"Gevelsberger Hoheiten" Anja und Jürgen Altena : Erinnerung und Gegenwart
Prinzenpaar ohne Volk, aber: Vie mäket dat Lech wie’r aan

Das (amtierende) Gevelsberger Prinzenpaar Anja und Jürgen Altena – zivil und im Ornat bei der Inthronisierung der letzten Session. Fotos: Pielorz
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  • Das (amtierende) Gevelsberger Prinzenpaar Anja und Jürgen Altena – zivil und im Ornat bei der Inthronisierung der letzten Session. Fotos: Pielorz
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Ein Prinzenpaar ohne Volk – Krone, Zepter und glanzvolle Robe müssen in diesem Jahr im Schrank bleiben. Corona will es so. Anja und Jürgen Altena von der KaGe Grün-Weiß waren das Prinzenpaar 2019/2020 vor dem großen Lockdown im März 2020. Sie konnten das jecke Treiben noch voll durchziehen. Schon im Oktober 2020 war klar: Das wird nix mit der nächsten Session. In Zeiten, in denen man sich noch nicht einmal die Hand drücken darf, ist an Bützchen und Umarmung überhaupt nicht zu denken. Zum Glück sind der Gevelsberger Prinz und seine Prinzessin miteinander verheiratet – ein Haushalt ist in diesen Tagen immer eine gute Sache.
„Wir konnten unsere Session noch normal zu Ende bringen. Da fing ja gerade alles erst an mit der Pandemie“, erinnert sich Jürgen Altena (55). Am 24. Februar 2020 war Rosenmontag, Karnevalshöhepunkt. Prinzessin Anja war damals grippegeschwächt. „es war eine tolle Zeit. An dem Tag vor Rosenmontag ging es mir allerdings gesundheitlich nicht gut. Rosenmontag habe ich mich dann durchgekämpft und ein paar Tage später war alles wieder in Ordnung und die Session vorbei“, erinnert sich Anja Altena (52). Prinz Jürgen hat damals die vielen Stunden des karnevalistischen Frohsinns in seiner Amtszeit gezählt – er kam auf genau 111 Stunden. „Wir haben zumindest bei Terminen in Wuppertal und Düsseldorf natürlich auch viele andere Prinzenpaare getroffen. Und wenn man sich heute erinnert, dass es eine kleine Karnevalsveranstaltung in Gangelt im Kreis Heinsberg war, die NRW die ersten Covid 19-Patienten bescherte, dann ist das schon ein bedrückendes Gefühl. Man ahnte ja nicht, was dann noch kommen sollte.“ Bereits im April 2020 wurde die traditionelle Großveranstaltung der Gevelsberger Kirmes aufgrund der Pandemie abgesagt. „Sie sollte eigentlich Ende Juni stattfinden und wir wären auf dem Wagen natürlich mitgefahren als amtierendes Prinzenpaar. Die 25 Kilo Klümpchen stehen gut verpackt im Keller. Wir haben sie ja nicht gebraucht und müssen noch sehen, was wir damit machen. Ist ja keine Ware, die so schnell verdirbt“, meint Jürgen Altena etwas wehmütig. Auch in diesem Jahr wird die schrägste Kirmes Europas auf keinen Fall wie früher an den Start gehen können, aber alle Aktiven und auch der Gevelsberger Bürgermeister Claus Jacobi sind fest entschlossen, das Kirmesgefühl für die Bürgerschaft erlebbar zu machen. Irgendwie.
Noch im Sommer 2020 gab es dann bei sinkenden Infektionszahlen Hoffnung, vielleicht doch unter gewissen Auflagen Karneval in der neuen Session feiern zu können, doch im Herbst wurde schnell klar: es geht nicht. „Die großen Hochburgen sind im Oktober 2020 mit Absagen vorgeprescht und dann war die Marschrichtung ja klar“, meint Jürgen Altena. „Eigentlich wäre in der neuen Session die KG Hippendorf an der Reihe gewesen, ein Prinzenpaar zu stellen. Aber soweit dachte niemand mehr.“ Weggebrochen sind dann in den folgenden Monaten natürlich hier wie überall die persönlichen Kontakte der Vereinsmitglieder. „Das vermissen wir sehr. Wir haben uns sonst immer mal getroffen – auf ein Bier, zum Kegeln, zum Skat, zum Reden, wie auch immer. Geht ja alles nicht“, bedauert das (immer noch) amtierende Prinzenpaar. Auch ihnen bleiben, wie für viele Menschen, derzeit nur WhatsApp-Gruppen oder andere digitale Möglichkeiten.

Hoffnung auf den 11.11.2021

Beruflich arbeitet Jürgen Altena für Coca-Cola und das derzeit überwiegend im Homeoffice. „Ein Großteil unserer Kunden hat ja auch schon jetzt wochenlang geschlossen.“ Seine Frau, gelernte Altenpflegerin, hat aktuell beim Impfzentrum in Ennepetal „angeheuert“. „Wir haben Veranstaltungskarten zu vielen Veranstaltungen quasi um ein Jahr verschoben. Privat mussten wir im letzten Jahr keinen Urlaub absagen. Aber normalerweise buchen wir im November immer schon für das neue Jahr. Das haben wir jetzt einfach gelassen“, erzählen sie. Gern ist das Prinzenpaar in der Natur unterwegs. Gern in Deutschland. Auch Kreuzfahrten mögen die Gevelsberger. „Geht ja alles nicht. Wir bedauern das genauso wie viele andere Menschen“, sagen sie. Ein Lichtblick ist für das Ehepaar ihr Enkelsöhnchen Ben. Der 2 1/2jährige mischt ordentlich auf und weil Ben mit seinen Eltern nur einen Kilometer weit weg wohnt von Oma und Opa, sieht man sich halt, so oft es möglich ist.
Gibt es eigentlich noch Ornat und Fasanenfedern aus der Session? „Also, mein Kleid hängt im Schrank im Keller“, sagt Anja Altena. „Und ich hatte mir Kleidung geliehen, die ich natürlich wieder zurückgegeben habe. Nur meine Mütze habe ich noch. Das ist nämlich die gleiche Mütze, die auch als ,Närrische Mütze‘ verliehen wird und die habe ich 2015 bekommen. Da kamen dann einfach als Prinz ein paar Fasanenfedern drauf“, lächelt Prinz Jürgen. Er kann übrigens nicht einfach wieder antreten. „Wir haben die Regel, dass ein Prinz erst nach zehn Jahren nochmal das Zepter schwingen darf. Dann bin 66 – ob ich mir das antun möchte?“ Die Prinzessin hat keine Sperrfrist und dürfte einen nahtlosen Übergang in die nächste Session machen.
Apropos nächste Session: Was geht am 11.11.2021? „Tja, das hängt wohl davon ab, wie man mit dem Impfen vorankommt und ob man zuverlässig weiß, ob Geimpfte ansteckend sind oder nicht. Wenn es da gut läuft, dann könnte es auch wieder Karneval geben – so wie früher“, meinen die beiden. Bis dahin heißt es warten. Wie lautete das Motto der Gevelsberger Kirmes 2016? Vie mäket dat Lech wie’r aan – Wir machen das Licht wieder an. Hoffentlich bald.

Das (amtierende) Gevelsberger Prinzenpaar Anja und Jürgen Altena – zivil und im Ornat bei der Inthronisierung der letzten Session. Fotos: Pielorz
Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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