Museums- und Heimatverein Hilden spendet Fabry-Museum historisches Buch

Hilden. (WK)„Unsere medizin-historische Sammlung ist um ein wahres Schätzchen bereichert“, freut sich Museumsleiter Dr. Wolfgang Antweiler. Das „Schätzchen“, das er nur mit Schutzhandschuhen berührt, ist ein auf den ersten Blick unscheinbares Büchlein - das es allerdings in sich hat: Der Museums- und Heimatverein überreichte dem Wilhelm-Fabry-Museum am Mittwoch ein kostbares Buch des Mediziners Paulus Lentulus aus dem Jahr 1604. Lateinischer Titel: „Historia admiranda de prodigiosa Appolloniae Schreierae virginis“ - die Bestandsaufnahme einer „wundersamen Geschichte vom sonderbaren Fasten eines Mägdeleins zu Moers“.
„Wir unterstützen das Fabry-Museum gerne mit dieser Spende für seinen wissenschaftlichen Bestand an alten Schriften und historischen medizinischen Instrumenten aus der Zeit Fabrys“, sagt Nicole Anfang, Vorsitzende des Museums- und Heimatvereins. Aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen wurde der Ankauf des 650 Euro teuren Exemplars, das aus dem Antiquariat Franz Siegle aus Mühlhausen stammt, finanziert. Seit Jahren sponsert der Verein dem Museum wiederholt mit Spenden von Dokumenten und medizinischen Geräten aus alten Zeiten. „Die historischen Stücke dienen einerseits der wissenschaftlichen Arbeit, andererseits werden sie auch regelmäßig bei Ausstellungen einer breiten Öffentlichkeit präsentiert“, erklärt Dr. Wolfgang Antweiler. So sei für das nächste Jahr wieder eine Fabry-Schau im Museum an der Benrather Straße geplant. Mit dem Fabry-Jahr 2010 habe sich Hilden auch in Fachkreisen einen Namen gemacht, so Dr. Antweiler: „Zur Zeit befinden sich zwei Leihgaben aus unserem Bestand - ein Brenneisen und ein Amputationsmesser - in der Medici-Ausstellung in Mannheim.“

Über das Buch:
Paulus Lentulus (circa 1560 bis 1613) war Stadtarzt in Bern und unter anderem Leibarzt von Königin Elisabeth I. von England. Zwischen 1603 und 1612 korrespondierten er und Fabry in insgesamt 22 Briefen zwischen Lentulus und Fabry - darunter mehrere über das Fasten, über das es in der jetzt überreichten Schrift geht: Der Hildener Wundarzt und Chirurg hatte an diesem Thema ein großes medizinisches, aber auch religiöses Interesse.
Bereits 1595 hatte Fabry in Köln ein 14jähriges Mädchen untersucht, das die Aufnahme von Speisen und Getränken verweigerte. Auf Grund des Berichtes des Paulus Lentulus über das langjährige Fasten der in einem Dorf bei Bern lebenden Apollonia Schreier teilte Fabry ihm von Payerne aus seine Kölner Beobachtungen mit, die Lentulus in dem Traktat übernahm.
Fabry teilte Lentulus später noch weitere Beobachtungen mit, so am 10. März 1608 über das Fasten eines 20jährigen Mannes aus Hilden, der ihm schon 1590 begegnet war
und am 22. Dezember 1612 über das Fasten eines ihm blutsverwandten 15jährigen Mädchens aus Köln, das er 1612 von seinem Leiden befreit hatte.
Darüber hinaus schien ihm das angeblich schon 16 Jahre dauernde Fasten der Eva Flegen eine schöne Bestätigung der von Lentulus gemachten Beobachtungen zu sein. Fabry schreibt selber, dass er hauptsächlich deshalb zu ihrer Untersuchung 1612 nach Moers gereist sei, weil er seinen Berner Kollegen, der eine Fortsetzung des Traktats plante, darüber in Kenntnis setzen wollte. Durch den Tod des Lentulus kam es nicht dazu. Jahre später, 1627, veröffentliche Fabry die ganze Geschichte. Obwohl die Geschichte 1628 in Moers als Betrug entlarvt wurde, wurde dieser Part sowohl in der lateinischen als auch in der deutschen Ausgabe der nach Fabrys Tod erschienenen Opera Omnia (Gesamtausgabe) übernommen.

Autor:

Werner Kimmel aus Hilden

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