Hertener Spargeldorf startet die Hofladen-Saison trotz Corona
"Es ist genug Spargel da!"

Das Spargeldorf Scherlebeck in der Hertener Ried ist bereit für die neue Saison. Foto: Kitzol-Kohn
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Frühlingszeit ist Spargelsaison, genauer gesagt zwischen Anfang April und Ende Oktober. Doch die neueste Corona-Schlagzeile lautet: Weil Erntehelfer nicht anreisen können, müssen wir dieses Jahr womöglich auf das edle Gemüse verzichten. Gibt es 2020 wirklich keine Spargelcremesuppe oder Spargel an Kartoffeln und Sauce Hollandaise auf den Tisch? Da können die Betriebe im Hertener Spargeldorf Scherlebeck Entwarnung geben, denn bei ihnen startet jetzt der Hofverkauf. Und wer mag oder muss, kann sich den Spargel sogar direkt nach Hause liefern lassen.

Von Sara Drees

Rund 20 Kräfte unterstützen in den kommenden zwei bis drei Monaten den Hertener Spargelhof Schulte-Scherlebeck bei der Spargelernte. Eine ähnliche Anzahl kommt später für die Erdbeeren hinzu. Entsprechend angespannt musste er wie viele andere Bauern in den vergangenen Tagen die Corona-Entwicklungen verfolgen. Aber: "Nach aktuellem Stand dürfen unsere Erntehelfer einreisen", freut sich Heiner Schulte-Scherlebeck. "Jetzt geht bei uns alles seinen Gang, wenn auch in etwas abgeänderter Form", macht er neugierig. Der Hofladen wird bereits am Samstag, 28. März, eröffnen. "Als Lebensmittelversorger dürfen wir ja verkaufen - und haben uns dafür einiges ausgedacht." Davon später mehr.

Ähnlich positiv sieht es auch die Nachbarschaft. Zwar musste Bauer Südfeld seinen Restaurantbetrieb vor rund einer Woche aufgrund zahlreicher Tischabsagen vorerst schließen, dennoch wird auch sein Hofladen am bevorstehenden Wochenende in die Saison starten. "Wir zeigen Corona die Zähne", lässt sich Frank Südfeld von der Pandemie nicht unterkriegen. Um den Spargel, den er nicht mehr selbst anbaut, sondern aus der Umgebung und von zwei Bio-Spargelhöfen im Münsterland bezieht, macht er sich keine Sorgen. "Es gibt ihn sogar schon in kleinen Mengen!" Generell sei ausreichend Ware vorhanden, so dass sich die Kunden statt leerer Regale im Supermarkt und Klopapier-Diskussionen schon jetzt auf frisches, regionales Obst und Gemüse direkt vom Hof freuen könnten.
Auf dem Heine Hof ist der Spargel-Verkauf bereits am 18. März gestartet. "Wir werden damit wetterbedingt jedes Jahr früher", so Christoph Heine. Momentan sei somit alles "voll im Plan". In den ersten Tagen gingen kleine Mengen von zehn Kilo über die Ladentheke, mittlerweile ist man bei 30 Kilo pro Tag angekommen. Bei der Ernte helfen ihm aktuell fünf Helfer - "und das reicht auch erst mal". Trotzdem ist Heine vor allem über die Anteilnahme aus seinem Umfeld ganz gerührt. "Uns haben über Facebook, per Email, telefonisch oder auch persönlich zahlreiche Menschen angeboten, uns auf dem Feld zu unterstützen!"

Die Unterstützung ist groß

Das kann auch Heiner Schulte-Scherlebeck bestätigen. "Viele Leute und auch befreundete Gastronomen, deren eigene Betriebe aktuell geschlossen sind, rufen an und fragen, ob sie helfen können." Auch wenn sie diese Hilfe natürlich nicht so einfach annehmen könnten und bisher ja auch nicht müssen - ein beruhigendes Gefühl für die Höfe.

Am Spargel selbst soll es in Herten-Scherlebeck also nicht liegen. "Trotzdem bleibt natürlich die Angst, dass sich die Umstände täglich ändern ändern könnten", weiß Christoph Heine. "Zudem haben viele Menschen mit Kurzarbeit und anderen Existenzängsten zu kämpfen und wir wissen nicht, ob das Geld im Portemonnaie für frisches Gemüse bleibt." Hinzu kommen Einbußen durch die stark eingeschränkten Café- und Restaurantbetriebe der Höfe. "Für uns ist es doppelt bitter", so Frank Südfeld, "weil ein großer Teil auf Veranstaltungen, zum Beispiel Hochzeiten, fußt". Bis Mitte Mai seien diese bereits alle storniert und das Team arbeite auf Hochtouren, um für alle entsprechende Ausweichtermine zu finden. "Mit etwas Glück ist es nur eine Umsatzverschiebung und uns steht deshalb ein außergewöhnlich guter Winter bevor", hofft er. Weil er seine Umsätze aber nicht allein dem Glück überlässt, gibt es viele Neuerungen: "Zum Beispiel arbeiten wir an einem Drive-in-Konzept", verrät Südfeld. Einfach vorfahren, Gericht bestellen und nach kurzer Zeit mit nach Hause nehmen, so seine Geschäftsidee. "Praktisch wie bei den Fast-Food-Ketten, nur mit besserem Essen." Klassisches Vorbestellen per Webseite, Facebook, Telefon oder Messanger gehe natürlich auch. Außerdem bastelt der Hof an einem Online-Shop, über den schon in Kürze frisches Gemüse geordert werden soll.
"Über Außer-Haus-Verkauf machen wir uns natürlich auch Gedanken und arbeiten an Lösungen", kündigt Christoph Heine an. Außerdem müssen Regulierungsmöglichkeiten für den Verkauf vor Ort gefunden werden, beispielsweise indem nur beschränkte Personengruppen den Laden betreten oder durch Markierungen auf Abstand gehalten würden. Auch im Hause Schulte-Scherlebeck sind die veränderten Bedürfnisse der Menschen in der aktuellen Situation wichtig. "Ein Lieferservice wird gerade eingerichtet, so dass unsere Produkte frisch nach Hause gebracht werden." Das soll zunächst an den Wochenenden greifen, wird später aber eventuell ausgedehnt. Bestellen können Kunden ebenfalls per Web oder Telefon. Und es gibt sogar noch eine kleine Überraschung: "Neben weißem und grünen Spargel haben wir in diesem Jahr erstmalig den süßlichen, violetten im Angebot!" Na dann: Guten Appetit!

Das Spargeldorf Scherlebeck in der Hertener Ried ist bereit für die neue Saison. Foto: Kitzol-Kohn
Auch in diesem Jahr kann in Herten und anderen Kreisstädten so viel Spargel verzehrt werden, wie Sie es mögen. Archiv-Foto: ST
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Lokalkompass Herten aus Herten

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