Energiewende und Kostendruck
HVG steht vor Herausforderungen: Mehr Fahrten am Abend sollen Nahverkehr attraktiver machen

Das Hagenbad-Ergebnis hat sich 2018 gegenüber dem Vorjahr erneut verbessert. | Foto: Archiv
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„Das Ergebnis der HVG liegt im Geschäftsjahr 2018 erneut deutlich über Plan, aber auch gegenüber dem Vorjahr konnten wir weitere Verbesserungen erzielen. Dabei wird das HVG-Ergebnis maßgeblich durch die Hagener Straßenbahn und Hagenbad geprägt. Die HVG übernimmt aufgrund entsprechender Verträge deren Fehlbeträge“, erläutert HVG-Geschäftsführer Christoph Köther. Insgesamt mussten hierfür im Berichtsjahr 16,7 Millionen Euro aufgewendet werden.

Auf der Ertragsseite sind neben den Einnahmen, die die HVG aus Verwaltungsdienstleistungen für diverse Konzerngesellschaften erzielt, zwei weitere Einnahmequellen von besonderer Bedeutung. Das sind zum einen Erträge aus einem extern gemanagten Spezialfonds und zum anderen die Ausschüttungen der Beteiligungsgesellschaften. Die Erträge aus den Fondsanlagen zeigten sich aufgrund der schwierigen Lage an den Kapital- und Finanzmärkten rückläufig – es konnten nur geringere Ausschüttungen verbucht werden. Positiv beeinflusste das Geschäftsergebnis hingegen die Dividendenzahlung der Enervie in Höhe von 3,4 Millionen Euro. Nachdem die Dividende des im Jahr 2014 in eine Krise geratenen Energie- und Wasserversorgers über einen Zeitraum von vier Jahren vollständig ausfiel, konnte aufgrund der mittlerweile wieder deutlich verbesserten wirtschaftlichen Situation in 2018 erstmals wieder eine Teilausschüttung vorgenommen werden. Diese liegt allerdings immer noch um mehr als die Hälfte unter dem Vorkrisenniveau. Im Beteiligungsergebnis wurde darüber hinaus die Gewinnausschüttung des Hagener Entsorgungsbetriebs HEB in Höhe von rund 0,7 Millionen Euro wirksam. Unterm Strich stehen im Geschäftsjahr 2018 damit rund 12,5 Millionen Euro Unterdeckung – gegenüber dem Vorjahr eine Verbesserung von gut einer Million Euro.

Nahverkehr attraktiver machen 

Die Hagener Straßenbahn (HST) hat das Geschäftsjahr 2018 erneut mit einem beachtlichen Ergebnis abgeschlossen; es fällt nur geringfügig gegenüber dem ausgesprochen guten Vorjahr ab. Getrübt wurde das Bild ein wenig durch die deutlich gestiegenen Treibstoffkosten. Außerdem waren die Fahrgastzahlen – wie bei den meisten Verkehrsunternehmen im VRR – in 2018 rückläufig. Während sich im Schüler- und Ausbildungsverkehr der HST die demografiebedingt sinkenden Beförderungszahlen der Vorjahre weiter fortgesetzt haben, kam es beim Sozialticket erstmals im Berichtsjahr zu einem spürbaren Rückgang. Aufgrund dieser Entwicklung wurde die im VRR zum 1. Januar wirksam gewordene Preiserhöhung zu einem guten Teil wieder aufgezehrt.
„Es besteht allerdings die Erwartung, dass das Fahrgastaufkommen in Zukunft wieder ansteigen wird. So hat der Rat der Stadt Hagen gerade beschlossen, das Fahrplanangebot spürbar auszuweiten. Engere Taktungen, mehr Fahrten in den Abendzeiten und verbesserte Anschlüsse an den Schienenverkehr sollen die Attraktivität des ÖPNV in Hagen und damit die Nachfrage nachhaltig stärken. Die ersten Verbesserungen, insbesondere im Abendnetz, traten bereits mit dem Fahrplanwechsel am 9. Juni in Kraft. Insgesamt erhöht sich die Fahrleistung der Busflotte durch die Ausweitung des Fahrplanangebotes gegenüber dem heutigen Stand um fast 1 Million Kilometer. Die jährlichen Mehrkosten betragen ca. 2,9 Millionen Euro und führen zu einer entsprechenden Verschlechterung des handelsrechtlichen Ergebnisses“, sagt der HVG-Geschäftsführer.
Spürbaren Einfluss auf die weitere Entwicklung der HST werden auch die Auswirkungen der politisch geforderten Energie- und Mobilitätswende haben. Auch von der HST wird eine deutliche Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs ausdrücklich begrüßt. Gleichwohl besteht die Gefahr, dass die Verkehrsunternehmen durch die neuen Entwicklungen schnell wirtschaftlich überfordert werden.
So werden zum Beispiel die Forderungen nach einem zügigen und umfassenden Umstieg auf Elektromobilität immer konkreter. Der vollständige Umstieg auf Elektrobusse würde für die HST nicht nur Investitionen von mehr als 100 Millionen Euro erfordern, sondern auch die laufenden Betriebskosten ansteigen lassen. Um die Attraktivität des ÖPNV spürbar zu erhöhen, wird außerdem vermehrt darüber diskutiert, das Leistungsangebot preisgünstiger zu gestalten.

Rekordsommer und neue Angebote 

Das Hagenbad-Ergebnis hat sich 2018 gegenüber dem Vorjahr erneut verbessert und ist mit einer Unterdeckung von 4,2 Millionen Euro und insgesamt rund 700.000 Besuchern das beste in der Geschichte des Unternehmens. Die Besucherzahlen in den Freibädern stiegen mit mehr als 120.000 Gästen auf ein Rekordniveau. Aber auch in den kälteren Monaten herrschte reger Betrieb: Das Westfalenbad besuchten wieder über eine halbe Million Menschen. Als besonderer Publikumsmagnet zeigte sich erneut der Sauna- und Wellnessbereich.
Wie die Hagener Straßenbahn, steht allerdings auch Hagenbad vor neuen Herausforderungen.
Das geplante Freizeitareal an der Ruhr soll sich zu einem besonderen Anziehungspunkt entwickeln, das Hengsteybad dazu einen wichtigen Beitrag leisten. „Im Zentrum des Attraktivierungskonzeptes steht neben einem Beachclub am Seeufer vor allem die Aufwertung des in die Jahre gekommenen Strandhauses“, erklärt Christoph Köther. Es soll umfassend renoviert und mit neuer Gastronomie und Übernachtungsangeboten zum Beispiel für Radtouristen zum Treffpunkt an der Ruhr werden. Ein hierzu von der Stadt Hagen gestellter Förderantrag wurde leider zwischenzeitlich abgelehnt, sodass die HVG die Investitionen von ca. 2,8 Mio. Euro voraussichtlich weitgehend alleine tragen muss.
Das in die Jahre gekommene Richard-Römer-Lennebad ist darüber hinaus stark sanierungsbedürftig, die Kosten wurden mit 5,4 Millionen Euro veranschlagt.

Autor:

Lokalkompass Hagen aus Hagen

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