Zu Besuch auf dem Straußenhof Möller
Auf den Strauß gekommen

Das hier ist kein Streichelzoo
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Mittlerweile kann man in Deutschland die exotischsten Tiere besuchen, ihnen ganz nahe sein, mit ihnen spazieren gehen, diese füttern und streicheln. Das ist beispielsweise so bei den sehr beliebten Alpakas, den Adlerwarten oder den Rentierfarmen so.

Wenden wir uns jetzt einem weiteren, beliebten Tier zu, dem Vogel Strauß.

Mittlerweile gibt es in Deutschland zahlreiche Straußenhöfe oder Farmen.

Ich habe mir den Straußenhof von Nils Möller im Lipperland bei Horn-Bad Meinberg ausgesucht und besuche am 27. Mai 2023 eine Führung auf dem Straußenhof.

Ich bin gespannt, die eindrucksvollen, imposanten Tiere aus nächster Nähe zu erleben. Ob man sie auch streicheln und füttern kann?

Nils Möller empfängt unsere aus Kindern und Erwachsenen bestehende Gruppe am Eingangstor zum Straußengehege.

Auf mich wirkt das Gehege wie ein Hochsicherheitstrakt. Ich erfahre später, warum das so ist.

Zunächst erhalten wir von Nils eine Art Sicherheitseinweisung.

Die männlichen Sträuße werden Hähne genannt und haben ein schwarzes Gefieder. Sie sind bis zu 2,80 Meter groß und wiegen bis zu 150 Kilo.

Mir fallen im Gehege zwei Hähne auf. Nils hat sie Manni und Odin getauft.

Jedoch hat jeder Hahn sein eigenes, abgetrenntes Revier. Revierkämpfe sollen so vermieden werden.
Jeder der Hähne hat vier Hennen in seinem Revier.

Neugierig beobachten uns die Vögel und kommen näher zu uns an den Zaun. Guter Rat von Nils: „Nicht zu nah an den Zaun gehen. Abstand halten. Nicht den Rücken den Tieren zudrehen. So ein zupackender Straußenschnabel kann ganz schön weh tun“.

So langsam dämmert es uns allen in der Gruppe. Das hier ist kein Streichelzoo.

Wir kommen am „Kükengehege“ vorbei und lernen den fast zweijährigen Hector kennen. Hector ist nicht gerade ein kleines, niedliches Küken. Er ist gerade im Fellwechsel und bekommt ein neues, schwarzes Federkleid. Hector wächst zu einem stolzen, geschlechtsreifen Hahn heran. Aktuell organisiert Nils und sein Team für Hector ein neues Revier. Dann darf sich Hector noch auf drei Hennen freuen, die mit ihm das Gehege teilen.

Nils ist gut vernetzt und arbeitet mit anderen Betreibern von Straußenfarmen zusammen. Diese haben Brut und Küken Anlagen. Auf diese Art und Weise wird Inzucht vermieden.

Ich schaue auf die Füße der Vögel und werde unweigerlich an die Krallen der Velociraptoren Dinosaurier aus Jurassic Park erinnert.  Etwas hat überlebt. Jurassic Park im Lipper Land.

Entstanden ist der flugunfähige, größte, lebende Vogel der Welt vor 55 Millionen Jahren in Asien. Von dort wanderten die Vögel nach Afrika.

Die Tiere sind sehr anpassungsfähig und können in allen Klimazonen der Erde leben.

„Von so einer Kralle möchte ich nicht gepackt und überrannt werden“, denke ich mir ehrfürchtig.
Zudem kann so ein Strauß mal eben bis zu 80 km/h schnell laufen.

Das hat Nils bei seinen Reisen durch Australien und in Kanada inspiriert, fasziniert und begeistert. In Australien lernte Nils den Vogel Emu kennen, woanders den Afrikanischen Blauhalsstrauß.

Auf dem dem Hof der Möllers finden wir ausschließlich den afrikanischen Blauhalsstrauß.

2018 setzte Nils seine schon lange gehegte, außergewöhnliche Idee einer Straußenfarm in die Tat um.

Während die Vögel den ganzen Tag das saftige Gras fressen, erhalten diese am Abend im Stall ein Kraftfutter. Neben Gerste befindet sich in dem Futter auch Biertreber aus der Detmolder Brauerei.

Das ist regionale Vernetzung!

Wir stehen an dem Zaun des Geheges. Der Zaun geht nicht bis zum Boden und es ist unten noch ordentlich Platz. „Warum ist das so“, wollen wir wissen. Nils bezeichnet den nach unten , offenen Zaun als seinen Notausgang. Im Sommer müssen Nils und sein Team den Hähnen die gelegten Eier entwenden. Hier bewachen die Hähne die in einer Sandkuhle gelegten Eier. Und mit einem wütenden Odin und Manni möchte sich hier niemand anlegen. Die Tiere werden Abends von Nils beobachtet und abgelenkt mit Futter. Mitte Ende März beginnen die Hennen mit dem Eierlegen bis Ende August. In dieser Zeit legt eine Henne im Idealfall 50 Eier. Alle 48 Stunden kann eine Henne so ein riesengroßes Ei produzieren.

Während die Tiere mit Futter im Stall abgelenkt werden, hat Nils gerade mal 3-5 Minuten Zeit, die großen Eier aus den „Sandbädern“ zu klauen.

In 90 Prozent der Fälle funktioniert das gut, aber es gibt auch gefährliche Situationen, bei denen sich Manni oder Odin nicht ablenken lassen. Aufgrund ihrer enormen Geschwindigkeit können diese in Afrika mit ihren Krallen sogar einen Löwen töten.

Nils hechtet dann wie ein Quarterback im American Football über den Platz und sammelt die Eier ein.

Eine sportliche Höchstleistung.

Im Notfall könnte er sich überall unter dem Zaun hindurchrollen und sich so das Leben retten. Bisher kam er nie in solch eine Situation, aber Vorsicht schadet nie. Auch nicht, wenn die Tiere noch so tiefenentspannt sind, wie bei Möllers auf dem Hof.

Die Vögel sind keine Kuscheltiere. Die hormongesteuerten Hähne können sehr launisch sein.

Gerade Manni mag es nicht, wenn Nils mit der Giesskanne die Bäume im Gehege wässern möchte.

Die Vögel werden ausschließlich für die Zucht genutzt. Hier wird nicht geschlachtet und man freut sich über die cholesterinfreien, riesigen und leckeren Straußeneier.

So ein volles Straußenei wiegt 1,6 Kilo und kostet ab 1,4 Kilo 35,- EUR.

Eier unter 1,4 Kilo kosten 30,- EUR.

Für die Eier gibt es sogar zwischen Weihnachten und Ostern Vorbestelllisten, denn gerade vor dem Osterfest sind die mengenmäßig begrenzten Straußeneier sehr begehrt.

Die Öffnung des Eies erfolgt mittels einer schriftlichen Anleitung.

Der Inhalt eines Straußeneies besteht aus 25-30 Hühnereiern!

Rezeptvorschläge gibt es gratis dazu. Kochen sollte man das Ei nicht. Die Schale zerbricht beim Kochen und es würde 90 Minuten dauern. Aus einem Ei ließe sich prima Rührei machen und von der anderen Hälfte einen Kuchen oder Omelett backen.

Aus den Eiern produziert Nils und seine Familie regionale Produkte wie einen Eierlikör und Eiernudeln.

Die schönen Straußenfedern kann man im Hofladen in allen Größen erwerben.

Nils dokumentiert die Stabilität eines vollen Straußeneies. Ein Kind stellt sich auf das Ei. Es zerbricht nicht. Er erklärt uns den cleveren Vorgang der Bebrütung der Eier durch die Hennen.

Unsere Gruppe bewegt sich nach ca. einer Stunde Richtung Ausgang und freut sich auf einen kostenfreien Eierlikör für die Erwachsenen.

Wir haben viel über den Vogel Strauß gelernt und sind beeindruckt.

Neben den Vögeln leben es auf dem Straußenhof der Möllers einige Alpakas, mit denen man spazieren gehen kann. Zwei Papageien sind gern bei den Führungen zu Gast und die vielen Bienen bescheren einen wunderbaren Honig.

Den Kopf steckt Nils Möller mit seinem Engagement und den vielen Ideen nicht in den Sand.

Im Gegenteil.

Direkt neben den Gehegen bietet er die Möglichkeit von drei Wohnmobilstellplätzen.

Ein Besuch auf dem Straußenhof Möller in Verbindung mit einer Führung ist ein echtes Abenteuer für Groß und Klein.

Eine touristische Bereicherung für das schöne Lipperland, direkt in der Nähe der Externsteine und dem Hermanns Denkmal.

Infos:

Straußenhof Möller
Billerbecker Str. 61, 32805 Horn-Bad-Meinberg
Tel.: 01512 – 637 61 89
kontakt@straussenhof-moeller.de
www.straussenhof-moeller.de

Autor:

Andreas Vogt aus Düsseldorf

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