Der Trendsport Hula-Hoop ist in Hagen angekommen
MIT FILM: Alle wollen nur noch „hullern“

Claudia, Nicole, Lisa Marie, Martina, Jenni, Sabrina (hinten, v.l.) sowie Kursleiterin Anja (vorne l.) und Heike (vorne r.) trainieren einmal wöchentlich gemeinsam mit den Reifen. Foto: Patrick Jost
  • Claudia, Nicole, Lisa Marie, Martina, Jenni, Sabrina (hinten, v.l.) sowie Kursleiterin Anja (vorne l.) und Heike (vorne r.) trainieren einmal wöchentlich gemeinsam mit den Reifen. Foto: Patrick Jost
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Influencerin „Elli Hoop“ hat es Günther Jauch im TV beigebracht, Comedian Johann König lässt in seinem Bühnenprogramm die Hüften schwingen, Robert Lewandowski „hullert“ auf dem Fußballplatz und Michelle Obama wurde sogar schon zur „Hula-Hoop-Königin“ gekrönt: Die Fitnessreifen haben sich zum Megatrend entwickelt.

Mit den Plastik- oder Holzreifen aus unserer Kindheit sind die neuen Fitnessmodelle kaum mehr zu vergleichen: Sie sind größer (der Umfang sollte bis zum Bauchnabel reichen), gepolstert, in der Regel zwischen 1,2 und 2,3 Kilo schwer und teilweise sogar mit Massage-Noppen ausgestattet. Aber was steckt denn nun hinter dem großen Revival von Hula-Hoop?

Ich will es selbst ausprobieren und habe einen neuen Kurs im Sportbildungswerk Hagen gefunden, natürlich unter den geltenden Corona-Regeln. Kaum sind die Schuhe geschnürt, schmeißt Kursleiterin Anja Otterbein schon die Musik an. "Learning by Doing" ist hier das Motto. Wir lassen die Reifen kreisen, manche links- und manche rechtsherum, je nach Gusto.

Film: Patrick Jost

Fünf der acht Teilnehmerinnen - übrigens alles Frauen - sind uns anderen schon eine Kursstunde voraus. "Ich bin so stolz auf euch", ist Anja direkt von den Fortschritten begeistert. Nur noch selten fallen die Reifen zu Boden. Selbst die Neuen bekommen das "Hullern" schnell in den Griff. Sogar ich, obwohl mir der Schweiß schon nach wenigen Minuten auf der Stirn steht. "Jetzt andersherum, denn beim Sport trainieren wir immer beide Seiten", wird der Schwierigkeitsgrad etwas erhöht. Schnell findet die Gruppe dafür auch die passenden Worte: unsere Schokoladen- und die Zartbitterseite. "Mit ein bisschen mehr Übung habt ihr bald zwei Schokoladenseiten", verspricht Anja, die dabei kreist und kreist, als hätte sie nie etwas anderes getan.

"Wenn im Lockdown alle Sportangebote brach liegen, kommst du allein zu Hause auf komische Ideen", verrät die Fitness- und Gesundheitstrainerin, wie sie selbst zum Hula-Hoop gekommen ist. Damit ist sie nicht allein: Im Sommer 2021 waren die Fitnessreifen zeitweise in sämtlichen Sportgeschäften und selbst im Onlinehandel ausverkauft. Das liegt ganz sicher am medialen Hype, aber Anja kennt noch weitere Gründe: "Der Sport ist extrem niederschwellig: Wir kennen die Bewegung aus der Kindheitserinnerung, brauchen nur einen Reifen und können loslegen. Also kein großer Aufwand."

Außerdem, so erfahre ich weiter, ist Hula-Hoop ein extrem ergiebiges und abwechslungsreiches Ganzkörpertraining. "Wir trainieren zugleich Bauch, Arme, Beine, Po und stabilisieren den gesamten Rückenbereich. Wir stärken das Herz-Kreislauf-System, verbessern Ausdauer, Körperspannung, Balance und Koordination. Außerdem wird die Haut massiert und dadurch besser durchblutet." Die blauen Flecken, über die viele Anfänger klagen, verschwinden mit der Zeit, dafür wird man mit einer schmaleren Taille und einem rundum besseren Körpergefühl belohnt. Ich hatte am nächsten Tag übrigens keine Hämatome, soviel darf ich verraten, dafür aber mächtig Muskelkater. "Aber was vielleicht noch wichtiger ist: Beim Hullern werden Hormone ausgeschüttet und wir bekommen richtig gute Laune", verspricht Anja. "Gerade an schlechten Tagen ist das richtig gut für die Motivation!"

Für mich geht es jetzt in den Endspurt. Für die nächsten Übungen liegt der Reifen auf dem Boden, wir marschieren auf der Stelle, machen Sidesteps nach rechts außen, nach links, wieder zurück in den Kreis. "Ihr könnt den Reifen für ein komplettes Workout nutzen und effektiv mit dem eigenen Körpergewicht trainieren", erklärt Anja. Das ist die wichtigste Lektion, die ich aus meiner Probestunde mitnehme: Hula-Hoop ist kein eintöniges Sich-im-Kreis-drehen, nicht zwangsläufig ein einsamer Corona-Homestudio-Sport und ich muss auch nicht zum Zirkusakrobaten werden, um Spaß dabei zu haben. Ob Kniebeuge, Krafttraining oder Tanzchoreografien - mit dem Reifen geht (fast) alles! Und zwar in jeder Altersklasse.

"Grundsätzlich kann wirklich jeder bei uns mitmachen, aber wie immer beim Sport gilt es natürlich, auf seinen eigenen Körper zu achten, also bei Vorerkrankungen eventuell mit dem Arzt Rücksprache zu halten", freut sich Anja auf weitere Interessenten. Neugierig geworden? Kursinfos gibt es hier: https://www.sportbildungswerk-nrw.de/hagen/angebote/sportkurse/indoor/fitness/fitnesstraining .

Hintergrund:

- Die Amerikaner Arthur Melin und Richard Knerr (Firma Wahl-O) entwickelten 1958 den ersten Hula-Hopp-Reifen aus Plastik.
- Der Name kommt vom Hawaiianischen Hula-Tanz und dem englischen Wort „Hoop“ für Reifen.
- Die Hula-Reifen wurden schnell zum erfolgreichsten amerikanischen Sportgerät und weltweit allein im ersten Jahr rund 100 Millionen Mal verkauft.
- Vom Kinderspielzeug ins Varieté und später ins Sportstudio - Hula-Hoop hat sich mit jedem Revival weiterentwickelt. Der letzte Aufschwung kam durch die pandemiebedingten Lockdowns.

Autor:

Sara Drees aus Dortmund

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