Aufbau von Unterstützungsangeboten für Angehörige von Demenzkranken

Besucherinnen und Besucher der Betreuungsgruppe Hemer. | Foto: Diakonie
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  • Besucherinnen und Besucher der Betreuungsgruppe Hemer.
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Rund 1,4 Millionen demenziell erkrankte Menschen leben derzeit in Deutschland. Weil viele von uns älter werden, wird diese Zahl in den kommenden Jahren stark ansteigen. Grund genug, dieses wichtige, leider aber immer noch zu oft „verdrängte“ Thema zusammen mit der „Lokalen Allianz für Menschen mit Demenz in Hemer“ im Rahmen einer kleinen Serie mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Der heutige dritte Teil gibt einen Einblick in mögliche Betreuungsangebote im Falle einer Demenzerkrankung.

Die Pflege und Betreuung eines an Demenz erkrankten Menschen zu Hause ist oft keine leichte Aufgabe. Gerade im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung sind die Betroffenen durch Gedächtnis- und Orientierungsstörungen oft nicht mehr oder nur eingeschränkt in der Lage, die Aufgaben des täglichen Lebens zu verrichten. Hinzu kommen oftmals Persönlichkeitsveränderungen und Verhaltensweisen, die Angehörige belasten, aber bewältigen müssen.
Erfreulicherweise werden zwei Drittel aller Demenzerkrankten heute von ihren nahen Angehörigen versorgt. Doch wer jahrelang allein und oft „rund- um- die- Uhr“ für jemanden sorgt, kommt schnell an die eigenen Grenzen der Belastbarkeit und erkrankt nicht selten selbst.
So erging es auch Renate S. (76 Jahre), die über fünf Jahre ihren demenzerkrankten Ehemann versorgte. Zu Beginn der Erkrankung konnte sie mit ihrem Mann noch viele Dinge gemeinsam tun; Einkaufen, Freunde besuchen, die Gartenarbeit am Haus erledigen oder ins Konzert gehen. Doch dann kam die Zeit, wo Orientierungsschwierigkeiten, Vergesslichkeit, nächtliche Unruhe und manchmal auch aggressive Verhaltensweisen den Alltag bestimmten. Zunehmend war ihr Mann auf Hilfeleistungen und Hilfestellungen angewiesen. Im Laufe der Zeit wurden die Kontakte nach außen und Besuche von Freunden immer weniger. Ihre persönlichen Bedürfnisse stellte Renate S zurück, bis sie einen Zusammenbruch erlitt und sagte: „Ich schaffe es nicht mehr“.

Physische aber auch psychische Belastung

Pflege, die über einen längeren Zeitraum, zum Teil jahrelang, geleistet wird, ist nicht nur eine körperliche, sondern vor allem eine psychische Belastung, die auch die Angehörigen krank und einsam machen kann. Daher ist es wichtig, dass pflegende Angehörige frühzeitig nach Entlastung suchen, sich Verschnaufpausen gönnen und ihre persönlichen Interessen nicht ganz aufgeben.
Der in 2011 gegründete Arbeitskreis Demenz Hemer hat sich u. a. die Aufgabe gestellt, durch den Auf- und Ausbau bedarfsgerechter Begleit- und Unterstützungsangebote Betroffene und Angehörige zu unterstützen. Die am häufigsten nachgefragten und bekanntesten Angebote sind die Betreuungsgruppen, in denen Menschen mit Demenz einmal wöchentlich außer Haus betreut werden sowie die ehrenamtlichen häuslichen Helferkreise zur stundenweisen Entlastung der Pflegenden im häuslichen Bereich. Beide Angebote zielen darauf ab, gegen eine geringe Aufwandsentschädigung Pflegenden für einige Stunden in der Woche eine Pflegepause zu ermöglichen. Die Kosten können unter bestimmten Voraussetzungen mit der Pflegekasse abgerechnet werden. Pflegebedürftigen mit einem erheblichen Bedarf an allgemeiner Beaufsichtigung steht ein Betrag bis zu 2400 € im Jahr zur Verfügung. Die Pflegekassen beraten Sie gern.
Auch für Renate S. hat sich die Situation seit kurzem verändert. Eine geschulte Ehrenamtliche kommt einmal wöchentlich für drei Stunden zu ihr nach Hause und kümmert sich um ihren an Alzheimer erkrankten Mann. Zudem besucht Herr S. einmal wöchentlich eine der in Hemer angebotenen Betreuungsgruppen. Frau S hat wieder etwas mehr Zeit für sich und damit ein Stück Lebensqualität zurück gewonnen.
Für weitere Fragen wenden Sie sich bitte direkt an die genannten Anbieter oder an:
Märkischer Kreis, Sozialpsychiatrischer Dienst, Frau Hollmann
Tel. 02372/ 552828
Stadt Hemer, Fachstelle Senioren und Behinderte
Tel: 02372/ 551 267

Betreuungsgruppen

Betreuungsgruppen bieten Angehörigen die Möglichkeit, für ein paar Stunden in der Woche eine ‚Auszeit’ von der Pflege zu nehmen. In einer wertschätzenden Atmosphäre werden die Erkrankten in einer kleinen Gruppe betreut. Ein förderndes, auf die Bedürfnisse der/des Erkrankten abgestimmtes Programm wird angeboten.

Diakoniestation Menden
Hemer/ Balve
Kontakt: Silvia Friedrich
T: 02373/ 14873
Betreuungszeiten:
dienstags 14 bis 17 Uhr
freitags 14 bis 17 Uhr
Kosten: 30 €

Mobile Alten-
und Krankenpflege
Tel: 02372-557890
Betreuungszeiten:
jeden 1. und 3. MI: 15 – 17 Uhr
Kosten: 20€

Häuslicher Besuchsdienst

Im Rahmen des häuslichen Besuchsdienstes werden Menschen mit Demenz stundenweise in der häuslichen Umgebung betreut. Die Betreuungszeiten bestimmen die Angehörigen selbst. Die Betreuungspersonen sind geschult und nehmen regelmäßig an Qualifizierungsmaßnahmen teil.

Verein Netzwerk Demenz Hemer e. V.
Kontakt: Gudrun Gille,
Christina Ruthmann
Tel: 02372/ 1575 oder
02372/ 556 685
Kosten: 7,50 € pro Std.

Angebote zur allgemeinen Betreuung und Anleitung für Menschen mit einer eingeschränkten Alltagskompetenz werden auch von vielen zugelassenen Pflegediensten erbracht. Fragen Sie nach.

Angehörigen-Gesprächskreis

Angehörigen-Gesprächskreis: Der Gesprächskreis bietet pflegenden Angehörigen die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen.; Verein Netzwerk Demenz Hemer e.V., Kontakt: Gudrun Gille, Christiana Ruthmann, Tel: 02372/ 1575 oder 02372/ 556 685

Autor:

Christoph Schulte aus Hemer

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