Schreiben Sie noch Ansichtskarten?

Bis vor wenigen Jahren war es ganz normal, dass unsere Pinnwand in der Küche im Sommer voller Ansichtskarten war, die uns nette Menschen aus dem Urlaub schickten.

Aber in Zeiten von "simsen" und "mailen" hat das ja leider extrem nachgelassen.

Auch hatte ich im Urlaub immer ein Adressbüchlein dabei, kaufte in den ersten Tagen einen Stapel Ansichtskarten, sass dann in einem Caffee und schrieb munter drauf los, meistens den gleichen Text: Viele Grüße aus Tralala.... Wie geht es Euch? Uns geht es gut, wir haben es hier gut angetroffen, das Wetter und die Unterkunft sind prima. Es tut gut, mal ein wenig Abstand zu erhalten. Bis später, viele Grüße....

Aber heutzutage wird lieber eine Massen- Rund- SMS verschickt, die dann 48 Leute zur gleichen Zeit auf`s Handy bekommen.

Aber eine blöde SMS kann ich nicht an meine Pinnwand heften.

Hauptsache der Andere denkt beim Schreiben einer Karte mal an mich und macht sich ein wenig Mühe, mich an seinem Uraubsfeeling teilhaben zu lassen.

Ich weiss auch genau, dass bestimmte Leute sich über meine Urlaubsgrüße freuen, und dies auch zu schätzen wissen.

Witzig ist es, wenn eine Karte, wie zuletzt von der polnischen Ostseeküste meiner Tochter, später ankommt, als sie selbst.

Meine Mutter hatte immer alle Ansichtskarten gesammelt, die sie erhalten hatte, auch die aus meinen Jugendherbergszeiten, meist in schwarz-weiss. Und oft stand dann folgender Text drauf: Wollt ihr eure Tochter retten, dann schickt ihr Geld und was zu essen.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass sich meine Eltern jedesmal tierisch darüber aufregten und dies gar nicht lustig fanden.

Als meine Geschwister und ich vor einigen Jahren den Hausstand meiner verstorbenen Eltern auflösten, fanden wir eine große silberne Blechdose voller alter Ansichtskarten mit Urlaubsgrüßen von Bekannten, die schon längst verstorben sind, kostbare persönliche Schätze, die wir auch nie wegwerfen werden.
Früher wurde in die Eifel und ins Sauerland gefahren, und nach Kevelaer gepilgert.

Ich freue mich über jede Ansichtskarte, auch wenn es immer weniger werden, und ich werde auch in Zukunft weiterhin Ansichtskarten verschicken und so für die Daseinsberechtigung der Postboten sorgen.

Außerdem sieht eine bunte Ansichtskarte in unserer Küche auch toll aus, meine ich.

Autor:

Christa Palmen aus Düsseldorf

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