Lehrer Flieger Klassenbücher - Düsseldorf-Derendorf in den 1950er Jahren

Ja, wir waren eine Rasselbande, als ich mit 7 Jahren 1953 in der Schule Essener Straße eingeschult wurde.

Ich erinnere mich an Frau Doering, eine ruhige sympathische Person. Sie weckte in uns Freude an der Schönschrift und machte uns neugierig auf Leseerlebnisse. Ich konnte schon lesen, das hatte mir meine Oma beigebracht. Meine drei Monate Dorfschule kurz vor der Flucht hatten dazu nichts beigetragen. Mein fliessendes Lesen führte sie auf ihren Unterricht zurück. Nun ja… Der lieben Person gönn(t)e ich das.

Wenn draußen ein (damals noch seltener) „Flieger“ zu hören war, stürmte die Rasselbande geschlossen an die Fenster. Frau Doering ließ uns gewähren. Wir dankten ihr ihre Freundlichkeit durch Folgsamkeit

Eine Aushiflslehrerin, Frau Maul, ist mir noch in guter Erinnerung. Sie war ca. 70 Jahre alt und längst pensioniert. Wir sollten sie immer „Fräulein Maul“ nennen, sie hatte nie geheiratet und bestand auf dieser Form der Anrede. So war das eben. Natürlich führte das zu Kichereien ohne Ende.

Sie führte den Unterricht mit Strenge UND Liebenswürdigkeit, und das ging so:
Wenn sie aus disziplinarischen Klassenbuch-Einträge machte, hatte der eine oder andere doch schon mal ein bisschen Angst. Damals wurde ja auch bei fast jeder Gelegenheit nach Hause geschrieben.

Aber, Fräulein Mauls Eintragungen blieben unsichtbar! Sie hat immer nur mit dem Füller gefuchtelt! Toll!

Sie hatte einen Rohrstock zur Hand und zitierte Störenfriede nach vorn. Dann befahlt sie denen, die Hände auszustrecken.

Der Rohrstock sauste herunter, es knallte richtig.
Allerdings hat sie auf das Klassenbuch gehauen und nicht auf die zarten Kinderfinger!

Nach der Umschulung zur Mathias-Claudius-Schule bekamen wir im 4. Schuljahr den unvergesslichen Lehrer Zwickau. Der verlängerte unsere Sportstunden durch Völkerball und dgl., er bedauerte dass er für die Rasselbande keine Turnhalle zur Verfügung hatte. „Ich würde euch die Hammelbeine lang ziehen!“ drohte er zwinkernd.

Es gab einen Mitschüler, dem er mal mit dem Rohrstock auf den Lederhosen-Boden geklopft hatte. Der hat seinen Eltern erzählt, dass er quasi durch den Lehrer misshandelt worden wäre.
So wurde eine Direktor-Sache draus. Der Direx hat uns damals nach einer Pause zum Thema befragt, wir haben alle gesagt, dass es nur um einen Klaps auf den Lederhosen-Podex ging und so ging die Sache für den Herrn Zwickau gut aus.

Mich und manchen anderen hat er durch (bezahlte, preiswerte) Nachhilfe-Unterricht-Stunden unterstützt, obwohl das nicht erlaubt war. Er wollte aber keinen Sitzenbleiber unter seiner „Fuchtel“ erleben…

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Autor:

Bernd Schiele aus Düsseldorf

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