Energiepreisexplosion in Knittkuhl
Ein ganzer Stadtteil im Schockzustand

Knittkuhl ist ein eher beschaulicher Stadtteil, der erst 2014 tatsächlich zum echten, eigenständigen Stadtteil Düsseldorfs wurde. Die dortigen Probleme waren bislang eine rückläufige Infrastruktur.

Doch seit Freitag, dem 08. September geht Angst und Verzweiflung unter den Mietern dieses Stadtteils um. Grund sind die Betriebskostenabrechnungen, die an jenem Tag in den Briefkästen lagen. Durchschnittlich zwischen mehreren Hundert und 2500,00 Euro sollen sie nachzahlen. Und das schon bis zum 01. Oktober. So heißt es zumindest in dem beigefügten Schreiben, welches auf ein Datum zwischen dem 25. und 29. August datiert ist.

Die Mietsituation in Knittkuhl beinhaltet einige Besonderheiten. Die meisten Mietimmobilien werden von ein und derselben Hausverwaltung verwaltet. Und diese scheint es versäumt zu haben, sich um günstige Konditionen bei der zentralen Gasversorgung der verwalteten Immobilien zu bemühen. Das jedenfalls lässt sich einerseits daraus ableiten, dass man die Schuld bei den Stadtwerken sieht, andererseits aber einen Grundpreis zugrunde legt, der nach Aussagen einer Rechtsschutzversicherung deutlich über dem Durchschnittspreis in Düsseldorf liegt.

Dabei gehört es nach gültiger Rechtsprechung seit spätestes 2006 zu den Pflichten eines Vermieters, einem drastischen Anstieg der Energiekosten (ab 10 %) durch entsprechende Maßnahmen, wie etwa einem Anbieterwechsel oder Verhandlung entgegenzuwirken. Er muss seinen Mietern dabei sein Bemühen nachweisen und darf nicht einfach den teuersten (oder einen teuren) Anbieter wählen. Schließlich können Mieter in einer solchen Situation nicht selber mit dem Anbieter verhandeln. Ebenfalls zu seinen Pflichten gehört es, seine Mieter regelmäßig über die Höhe des Anstiegs zu informieren und ggf. die monatliche Nebenkostenvorauszahlung anzupassen.

Der Verwalter hatte zwar in einem einzelnen Rundschreiben darauf hingewiesen, dass die Energiekosten steigen würden, jedoch ließ er seine Mieter im Dunkeln darüber, dass es sich um eine Preissteigerung von rund 300 % handeln würde. So manch ein Mieter hätte wohl die Notbremse gezogen und wäre frühzeitig ausgezogen, hätte er das gewusst. Denn die Immobilien in Knittkuhl sind nicht nur wegen ihrer beschaulichen Lage so beliebt, sondern auch wegen ihrer günstigen Miete. Fernab von jeder Einkaufsmöglichkeit, die zu Fuß erreichbar wäre, ohne Bankfiliale und seit geraumer Zeit sogar ohne eigene Apotheke ist Knittkuhl zwar beschaulich, aber nicht gerade bequem. Für alles muss man weite Wege in Kauf nehmen. Das drückt die Miete... aber eben nur die Kaltmiete. Die aktuellen Nebenkosten mit eingerechnet, ist Knittkuhl nur noch beschaulich, aber keineswegs mehr günstig. Aus dem einstigen Insider-Tipp ist ein recht teures Pflaster geworden. Wer dort nun eine der, wahrscheinlich bald zahlreichen, zur Neuvermietung anstehenden Wohnungen mieten möchte, sollte diesen Umstand im Hinterkopf haben.

Wer nun glaubt, die Katastrophe lasse sich ja schließlich durch Ratenzahlung der Betriebskosten-Nachforderung irgendwie noch halbwegs abwenden, der irrt leider. Dem Verfasser liegen mehrere Ratenzahlungsvereinbarungen vor, die aufgrund ihrer Ratenhöhe keine wirkliche Lösung bieten. Es wird spannend sein, ob auch günstigere Konditionen ausgehandelt werden.

Zahlreiche Mieter in Knittkuhl haben sich inzwischen zu einer Selbsthilfegruppe zusammengeschlossen und tauschen Informationen aus. Dort mehren sich die Zweifel an der inhaltlichen Richtigkeit der Abrechnung und an der Vorgehensweise des Vermieters im Vorfeld.

Autor:

Holger Gräf aus Düsseldorf

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