Himmlischer Spaß im Rathaus

Mit seiner Kostümierung verteidigte der Bürgermeister seinen von den Radfahrern heftig kritisierten Vorschlag, den Panoramaradweg beim Schneefall als Langlaufloipe zu spuren.
„So könnten manche es wohl lieben, auf Skiern durch den Schnee zu schieben“, reimte der Bürgermeister, der als Kompromiss vorschlug: „Wir feiern laut und ausgelassen, heben fleißig hoch die Tassen.“
Nachdem sich die Frauen vor dem Rathaus bei leichtem Nieselregen mit Singen, Schunkeln und dem einen oder anderen Gläschen auf den Sturm vorbereitet hatten, enterten sie gesittet, aber mit Nachdruck, die erste Etage des Rathaus-Altbaus. Dort wurde „Jan“ ausgiebig von den Damen gebützt. Selbstverständlich weiß der Bürgermeister, was Frauen wünschen: Sie möchten ein Stückchen Schlips von ihm. So trug er über dem Ski-Anzug eine abgelegte Krawatte, an der ein gutes halbes Dutzend Möhnen herumschnippelte. Im großen Sitzungssaal des Rathauses, wo Stunden zuvor noch weitreichende, ernsthafte Entscheidungen zur Zukunft der Stadt getroffen wurden, tummelten sich aule Wiever, Piratinnen, Blumenmädchen, Zwerge, Teufelchen und Engelchen. Auffällig waren die aufwändigen, fantasiereichen Verkleidungen, die in den karnevalistischen Niederungen sonst nur selten zu sehen waren. „Das liegt an dem neuem Großhandelsunternehmen für Karnevalszubehör, das nach Heiligenhaus gezogen ist“, lächelt Melitta und klimpert mit ihren Augen, an deren Lidern feine, rote Federn kleben.
So in Stimmung, tanzten und schunkelten die Damen ausgelassen zwischen Flur und großem Saal zur Karnevalsmusik. Die Damen waren eindeutig in der Überzahl und ließen sich von den Männern bedienen.
Jürgen Weeger vom Kulturbüro hatte sich als Franzose verkleidet und zapfte Düsseldorfer Altbier und westfälisches Pils, während Hendrik Schulze Neuhoff in seiner Kochjacke den prickelnden Sekt in die Gläser verteilte.