Neues Kinderheim eingeweiht

4Bilder

Genau zwei Jahre nach dem ersten Spatenstich feierte die Evangelische Stiftung Volmarstein am 1. Dezember die Einweihung ihres neuen Kinder- und Jugendheims Marianne-Behrs-Haus.

Unter den zahlreichen Gästen, die Vorstandssprecher Pfarrer Jürgen Dittrich begrüßte, befanden sich auch Vertreter der Freien Arbeitsgruppe Johanna-Helenen-Heim, ehemalige Heimkinder, die in den 50er- und 60er Jahren Opfer körperlicher und seelischer Gewalt waren. Auch Professor Hans-Walter Schmuhl, der diese problematische Zeit historisch aufgearbeitet hat, war nach Volmarstein gekommen, um an den Einweihungsfeierlichkeiten teilzunehmen.
Wie Markus Bachmann (Kaufmännischer Vorstand) ausführte, belaufen sich die Baukosten einschließlich der Einrichtungskosten auf insgesamt 2,7 Millionen Euro. Davon muss die Stiftung Volmarstein rund 800.000 Euro an Eigenmitteln aufbringen. An Spenden und Vermächtnissen sind laut Bachmann insgesamt 175.000 Euro eingegangen.
Bachmann wies darauf hin, dass das Marianne-Behrs-Haus das erste Haus in der Geschichte der Evangelischen Stiftung Volmarstein ist, das nach einer Person benannt ist, die bei der Namensgebung noch lebte und auf den heutigen Tag hin lebte. Bachmann: „Marianne Behrs war schwer krank. Leider ist sie vor wenigen Tagen erst verstorben. Sie hatte doch so sehr gehofft, diesen Tag zu erleben. Dies war ihr leider nicht vergönnt.“
Marianne Behrs war in den 50er Jahren Schulkind im Johanna-Helenen-Heim. Sie steht für die Gruppe der ehemaligen Heimkinder, die seinerzeit dort drangsaliert worden sind. Jürgen Dittrich erläuterte: „Mit der Benennung unseres Kinderheims nach Marianne Behrs erinnern wir an diese Vorgänge, erinnern an Menschen, denen hier Unrecht geschehen ist, erinnern an unsere Aufgabe, dies nicht zu vergessen und dafür Sorge zu tragen, dass solches nicht mehr geschieht!“
Während der Feierstunde in der Martinskirche wurde das neue Kinderheim vorgestellt. Im Anschluss daran konnten die Gäste es bei einem geführten Rundgang besichtigen.
Stefanie Rittmann, Architektin und Mitarbeiterin der Abteilung Bau und Technik, hat dieses Haus entworfen: ebenerdig, hell, kindgerecht und barrierefrei. Die Kinder finden hier auf mehr als 1200 Quadratmetern Platz zum Spielen, warme Farben laden zum Wohlfühlen ein.
Insgesamt 24 Jungen und Mädchen wohnen in drei Gruppen zu jeweils acht Kindern. Jedes Kind hat ein eigenes Zimmer. Eine Gruppe ist speziell für autistische Kinder ausgerichtet, die in besonderer Weise pädagogisch begleitet werden.
Jürgen Dittrich: „Wir sind dankbar, dass wir dieses Haus für Kinder nach Marianne Behrs benennen dürfen! Und dabei steht der Name Marianne Behrs für viele andere ehemalige Heimkinder, darauf hat sie immer Wert gelegt. Dieses Haus ist in Verbindung mit dem Leben Marianne Behrs so etwas wie ein „Denk-Mal.“
„Ein Haus als Denkmal – ein besseres Denkmal ist kaum möglich“, sagte Klaus Dickneite von der Freien Arbeitsgruppe Johanna-Helenen-Heim.
Im Eingangsbereich des Marianne-Behrs-Hauses hat Jürgen Betz, Ausbilder im Fachbereich Grafik im Berufsbildungswerk, dies zusammen mit Auszubildenden konkretisiert. Und dies wurde mit Marianne Behrs in den Sommermonaten entwickelt und dann in Auftrag gegeben. Ein „Denk-Mal’“, das im Eingangsbereich des Marianne-Behrs-Hauses einen „Brückenschlag“ darstellt, indem Porträts ehemaliger Heimkinder auf der einen Seite zu von Kindern gestalteten Bildern auf der anderen Seite führt.
Das Denk-Mal ist ein echtes Denkmal, weil es im wahrsten Sinne des Wortes etwas zum Denken, zum „mal drüber nachdenken“, ein Mal für die Gedanken und ein Gemälde für die Augen ist.
Im Gegensatz zu den monumentalen Denkmälern ist dieses „Denk-Mal“ weder auffällig noch überragend. Es ist zwar groß, aber nur weil es an die Wände angepasst ist. Es ist bunt, es ist lebendig, es ist frisch, es ist positiv, es ist freundlich. Das Denkmal hat alles, was Kinder von ihrem Denk-Mal erwarten, und doch ist es eine Würdigung an die ehemaligen Heimbewohner, weil es deren Bilder aus den 60er Jahren, die oft streng und introvertiert erscheinen, durch die Bemalungen der Kinder so positiv darstellt.
Gleichzeitig ist der fragile Steinbogen eine Brücke von diesen alten Bildern zu der naiven Kinderkunst, als müsse man stets auf diese zarte Balance hinweisen. Das „Denk-Mal“ mahnt ohne erhobenen Zeigefinger. Es gibt Hoffnung auf eine kindgerechte und respektierte Zukunft der Bewohner des Hauses. Es heißt willkommen und regt an.
Und dies entsprach auch der Vorstellung von Marianne Behrs und den anderen ehemaligen Heimkindern: dass dieses Haus ein helles und fröhliches Haus werde möge, das Kindern eine gute Perspektive ermöglicht.

Fotos/Text: ESV

Autor:

Melanie Giese aus Recklinghausen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.