Kulturstiftung Masthoff feiert ihren 20. Geburtstag
Mit Literatur im Alten Rathaus ins neue Jahrzehnt

Michael von Ahlen brachte nicht nur Kostproben aus den Galgenliedern (erschienen 1905), Palmström und Palma Kunkel (1910 bzw. 1916). Auch eine Reihe anderer herrlich absurder Geschichten waren mit von der Partie. Foto: Privat
  • Michael von Ahlen brachte nicht nur Kostproben aus den Galgenliedern (erschienen 1905), Palmström und Palma Kunkel (1910 bzw. 1916). Auch eine Reihe anderer herrlich absurder Geschichten waren mit von der Partie. Foto: Privat
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Haltern. Die KulturStiftung Masthoff, die am 24. September ihren 20. Geburtstag feierte, startete am 3. Oktober, 17 Uhr, mit Literatur im Alten Rathaus ins neue Jahrzehnt. Zu meinen frühesten Kindheitserinnerungen zählen die Worte, mit denen meine Mutter mich allabendlich in den Schlaf schickte: „…und die Rehlein falten ihre Zehlein und beten zur Nacht“. Sie haben es erraten, sie war ein begeisterter Fan der Poesie und Prosa von Christian Morgenstern.

Ich ließ mich gern davon infizieren, auch später als Teenager, insbesondere von seinen 200 Galgenliedern, welche die Geburt der deutschen Nonsens-Literatur einleiteten. Die ersten schrieb er bereits 1895. Sie wurden gern in weinseliger Runde, begleitet von Klaviermusik lauthals gesungen, was im Alten Rathaus des fehlenden Klaviers wegen, leider nicht möglich war.
Am Sonntag, den 3. Oktober 2021 hatten sich dort, der Hochstimmung und dem begeisterten Zwischen- und Endapplaus nach zu urteilen, viele, ja überraschend viele bekennende Morgenstern-Fans versammelt, darunter auch ein Paar aus dem „fernen“ Dorsten. Es wurde schallend gelacht, verhalten gekichert, amüsiert gelächelt, vor Vergnügen gestrahlt und gegluckst, als Michael von Ahlen auf seine vertraute geniale Art und Weise mit Mimik und Gestik Morgensterns „Der Lattenzaun (mit Zwischenraum hindurchzuschaun) oder die Versammlung der Nägel“ aufs Köstlichste vors Auge und zu Gehör brachte. Michael von Ahlen brachte nicht nur Kostproben aus den Galgenliedern (erschienen 1905), Palmström und Palma Kunkel (1910 bzw. 1916). Auch eine Reihe anderer herrlich absurder Geschichten waren mit von der Partie.
Das Erstaunliche ist, dass Morgenstern, dessen Leben von Krankheit überschattet war, sich dennoch zum oft kopierten, doch nie erreichten Wortschmied und brillianten Wortspieler des Skurrilen und Grotesken entwickeln konnte. Und nicht nur das! Er war Schriftsteller, Dramaturg, Journalist und Übersetzer. Am 6. Mai 1871 in München (Schwabing) geboren und am 31. März 1914 in Untermais, Tirol, gestorben, hatte er zwar nie einen Krieg erlebt, dennoch schwingt eine Vorahnung des Ersten Weltkriegs in seinem Vers mit:„Singend gehn die Völker zu Bett, und singend gehen sie zum Frühstück – ein paar Jahre später gingen sie singend in den Tod“.
Überraschenderweise schloss van Ahlen seine fulminante Lesung nicht mit einer Zugabe aus der Feder von Christian Morgenstern. Den Namen der Autorin nannte er erst nach dem Applaus. „Hotel Villa d’Este ist eine von 18 Geschichten aus „Der Inselgast – Vom Reisen“, die allesamt einem gewissen „H.“ im Publikum gewidmet sind, der drei Tage nach der Lesung seinen 80. Geburtstag feiert. Freuen Sie sich jetzt schon auf Sonntag, den 7. November 2021. Dann präsentiert Michael van Ahlen mit seiner Frau Sabine Hans Christian Andersen, eine literarische Collage mit dem beschwingten Titel „Sag, bekomme ich Flügel auch im Leben?“ (Text: Eva Masthoff)

Eintrittskarten erhalten Sie im Vorverkauf bei der Stadtagentur Haltern am See, Markt1, an der Tageskasse oder durch Bestellung per E-Mail an hms@kulturstiftung-masthoff.de; der Kartenversand erfolgt unentgeltlich. Aufgrund der der aktuell leider geltenden Inzidenzstuf 1 ist für den Besuch der Lesungen die 3G-Regel einzuhalten.

Autor:

Michael Menzebach aus Haltern

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