75. Jubiläum des Stadtsportbund Herne

Ein Hürdenlauf

Weiterlaufen, auch wenn man mal auf der Stelle tritt. Weil die Ampel Rot zeigt, aber man weiß, gleich geht es weiter. So oder ähnlich mag es dem Stadtsportbund (SSB) gehen: Im Jubiläumsjahr pandemiebedingt ausgebremst, stellt der Verein dennoch die Weichen für die Zukunft, holt im nächsten Jahr zum Beispiel die special olympic wold games in die Stadt. Dass am-Ball-bleiben das Gebot der Stunde ist, dafür gibt es in der 75-jährigen Geschichte des SSB immer wieder Belege.

Stephanie Klinkenbuß

Gegründet 1946 in der zwar von Bomben getroffenen, aber nicht vollständig zerstörten Stadt, sollte eine neue Bewegung die Menschen in die junge Demokratie führen. Der Sport, die ansässigen Vereine sollten anders organisiert, der SSB Ansprechpartner für die Belange der Mitglieder werden. Und er gründete die Jugendorganisation gleich dazu. Mit inzwischen über 170 Vereinen und mehr als 30.000 sportreibenden Mitgliedern gehört der SSB zu den größten im Sportland NRW - und kämpft heute doch gegen Mitgliederschwund.

"Wir haben acht bis neun Prozent der Mitglieder allein durch Corona verloren", weiß der erste Vorsitzende Hans Peter Karpinski. Zum nunmehr dritten Mal fällt die Gesundheitswoche mit dem Aktionstag der Älteren aus, an dem etwa 500 Aktive arbeiten. "Gerade aber Senioren haben ihre Sportgruppen verlassen und sind für den Sport verloren", bedauert der Vorsitzende. Doch auch Kinder seien aus Vereinen abgemeldet worden, Bewegungsmangel die Folgen. Gleichwohl ist es nicht das erste Mal, dass der Sport mit schwindenden Mitgliederzahlen zu tun hat.

Ende der 1960er nahm die Begeisterung für den organisierten Sport ab. Neue Ideen wurden gesucht und mit der Trimm-Dich-Welle gefunden. Plötzlich waren riesige Gruppen unterwegs, joggten atemlos und mit rotem Kopf durch Stadt und Park, meldeten sich in einem Sportverein an, machten ein Sportabzeichen. Problem gelöst.

Längst schon hat der SSB gesellschaftliche Belange nicht nur erkannt, sondern bald auch Lösungen integriert: Das Projekt NRW bewegt seine Kinder war ab Mitte der 1980er-Jahre Bestandteil des organisierten Sports, denn immer mehr junge Menschen litten unter Bewegungsmangel und Übergewicht. Seitdem sei der Gesundheitsgedanke aus dem Sport nicht mehr wegzudenken, so Karpinski. Es entstanden Projekte wie Bewegt älter werden oder Bewegt gesund bleiben.

Sachkundige Bürger mit Stimmrecht

Gesellschaftliche Herausforderungen sind bei der Gründung ebenso wie heute regelrecht wegweisend. Mit Projekten für Geflüchtete und ihrer Integration sowie der Inklusion - dem gleichberechtigten Nebeneinander von Menschen mit und ohne Behinderung - ist der SSB heute wie zu seinen Anfängen am so genannten Puls der Zeit. Und den Puls hat ein Sportler im Auge.

Denn an der roten Ampel stehen und weitertrippeln, hat mit dem Gedanken hinter dem Sprichwort, auf der Stelle zu treten, nichts zu tun. Plötzlicher Stillstand bedeutet, das Herz-Kreislauf-System zu schwächen.

Fünf sachkundige und ein beratender Bürger haben Stimmrecht im Sportausschuss. Viele Events wie Sport im Park machen das Leben in der Stadt schöner. An Grundschulen gibt es Sportgutscheine für Kinder mit Defiziten. Sechs Stützpunktvereine werden im Bereich der Integration gefördert: die Sportfreunde Wanne-Eickel, der SV Wanne 11, die Black Barons, der Herner TC, RSV Holthausen sowie TC Blau-Weiß Wanne. Und weil Turnhallen und andere Sportstätten seit den 1970er-Jahren verfallen, kümmert sich der SSB im Förderprogramm Moderne Sportstätte um die Sanierung eben dieser. Dafür gibt's eine Förderpauschale von 2,1 Millionen Euro.

Was sagt der Blick auf die Pulsuhr? Läuft. Manchmal gibt's Hürden, manchmal rote Ampeln. Aber das Herz schlägt harmonisch im Takt.

Jubiläumsfeier

Ob, wann und wie ein Jubiläum gefeiert wird, bestimmt aktuell Corona. Bereits im letzten September sollte passend die Jahrfeier stattfinden. Verschoben auf April - und nach der letzten Versammlung Mitte Februar verschoben auf Sonntag, 18. September.