Niemand weiß, warum ich Herseln heiß!!

Tief im Süden unserer Stadt gibt es eine Straße, die den geheimnisvollen Namen Herseln trägt. Gern wüsste ich, warum sie seinerzeit so benannt wurde, doch all meine Bemühungen, Ursprung oder Anlass zu erfahren, liefen bislang ins Leere.

„Nichts leichter als das", werden sich jetzt Computer-Besitzer sagen und flugs zum Rechner eilen, um sich auf die elektronische Suche zu begeben. Den Weg dahin können sich die Leser getrost ersparen, denn selbst die allwissende Suchmaschine Google kennt den Begriff Herseln nur im Zusammenhang mit Firmen und Einrichtungen, die sich auf dieser kleinen Straße befinden.

Nun konnte nur noch „Onkel Max" von der Hertener Allgemeinen weiterhelfen. Doch auch er musste bekennen, dass er diese harte Nuss nicht knacken könne, sich aber mit dem Archivar der Stadt Herten in Verbindung gesetzt habe, um von dort aus berufenem Munde des Rätsels Lösung zu erfahren. Um so erstaunter war mein Zeitungsonkel, dass der zuständige Fachmann eingestand, niemand im Rathaus wisse, warum man sich damals auf die Namensgebung Herseln festlegte. Sozusagen als Telefon-Joker hat unser ranghöchster Archivar letztendlich einen Sprachwissenschaftler der Universität Münster gebeten, ihm bei der Recherche behilflich zu sein. Seitdem sind Monate durchs Land gegangen, ohne dass „Onkel Max" die versprochene Antwort erhalten hat.

Wer oder was ist Herseln? Etwa eine ausgestorbene Tier- oder Pflanzenart? Ein Anagramm oder gar der Kosename der Geliebten eines früheren Bürgermeisters? Diese Frage beschäftigte mich mittlerweile über Gebühr und bei deren Klärung entwickelte ich einen nahezu pathologischen Eifer. Kein Heimatverein oder Geschichtskreis war jetzt vor mir sicher. Selbstverständlich verschonte ich auch nicht den in der betreffenden Straße ansässigen Kolpingverein mit einer Anfrage, was zur Folge hatte, dass dort einige Mitglieder vom Herseln-Virus befallen wurden.

Ziemlich oft wurde mir im Freundes- oder Bekanntenkreis die Gegenfrage gestellt: „Warum willst Du das eigentlich wissen?" „Schließlich .wissen 6,5 Milliarden Menschen auf der Welt nicht, warum diese blöde Straße so und nicht anders heißt. Selbst die Großkopferten im Rathaus konnten Dir nicht helfen und haben dieses für Dich offensichtlich zentrale Thema mit Sicherheit bereits gedanklich abgehakt." Auch vermeinte ich Spott und Häme zu erkennen, wenn man sich - scheinbar interessiert - nach dem neuesten Stand der Herseln-Forschung erkundigte.

Um die Rückfallgefahr möglichst gering zu halten, beschloss ich, fortan den Hertener Süden weitläufig zu umfahren. Bereits nach wenigen Wochen konnte ich längere Gespräche führen, ohne dem Drang zu erliegen, das Wort mit dem Anfangsbuchstaben H einzuflechten.

Herseln! Eine alte Getreideart, ein germanischer Stamm oder etwa der Markenname eines Brotaufstrichs aus der Vorkriegszeit? Wen kümmert's? Ich betrachte mich als geheilt und habe wieder freie Sicht auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben.

Zur Zeit frage ich mich, ob Andy Borg nicht eine Fehlbesetzung im Musikantenstadl ist, und man besser daran täte, Karl Moik aus dem Ruhestand zurückzuholen. Was meinen Sie dazu??

Autor:

Klaus Ahlfänger aus Herten

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