Essen – die grüne Hauptstadt Europas!

Liebe Claudia,
hier kommt endlich der lang versprochene Brief aus Essen. Ich hoffe, es geht Dir gut. Mir kann es gar nicht besser gehen.
Ich bin heute morgen von einem Geräusch aufgewacht, und einen Moment dachte ich, ein benzingetriebenes Auto sei an unserem ökologischen Wohnprojekt vorbeigefahren. Das war schon sehr merkwürdig. Dieses Geräusch habe ich schon lange nicht mehr gehört. Seit es hier auf Essener Stadtgebiet nur noch Elektroautos gibt, hat sich der Verkehrslärm auf ein leises Schnurren reduziert.
Ich stand auf und ging unter die Dusche. Es ist wirklich toll zu wissen, dass das Wasser, das aus der Dusche kommt, reines, gefiltertes Regenwasser ist und keine Ressourcen verschwendet wurden, um es aufwändig in einer Kläranlage aufzubereiten. Das Duschwasser fließt übrigens direkt in unsere Pflanzenkläranlage. Von dort in den Schwimmteich oder wird zur Bewässerung unseres Gemeinschaftsgartens benutzt.
Ach ja, ich habe ja noch gar nicht geschrieben, wo ich jetzt wohne. Ich wohne im ersten ökologischen Mehrgenerationenwohnprojekt Essens. Hier gibt es 20 Wohneinheiten. Es wohnen hier Menschen in verschiedensten Familienverbänden oder auch Singles. Einige Wohnungen sind Mietwohnungen, andere Eigentum.
Aber alle Bewohnern wollen gemeinschaftlich wohnen. Deshalb klappt es auch sehr gut mit unserem Biorestaurant. Eigentlich gibt es einen Pächter. Ich weiß nicht, ob Du Dich noch an Rainer erinnerst. Er wollte doch immer schon ein solches Lokal aufmachen. Nur allein hat er sich nicht getraut. Jetzt hat er einen Grundstock an Abnehmern und wir unterstützen ihn auch bei allen anfallenden Arbeiten. Dafür sind für uns die Preise seines leckeren Essens auch nicht so hoch.
Der alternative Pflegedienst, den wir im Haus haben, wird jetzt noch nicht so sehr von uns Bewohnern benötigt, wir sind ja alle sehr fit – Sonja sei dank, die im Haus Yogakurse anbietet. Aber Anke, die den Pflegedienst mit einigen Mitarbeiterinnen betreibt, hat auch so genug zu tun. Seit neuestem gibt es eine Alzheimer-Gruppe bei uns. Da kommen dann die Alzheimer-Kranken aus dem Viertel und helfen beim Schnippeln im Restaurant oder unterstützen Gaby im Gemeinschaftsgarten.
Hach, das war schon eine gute Idee, das ökologische Wohnprojekt hier zu starten. Das war wie ein Startschuss in Essen. Seitdem gibt es sechs weitere Projekte und drei sind noch in Planung. So haben wir bald in allen Stadtteilen solche Einrichtungen. Es gab zwar auch schon vorher generationsübergreifende Wohnprojekte, aber leider kam auch dort die Ökologie zu kurz.
Das ist in unserem Haus anders: Das ganze Projekt ist eine Plus-Energie-Einrichtung. So wie alle neugebauten Häuser in Essen in den letzten Jahren entsprechend ausgestattet wurden. Es war eine wirklich gute Idee der Stadtverwaltung, diese Bedingungen in der Bauordnung festzulegen.
Überhaupt bin ich sehr dankbar und glücklich über die ökologischen Veränderungen in der Essener Politik.
Erinnerst Du Dich noch daran, wie wir immer neidisch auf die Niederlande geschielt haben, was die Verkehrsführung anging? Heute macht Radfahren in Essen wirklich Spaß, weil die Straßen entsprechend umgestaltet wurden. Und auch der Radschnellweg Ruhr ist endlich fertiggestellt worden!
Eine weitere Neuerung gibt es in Essen: Der öffentliche Nahverkehr ist inzwischen kostenlos!
Viele bunte Grüße aus der grünen Hauptstadt Europas – Essen
sendet Dir
Ursula

Autor:

Ursula Podeswa aus Essen-Süd

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.