Ein eigenes Netz für Unternehmen im Gewerbegebiet Lennetal?

(v.l.n.r.): Hannah Silberberg (Rheinisch-Westfälischer Genossenschaftsverband), Oberbürgermeister Erik O. Schulz, Michael Ellinghaus (Hagen-Agentur), Andreas Lux (SIHK), Hermann Backhaus (Märkische Bank) und Michael Hösterey (Wirtschaftsjunioren HA/EN) stellen das Pilotprojekt vor. | Foto: Stadt Hagen
  • (v.l.n.r.): Hannah Silberberg (Rheinisch-Westfälischer Genossenschaftsverband), Oberbürgermeister Erik O. Schulz, Michael Ellinghaus (Hagen-Agentur), Andreas Lux (SIHK), Hermann Backhaus (Märkische Bank) und Michael Hösterey (Wirtschaftsjunioren HA/EN) stellen das Pilotprojekt vor.
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„Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen.“ Für Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz ist dieses genossenschaftliche Prinzip gut auf das Thema Breitband übertragbar. Im Auftrag der Stadt Hagen hat die für Wirtschaftsförderung zuständige Hagen-Agentur GmbH in den vergangenen Monaten eine kommunale Strategie zum schnellen und zukunftssicheren Breitbandausbau entwickelt. Danach soll zunächst die Versorgung im bekanntlich stark benachteiligten Gewerbegebiet Lennetal weiter ausgebaut werden. „Für den dortigen NGA-Netzausbau (Next Generation Access) wird die Hagen-Agentur zeitnah und in Kooperation mit der Stadt, der Märkischen Bank eG, der SIHK zu Hagen und den Wirtschaftsjunioren Hagen/Ennepe-Ruhr e.V. die BreitbandGenossenschaft Hagen eG gründen.“ Dieser Unternehmensinitiative für schnelles Internet im Lennetal sollen nicht nur Gewerbetreibende sondern auch Anwohner angrenzender Wohngebiete beitreten können.

Hagen ist eine von zwei Modellregionen in Nordrhein-Westfalen, in denen im Rahmen eines Pilotprojektes des Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverbandes e.V. (RWGV) ein privatwirtschaftliches und ein kommunales Geschäftsmodell einer Breitbandgenossenschaft entwickelt werden. Das Projekt „Privatwirtschaftliche und kommunale Genossenschaften als Betreibermodell für FTTB-Ausbauprojekte“ wird gefördert durch das Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen. Am 3. Februar hat Wirtschaftsminister Garrelt Duin in Düsseldorf dem RWGV mit der Übergabe der entsprechenden Förderurkunde den Startschuss für die Gründung der Hagener Breitbandgenossenschaft gegeben.

Bürgergenossenschaften haben es bereits vorgemacht und mit Bürger-Engagement selbst die Voraussetzungen für eine moderne Infrastruktur geschaffen. „Schnelles Internet ist aber nicht nur ein Anliegen von immer mehr Bürgern,“ unterstreicht HAGENagentur-Geschäftsführer Michael Ellinghaus. „Die Digitalisierung verändert auch das Geschäftsleben in rasanten Schritten.“ So seien interne und externe Kommunikation sowie Datenaustausch über (Video-) Telefonie, Email und Cloud ebenso betroffen wie Administration, Backup und Storage zur Sicherung der Firmendaten. „Das Thema Industrie 4.0 ist in aller Munde und ein leistungsstarkes Internet wird als Standortfaktor immer bedeutender.“
Hagen ist geprägt von kleinen und mittelständischen Unternehmen. Nur maximal 10 Prozent der Gewerbebetriebe haben eine Bandbreite von mindestens 50 Mbit/s. Um den Standort für Unternehmen wie Einwohner zukunftsfähiger und attraktiver zu machen, braucht Hagen langfristig ein flächendeckendes, nachhaltiges, zukunftsorientiertes und leistungsstarkes NGA-Breitbandnetz. Unternehmen im Gewerbegebiet Lennetal sind derzeit mit am wenigsten versorgt. Das zeigt der Breitbandatlas, das zentrale Informationsmedium der Bundesregierung über die aktuelle Breitband-Versorgungssituation von Privathaushalten in Deutschland.

„Die Gründung der Breitbandgenossenschaft ist für die Unternehmen im Lennetal die Chance, mit ihrem Beitritt jetzt selbst die Initiative zu ergreifen und zu profitieren - aus Hagen für Hagen!“, unterstreicht OB Schulz den genossenschaftlichen Gedanken. Andreas Lux, SIHK-Geschäftsführer des Bereichs Innovation und Umwelt, ergänzt: „Das Pilotprojekt Breitbandgenossenschaft bietet Unternehmen im Hagener Lennetal Gelegenheit, diese zukunftsgerichtete Aufgabe jetzt aktiv anzugehen und möglicherweise Vorbild für den gesamten Wirtschaftsstandort Südwestfalen zu werden.“

Auch Hermann Backhaus, Vorstandsvorsitzender der Märkischen Bank eG, ist davon überzeugt, dass die Unternehmensinitiative für schnelles Internet im Lennetal zu einem vorbildhaften Erfolgsmodell werden kann: „Genossenschaften basieren auf den Prinzipien der Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung. Die Mitglieder verfolgen gemeinsam ein Ziel, das sie allein nicht erreichen können, wie in diesem Fall den Aufbau eines regionalen Breitbandnetzes: Kommune, Unternehmer und Bürger forcieren den Breitbandausbau in der Region und machen so Betroffene zu Beteiligten.“ Michael Hösterey, Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüferkanzlei Bergfelder und Hösterey und Vorstandsmitglied der Wirtschaftsjunioren HA/EN e.V., sieht noch einen weiteren Vorteil der Breitbandgenossenschaft: „Die Unternehmen im Lennetal schaffen sich selbst die notwendigen Voraussetzungen, um an der digitalen Zukunft teilzuhaben und sorgen gleichzeitig dafür, dass das Geld in der Region bleibt.«

Die Verteilung der Bandbreiten über das gesamte Hagener Stadtgebiet betrachtet ist laut Breitbandatlas zwar relativ homogen, stadtteilbezogen ergeben sich jedoch erhebliche Disparitäten. Während die Versorgung der Stadtbezirke Mitte (57Prozent) und Haspe (40 Prozent) mit Bandbreiten ≥16 Mbit/s relativ hoch ist, liegt sie z.B. in den Bezirken Hohenlimburg (23 Prozent) und Nord (28 Prozent), zu denen das Gewerbegebiet Lennetal gehört, bemerkenswert niedrig. In diesen beiden Bezirken werden jeweils nahezu 50 % der Unternehmen lediglich mit Bandbreiten bis 6 Mbit/s versorgt.

„Aus diesem Grund erproben wir das Geschäftsmodell Breitbandgenossenschaft priorisiert im deutlich unterversorgten Gewerbegebiet Lennetal modellhaft,“ so Ellinghaus. „Unser Ziel ist es, für weitere Ausbaugebiete die bestehende Genossenschaft, die noch in diesem Jahr gegründet wird, ggf. zu erweitern oder neue zu gründen, individuelle Ausbaustrategien festzulegen und diese bis 2019 umzusetzen.“

Ausführliche Informationen über die wesentlichen Vorteile des Genossenschaftsmodells und darüber wie Betroffene durch ihren Beitritt zu Beteiligten werden können, hat die Hagen-Agentur unter www.bbg-hagen.de bereitgestellt. Ab sofort können sich dort Genossenschaftsinteressierte unverbindlich in eine entsprechende Liste eintragen. Außerdem gibt es einen Informationsflyer, der kostenlos bei der HAGENagentur (Tel. 02331-80999-0 oder per Mail an breitband@bbg-hagen.de) angefordert werden kann. Ellinghaus: „Wir möchten die Lennetaler von unserer Idee begeistern und freuen uns darauf, die ersten Mitglieder in unserer neuen Genossenschaft begrüßen zu dürfen. Sprechen Sie uns an!“

Autor:

Lokalkompass Hagen aus Hagen

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