Christuskirche: Glocke eingeschwebt

Baukirchmeisterin Cordula Ingendahl und Pfarrer Dieter Herberth schickten die Glocke an ihren angestammten Platz zurück.
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  • hochgeladen von Henrik Stan

Ein wenig überdimensioniert wirkt der Autokran dann doch: Sein Teleskopausleger schafft 20 Tonnen, muss aber nur gut 1.800 Kilo bewegen. So viel wiegt die alte Glocke der Christuskirche, die nach ihrer Reparatur unter die Dachhaube an der Friedensstraße zurückgekehrt ist.

Baukirchmeisterin Cordula Ingendahl hat einen Tag Urlaub geopfert, um das Ereignis aus nächster Nähe betrachten können.
Bis die Glocke durch das Loch im Mauerwerk einschweben kann, müssen sie, Pfarrer Dieter Herberth und einige handverlesene Zaungäste aber noch etwas Geduld aufbringen. Zunächst bugsiert der Kran Holzplanken in die Höhe, die für die Montage des Bronzekegels gebraucht werden, nach oben. Damit die Gemeinde möglichst lange Freude am Geläut ihres Glockentrios hat, wird es an Eichenjochen befestigt.
„Das sorgt für einen besseren Klang, ist aber auch haltbarer als die alten Stahlträger“, erklärt Dieter Herberth. Bei seinen Ausflügen unters Kirchendach hat er die Vorzüge von Holzkonstruktionen kennengelernt. „Da oben gibt es Balken, die vor 500 Jahren verbaut wurden und noch immer gut in Schuss sind.“
Nach einer guten halben Stunde ist das Material an seinem Einsatzort verstaut, die Glocke selbst kommt an den Haken einer Kette. Der Pfarrer schwingt den Hammer, verabreicht dem guten Stück drei sachte Schläge, während Christian Kerkhoff von der Guss-Manufaktur Petit und Edelbrock das Kommando gibt: „In Gottes Namen auf!“
Bedächtig hebt sich die schwere Fracht und lässt sich erstmals in Gänze betrachten. Verschwunden ist die Beschädigung, die ihr ein Küster vor über 100 Jahren zugefügt hatte. Von der klaffenden Schadstelle aus hatten sich Risse gebildet, die die Gefahr der völligen Zerstörung in sich bargen. Der Glockenmund wirkt aber auch nach der Reparatur ein wenig ausgefranst.
„Das war der Zahn der Zeit“, sagt Cordula Ingendahl. Gegossen wurde die Glocke schließlich schon 1678 als Ersatz für ihre Vorgängerin, die spanische Soldaten im Dreißigjährigen Krieg mitgehen ließen. „Die Werkstatt hat eine denkmalgerechte Sanierung vorgenommen. Wir wollten schließlich keine Botox-Behandlung.“
Charmantes Detail: Die Firma, die das Gerüst vor den Turm gestallt hat, heißt „Luther“. In wenigen Tagen ist das Geläut arretiert, Klöppel eingesetzt, das Loch in der Fassade geschlossen und das Ensemble einsatzbereit. Das erste Läuten gibt es aber erst am 14. September. Der Pfarrer erklärt: „Die Sanierung war nur möglich, weil die Gemeinde 35.000 Euro aufgebracht hat. Wir warten die Sommerferien ab, damit alle Spender die Möglichkeit haben, bei der Premiere dabei zu sein.“

Autor:

Henrik Stan aus Hagen

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