Evangelen ohne Arndthaus

Rund 150 Gemeindemitglieder kamen zur Gemeindeversammlung der ev. Gemeinde Kettwig, die diesen Termin wegen der aktuellen finanziellen Situation anberaumt hatte. Das Presbyterium stellte seinen Maßnahmenkatalog zur Konsolidierung der Finanzen vor. Die Gemeinde muss sich auf einschneidende Sparmaßnahmen gefasst machen.
Rund eine halbe Stunde lang erklärten die Presbyteriums-Vertreter, welche Sparmaßnahmen nach ihrem Willen auf die Gemeinde zukommen.
Es handelt sich dabei im wesentlichen um fünf Maßnahmen: 1.) Schließung des Jugendkellers in Vor der Brücke; 2.) Schließung der Kindertagesstätte Corneliusstraße; 3.)Schließung des Arndthauses; 4.) Verkauf des Pfarrhauses Arndtstraße 5; 5.) Übertragung der gesamten Verwaltungstätigkeiten des Gemeindeamts Kettwig auf das Gemeindeamt Essen-West.
Weitere rund zwei Stunden wurden die Sparvorschläge des Presbyteriums diskutiert, aber auch die Zahlen hinterfragt. „Natürlich wurde es auch emotional, weil es selbstverständlich für die Jugendlichen schlimm ist, dass ihr Jugendkeller geschlossen werden soll. Genauso ist es für die Gruppen im Arndthaus nicht schön, dass das Haus aufgegeben werden soll“, berichtet Pfarrerin Silke Althaus. „Das ist ja absolut verständlich. Genauso, dass die Eltern der Kindergarten-Kinder keine Schließung in der Corneliusstraße wollen.“
Und für die Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung, die demnächst in der von Essen-West arbeiten sollen, sei die Veränderung natürlich auch nicht toll. „Aber wir müssen immerhin niemanden entlassen“, ist Althaus froh. Zudem soll ein Gemeindebüro in Kettwig erhalten bleiben, so dass der Service für die Gemeindemitglieder komplett erhalten bleibt. „Zwei Mitarbeiter bleiben dafür in Kettwig.“ Dass die Verwaltung „ausgerechnet nach Essen“ verlegt wird, hängt damit zusammen, dass gerade die Verwaltung des Kindergartens aufwändig ist - und die wird natürlich in Zusammenarbeit mit der Stadt Essen gemacht, zu der Kettwig ja gehört, obwohl der zuständige Kirchenkreis eigentlich Mülheim ist...
Natürlich wollten die Gemeindemitglieder auch wissen, wie die Gemeinde in diese finanzielle Situatione - das Haushaltsdefizit beträgt 200.000 Euro in diesem Jahr - gekommen ist. Sinkende Kirchensteuereinnahmen, steigende Personalkosten, geringe Zinsen bei Rücklagen sowie die neue kirchenrechtliche Regelung der Substanzerhaltungsrücklagen für Immobilien sind die wesentlichen Gründe. „Dass wir etwas tun müssen, um eine lebensfähige Gemeinde in die Zukunft zu führen, ist allen klar geworden“, ist Silke Althaus sicher.
Und so gab es bereits einige zukunftsweisende Gespräche: Kann man beispielsweise einen Shuttle-Service für Jugendliche aus Vor der Brücke nach Auf der Höhe einrichten? Einige Gruppen, die sich im Arndthaus treffen, haben bereits über Alternativen nachgedacht. „Schwierig ist es hier für die „Märchentruhe“, die ja einiges an Platz für ihre Kulissen benötigt. Und eine Bühne. Da ist uns noch kein Ersatzplan eingefallen“, gibt Silke Althaus zu - und stellt die Frage gleich in den Raum: „Vielleicht hat ja einer Ihrer Leser eine Idee?“ Die Frage geben wir natürlich gern weiter...
Die Vorschläge die eingegangen sind, wurden protokolliert. „Wir wollen ja gemeinsam einen Weg finden, das ist ganz klar.“ Um künftig auch Geld für die Gemeinde zu generieren, werden jetzt konkret Pläne gemacht, ob man beispielsweise das Arndthaus in Wohnungen umbauen kann. Auf dem Gelände des Jugendkellers kann möglicherweise ebenfalls durch Wohnbebauung künftig auf Mieteinnahmen zurückgegriffen werden. „Wir gehen jetzt in die Planungen“, so die Pfarrerin.
Was den Kindergarten angeht, wird als nächstes das Gespräch mit der Stadt gesucht. „Wir wollen eine der beiden Gruppen langfristig nach Vor der Brücke überführen, alle Mitarbeiter behalten, aber das Gebäude Corneliusstraße schließen“, erklärt Althaus. Ab Sommer 2011 sollen keine neuen Kinder mehr aufgenommen werden, im Sommer 2012 können dann die verbleibenden Kinder nach Vor der Brücke umziehen. Aber vor allem stehe das Gespräch mit der Stadt, die ja bekanntermaßen den gesetzlichen Anspruch auf einen Kindergartenplatz erfüllen muss...
Fazit: Es wird sich einiges ändern müssen in der ev. Gemeinde, um finanziell auf soliden Beinen zu bleiben. Aber sie ist beileibe weit davon entfernt, nicht mehr lebensfähig zu sein, wenn jetzt konstruktiv und zukunftsweisend weitergearbeitet wird.

Autor:

Silke Heidenblut aus Essen

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