Grubenunglück auf der Schachtanlage Rossenray
Vor 55 Jahren verloren 16 Bergleute ihr Leben

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Vor 55 Jahren ereignete sich auf der Schachtanlage
Rossenray ein schweres Grubenunglück.

Es war am 16 Februar 1966, als sich in 700 Meter Tiefe eine
gewaltige Explosion ereignete. Auf der 703 Meter Sohle, im Flöz Präsident 1 Westen, entzündete sich Methangas. Eine gewaltige Schlagwetterexplosion war die schreckliche Folge. Bei Wartungsarbeiten an einer elektrischen Anlage soll es einen elektrischen Funken gegeben haben, der das hochexplosive Methangas CH4 entzündete.
Ausgelöst durch die Methangasexplosion, folgte auch noch eine
Kohlenstaubexplosion. Die Auswirkungen der Explosionen waren auch
über Tage auf dem Schachtgelände spürbar. Es wurde unmittelbar
nach dem Unglück ein Grubenwehralarm ausgelöst.

Die herbeieilenden Rettungskräfte stellten einen Rettungsplan
auf, um den verschütteten und verletzten Bergleuten Hilfe leisten zu können. Da der Schacht für die Personenbeförderung nicht beschädigt war, konnten die
Bergleute zügig die Grube verlassen. Nachdem die Anwesenheitsliste
geprüft war, stellte man fest, dass 16 Bergleute fehlten. Bis die Grubenwehr
nach unter Tage einfahren konnte, verging einige Zeit. Mit
schweren Atemschutzgeräten und entsprechender Ausrüstung,
machte sich die Grubenwehr auf den Weg, um die vermissten Kumpel zu suchen.

Für 16 Bergleute kam jede Hilfe zu spät.

Sie konnten nur noch tot geborgen werden. Für das junge Bergwerk
eine fürchterliche Katastrophe. 1963 begann auf dem Bergwerk Rossenray erst die Kohleförderung. Zu dem Zeitpunkt des Unglücks war ich erst knapp ein Jahr
in der Ausbildung, auch ich wollte nach der Ausbildung zum Starkstromelektriker unter Tage arbeiten.

Ein solch schweres Grubenunglück hat sich bei uns in Deutschland nie mehr ereignet.
Die Sicherheitsstandards wurden deutlich verbessert. Überall unter Tage wurden Gasmessgeräte eingebaut. So wurden die gesamten Grubenwetter überwacht.

In der Stadt Kamp-Lintfort herrschte große Trauer und Anteilnahme.
Für die öffentlichen Gebäude wurde Trauerbeflaggung angeordnet.
Nach einem bewegenden Trauergottesdienst, wurden die Toten auf dem
Waldfriedhof Dachsberg und in Essen beigesetzt. Die Trauerstätte ist bis zum
heutigen Tag in einem gepflegten und guten Zustand.

Nun ist der Bergbau nach über 100 Jahren am Niederrhein verschwunden, das schwere Unglück wird vielen Menschen in unserer Region immer in schmerzlicher Erinnerung bleiben.

Glückauf!

So stand es damals in der Zeitung

16. Februar 1966. Ein neblig grauer Mittwoch. 226 Bergleute sind an diesem Morgen gekommen und treten zur Frühschicht an. 16 von ihnen kommen nicht mehr nach Hause. Die Gasexplosion auf der Zeche Rossenray ist so heftig, dass sie wie ein Erdbeben das Stadtgebiet erschüttert. Die Flaggen werden auf Halbmast gesetzt - die Trauer ist groß. Das Unglück geschah einen Tag vor Altweiber, alle Karnevalsfeiern in der Stadt wurden abgesagt.
Zeitzeuge: Albrecht Kowalsky
Er war damals mit unten - im Bergstollen. Nur wenige Meter vom Unglücksort entfernt. Der ehemalige Bergmann hat Glück und überlebt. Immer wieder trat damals unter Tage Gas aus. Schon damals hatte sich Albrecht Kowalsky gefragt, ob das gut geht. Dann passierte das Befürchtete. Bis heute ist die Erinnerung an den schwarzen Mittwoch 1966 präsent. Nach der Explosion machen sich er und seine Kumpels auf den Weg zum Förderkorb. Dort weinen gestandene Männer - neben den Leichen der Arbeitskollegen. Oben stehen die aufgelösten Angehörigen. Albrecht Kowalsky selber überlebt, weil Wasserbottiche die Druckwelle und Flammen abfangen und so Schlimmeres verhindern.
Die Explosion: Alles zerstört
Nach der Detonation klappen die betroffenen Schächte fast in sich zusammen. Die Strecken sind nicht mehr begehbar. Überall liegt Stahl herum, der eigentlich die Decke und Wände stützen sollte. Monatelang wird nach der Unglücksursache gesucht. Eine Untersuchung ergibt, dass sehr wahrscheinlich die Opfer die Explosion verursacht haben. Die Männer hatten an einem Stromverteiler gearbeitet und haben dabei wohl einen Funken erzeugt, der dann 16 Menschen das Leben kostete. Eine Gedenkstätte auf dem Kamp-Lintforter Waldfriedhof erinnert noch heute an die verstorbenen Bergmänner. 10 der Opfer sind hier begraben, 6 Bergleute in Essen. Ein Mahnmal an das wohl schwerste Grubenunglück am Niederrhein.

Autor:

Jürgen Moser aus Kamp-Lintfort

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