist. Außerdem läuft die Genehmigung für das Zwischenlager Ahaus schon in 13 Jahren aus und es ist weiterhin eine Klage der Stadt Ahaus gegen die Einlagerungsgenehmigung für die Jülicher Castoren vor dem OVG Münster anhängig.

Autor:

Marita Boslar aus Düsseldorf

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