Die gute Tat in Emmerich
André Schraven rettet das Leben eines Säuglings

In diesem Emmericher Mehrfamilienhaus hat sich das Ereignis abgespielt. | Foto: Dirk Kleinwegen
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In einem Mehrfamilienhaus in der Emmericher Innenstadt hat sich beinahe eine Tragödie abgespielt. Nur durch das beherzte Eingreifen von André Schraven konnte das Leben eines sechs Monate alten Säuglings gerettet werden.

André Schraven stand in der letzten Woche am frühen Abend mit seinem Vermieter, der im selben Haus wohnt, draußen zusammen, als der von seiner Frau laut gerufen wurde. Schraven war schon wieder auf dem Weg nach oben, als er von unten laute Hilfeschreie hörte – erst eine Frauenstimme, dann rief ein Mann laut um Hilfe. Als Schraven vor das Haus trat kamen ihm schon der Vermieter und seine Frau entgegengelaufen. „Die Frau hatte den sechs Monate alten Säugling im Arm, drückte mir das Baby in den Arm und rief ‚unser Kind erstickt, rette mein Kind.‘ Da stand ich erst einmal da und überlegte was denn nun passiert sein könnte. Von den Eltern, türkischer Abstammung, war nicht viel zu erfahren, die hatten Panik und waren nur am Schreien.“ Im ersten Moment dachte der 59-Jährige daran das Baby zu beatmen, entschied sich jedoch erst einmal zu kontrollieren, ob sich irgendetwas im Mund befindet: „Der Mundraum war frei, da bin ich tiefer mit den Fingern rein, kurz vor der Luftröhre spürte ich etwas Hartes, später stellte es sich heraus, dass es sich um einen Glassplitter handelt. Ich fischte den Splitter heraus. In dem Moment sah ich, dass dort alles voller Blut war, dass tropfte dem Kind schon aus dem Mund.“
Im Angesicht des Blutes geriet die Mutter in Panik, entriss Schraven ihr Baby und rannte panisch in Richtung Krankenhaus los, welches nur einige hundert Meter vom Wohnhaus entfernt ist.
„Da stand ich nun, emotional völlig erledigt und die Hände voller Blut. Die Nachbarn kümmerten sich um mich“, erinnert sich Schraven. Als er sich wieder beruhigt hatte, rief er in der Notfallambulanz des Emmericher Krankenhauses an und schilderte den Vorfall und auch dass er keine Möglichkeit gehabt hätte, nachzusehen, ob das Baby noch weitere Glassplitter verschluckt hätte. Dann schnappte er sich einen Eimer und entfernte die Blutlache, damit die Eltern bei der Heimkehr nicht noch einen Schock erleben würden. Mitten in der Nacht rief der Vater des Babys aus der Universitätsklinik in Nimwegen an, dort wurde das Baby von Emmerich aus hingeflogen. Er bat Schraven ein Bild von dem Splitter zu schicken. Mit einem Streichholz zum Vergleich daneben fertigte er ein Foto an und verschickte es per Smartphone. Wieder zuhause bedankten sich die Eltern für die Rettung. Die Ärzte hatten ihnen gesagt, wenn der Nachbar nicht eingegriffen hätte, wäre es zu spät gewesen.
„Es war eine wahnsinnige Aufregung für mich, so ein kleines Häufchen Elend, was nicht mehr richtig atmet“, erklärte Schraven, „es war für mich eine beängstigende Situation, dass man mir da die Verantwortung für das Kind übergeben haben.“ Als Vater einer mittlerweile 20-jährigen Tochter versteht Schraven, was für ein Verlust der Tod eines Kindes für die Familie bedeutet hätte. Vor einem halben Jahr hat der Emmericher noch einen Erste-Hilfe-Kurs belegt: „Das war auch gut, denn ich habe feststellen müssen, dass gerade beim Beatmen und bei der Herzdruckmassage sich einiges geändert hat.
Es stellte sich heraus, dass die zweite Tochter des Ehepaars wohl ein Glasschälchen zerbrochen hatte, ein Splitter muss wohl übersehen worden sein, den hat sich der Säugling in den Mund gesteckt. Glücklicherweise hat der Junge das Ganze unbeschadet überstanden. Die Eltern sind unendlich dankbar, wollten aber nicht in die Öffentlichkeit. Eine Belohnung für die Rettung hat André Schraven bescheiden abgelehnt.

Dirk Kleinwegen / Stadtanzeiger Emmerich-Rees-Isselburg

Autor:

Dirk Kleinwegen aus Rees

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