Einkaufszentrum auf dem Kiekert-Areal: Da war mehr drin!

Ob der am Freitag vorgestellte Entwurf der Firma Procom für das geplante Einkaufszentrum auf dem Kiekert-Areal wirklich ein Meilenstein in der Heiligenhauser Stadtentwicklung werden wird, wird die Zukunft zeigen. Nach einem weit über ein Jahr andauernden Auswahlverfahren hätte sich die SPD-Fraktion allerdings eine Planung erwartet, die wie ein Maßanzug sitzt. Zuschnitt, Passgenauigkeit und Material lassen jedoch an einigen Stellen arg zu wünschen übrig, was den (Trage-)Komfort und die Funktion nicht unwesentlich beeinträchtigen wird. Da war deutlich mehr drin!

Starke achitektonische Basis

Das große Plus des Entwurfs ist die klare Struktur und architektonische Gestalt. Das Fassadenraster mit einem Großteil transparenter Flächen wirkt einladend. Die Gliederung des Gesamtbaukörpers in kleinere Einheiten unterschiedlicher Bauhöhen lässt sich das Objekt in die Stadtstruktur gut einfügen. Besonders gelungen ist auch die Öffnung des Eingangsbereiches in Richtung auf die Passage zur Hauptstraße. Hier wird der Wunsch nach Anbindung an und Verbindung mit dem Kern der Innenstadt deutlich. Die Ladenlokale sind übersichtlich und funktional gegliedert. Geschickt wird eine Gastronomie mit Aussichtspunktcharakter über den Eingangsbereich gesetzt. Die klare Gliederung setzt sich erfreulicherweise sogar in der Tiefgarage fort, in der es keine Orientierungsproblem geben sollte.

Schwachpunkte – Dach war gestern?

Ein Geheimnis der Entwurfsverfasser bleibt, warum – im Gegensatz zum Vorentwurf – in der Endfassung auf eine Überdachung der Ladenpassage verzichtet wurde. Die dort konzipierten Kioske und Aufenthaltsmöglichkeiten werden daher zumindest im Winterhalbjahr nicht funktionieren. Und an verregneten Sommertagen auch nicht. Hier werden große Chancen für die Aufenthaltsqualität aber auch für ergänzende Nutzungen und Umsätze verspielt!

Die Ladenpassage öffnet sich zudem nach Norden zum Campus der Fachhochschule – und wird dort auf einen geschlossenen Gebäuderiegel treffen. Wozu also? Die einzige Laufkundschaft, die von dieser Seite die Passage begehen wird, wird über die Aufzüge aus der Tiefgarage dort hin geführt. Langfristig könnte dies zum Problem für das nördlich gelegene Ladenlokal werden. Ob die Lage der Tiefgaragenausfahrt in direkter Nachbarschaft zur Kreuzung der Kettwiger Straße mit der Planstraße nicht zu Verkehrsproblemen führen wird, bleibt ebenfalls abzuwarten.

Kaninchenställe für Studenten?

Die dargestellte ergänzende Wohnnutzung in Form von Studentenappartements liegt auf dem Niveau von Studentenwohnheimen der 60er und 70er Jahre und dürfte heute – zumal in dieser einfallslosen Aufreihung – selbst für diese Zielgruppe indiskutabel sein.

Fazit

Die SPD-Fraktion hat sich im Rahmen der gesamten Innenstadtplanung für die Ansiedlung auch von Einzelhandel auf dem ehemaligen Kiekert-Areal und den Brachflächen des ehemaligen Hauses der Kirche mit einer großzügigen Anbindung an die Hauptstraße ausgesprochen. Aus unserer Sicht ist für den beschlossenen Entwurf jedoch – trotz einer im Grundsatz gelungenen Konzeption und Architektur – in wichtigen Teilen erheblicher Überarbeitungs- und Nachbesserungsbedarf gegeben!

Mit dem Rathauscenter und der Ludgeruspassage zeugen in Heiligenhaus bereits zwei Objekte davon, was aus einem Einkaufszentrum wird, das von vorn herein in den Details nicht richtig geplant wurde. Eine dritte Fehlplanung kann sich die Stadt nicht leisten! Es wäre daher besser gewesen, die erkannten Mängel von den Planern noch einmal überarbeiten zu lassen. Einer Ratsmehrheit von CDU und FDP war jedoch eine (vor-)schnelle Vergabe wichtiger, um sich mit „sichtbaren Zeichen“ auf der Brachfläche profilieren zu können. Obwohl so oder so ein Baubeginn erst im Frühjahr 2014 erfolgen wird. Für eine Investition von 30 Millionen Euro hätte man besser das Optimum an Qualität raus holen sollen!

Autor:

Peter Kramer aus Heiligenhaus

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