Großer Einsatz von kleinen Christen

Wenn die Sternsinger kommen, versammelt sich die ganze Arztpraxis. | Foto: Ulrich Bangert
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  • Wenn die Sternsinger kommen, versammelt sich die ganze Arztpraxis.
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Seit dem 16. Jahrhundert ist der katholische Brauch des Sternsingens nachweisbar. Kinder verkleiden sich als die Heiligen Drei Könige und sammeln Geld für einen guten Zweck. Die Katholische Kirchengemeinde St. Suitbertus führt die diesjährige Sternsingeraktion noch bis 9. Januar durch.
Für die Serie „Der Stadtanzeiger will‘s wissen“ begleitete ich Sternsinger.

Wir haben Glück mit dem Wetter: kalt, aber angenehm. Es ist das erste Mal, dass ich beim Sternsingen dabei bin. Ich, selbst evangelisch, kenne den Brauch nur von Erzählungen.
Umso neugieriger bin ich, wie die Leute wohl reagieren, wenn sie die Türen öffnen und ob sie diese auch öffnen. Zu siebt ziehen wir also los: Sebastian (neun Jahre), Luise (fünf), Leticia (sechs) und ihre Schwestern Nikolina (neun) und Emilia (fünf) sowie Gruppenleiterin Maria Fielenbach. Die Kinder tragen Kronen aus goldener Pappe und selbstgenähte Stoffgewänder, Luise hält den großen hölzernen Stern. Mehr als 100 Kinder in Heiligenhaus beteiligen sich insgesamt an der Aktion. Das Stadtgebiet wird in 30 Gebiete aufgeteilt. Die Gruppe von Maria Fielenbach übernimmt sechs Straßen, darunter auch die Rheinlandstraße.
Wir treten in eine Arztpraxis ein, das gesamte Praxis-Team versammelt sich, während die Kinder singen - sowohl Kirchenlieder als auch spezielle Sternsingerlieder können die Kinder auswendig. Nachdem die erste Spende des Tages die Spendendose füllt, darf Nikolina die Segensbitte, die auf einem vorgedruckten Klebezettel geschrieben steht, an der Tür anbringen. Die Buchstaben C, M und B sowie die Jahreszahl stehen nun auf der Eingangstür der Arztpraxis und sollen den Segen Gottes auf das Haus herabrufen und die Bewohner vor Unglück schützen. Abgekürzt sind hierbei die lateinischen Wörter „Christus mansionem benedicat“. Übersetzt heißt das „Christus segne dieses Haus“.
Es geht weiter, schließlich haben wir noch viele Häuser vor uns. An der zweiten Tür öffnet uns eine ältere Dame. Die Kinder singen und die Dame lauscht hingerissen. „Wunderschön!“ Sie bedankt sich und neben Geld für die Sparbüchse gibt es auch reichlich Süßigkeiten für die kleinen Sternsinger. Die werden gesammelt und am Ende des Tages unter den fünf fleißigen Sängern aufgeteilt. Wir ziehen weiter. Warum sie bei der Aktion mitmache, frage ich die neunjährige Nikolina. „Weil das für einen guten Zweck ist“, erzählt sie mir im Gespräch. „Wir sammeln für Pater James in Indien und Bischof Bernardo in Brasilien.“ Ich bin erstaunt, wie gut sie sich auskennt. Für Projekte, die die Kinder in diesen Ländern unterstützen, sei das Geld. „Und weil es Spaß macht!“, ruft sie mir zu, als sie schnell zu den anderen Kindern eilt und beim Lied „Von einem Tag zum anderen“ einstimmt.
Jede Tür, an der wir auf unserem weiteren Weg klingeln, öffnet sich auch und viele erwarten die Sternsinger sogar schon. „Nur ein Mann, der denkt sich immer Ausreden aus, warum er nicht aufmachen kann“, erzählen die Kinder mir. „Und einer hat auch mal die Tür zugeknallt.“
Jetzt haben sich die Kinder eine kleine Verschnaufpause mehr als verdient: Im Haus von Agnis Temme sitzen wir bei Apfelsaft und Spekulatius am Tisch und wärmen uns auf. Bei den Kindern kein Anflug von Müdigkeit.
Ich muss zum nächsten Termin, aber die Kinder werden noch bis abends von Haus zu Haus ziehen und weiter Geld sammeln für Projekte, die andere Kinder unterstützen. Auf dem Rückweg denke ich über diesen alten Brauch nach: Toll, wie Kinder schon früh erfahren, wie man sich für andere einsetzen kann – egal, ob man nun katholisch oder evangelisch ist.

Spendenkonto:
Kreissparkasse Düsseldorf: Konto Nr.: 18001222 BLZ: 301 502 00

Autor:

Katrin Schlauch aus Heiligenhaus

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