"Ich werde die Menschen vermissen"
Pfarrerin Dorothea Goudefroy verlässt die Evangelische Kirchengemeinde Menden

Pfarrerin Dorothea Goudefroy verlässt Menden und wird zum 1. Februar Superintendentin im Evangelischen Kirchenkreis Vlotho.  | Foto: Ev. Kirchenkreis Vlotho/Christopher Deppe
  • Pfarrerin Dorothea Goudefroy verlässt Menden und wird zum 1. Februar Superintendentin im Evangelischen Kirchenkreis Vlotho.
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Nach fast elf Jahren verlässt Pfarrerin Dorothea Goudefroy die Evangelische Kirchengemeinde Menden. Die 50-Jährige wird zum 1. Februar als Superintendentin zum Kirchenkreis Vlotho wechseln. In Menden umfasste ihr Pfarrbezirk Innenstadt, Obsthof, Rauherfeld und Oesbern; ihre vorrangigen Wirkungsstätten waren die Heilig-Geist-Kirche in der City und das im August 2020 geschlossene Ludwig-Steil-Haus im Lahrfeld. Wenige Tage vor ihrem Wechsel stand Dorothea Goudefroy, die in Bielefeld aufgewachsen ist und unter anderem als Pfarrerin in Meschede, im Kirchenkreis Paderborn und in Unna arbeitete, bevor sie im März 2010 nach Menden kam, dem Stadtspiegel Rede und Antwort.

Von Vera Demuth

Stadtspiegel: Ohne die Corona-Pandemie würden Sie sicherlich in einem festlichen Gottesdienst verabschiedet. Wie sieht es stattdessen aus?
Dorothea Goudefroy: Es gab eine Andacht als Zoom-Veranstaltung. Ja, normalerweise gäbe es einen Abschiedsgottesdienst. In den letzten Jahren haben wir drei Kollegen mit Festgottesdienst und Festempfang in den Ruhestand verabschiedet. Dass das bei mir nicht stattfinden kann, ist schade, aber es macht mir mehr zu schaffen, dass ich wegen der Pandemie viele Leute in den vergangenen Monaten gar nicht mehr gesehen habe. Die vielen kleinen Verabschiedungen fehlen mir.

Was hat Sie daran gereizt, Superintendentin zu werden? Was können Sie in dieser Position erreichen, das als Pfarrerin nicht möglich ist?
Ich habe mich hier neben der Gemeindestelle im Kirchenkreis Iserlohn engagiert und bin seit sechs Jahren im Kreissynodalvorstand. Nicht nur dadurch habe ich gemerkt, dass ich wirklich Freude daran habe, größere Zusammenhänge in den Blick zu nehmen. Ein Leitmotiv, mit dem ich mich auch im Kirchenkreis Vlotho beworben habe, ist ein vielfarbiges Kirchenfenster. Manche sagen, dass die Farben nicht zueinander passen, aber es steht dafür, dass jeder Mensch seine Begabung einbringt, und es spiegelt Gottes Gnade wider. Ich möchte in größeren Zusammenhängen arbeiten und Leuten helfen, dass sie sich selbst verwirklichen können.

Ihr Einstieg im Kirchenkreis Vlotho wird durch die Corona-Pandemie erschwert. Wie werden Sie die Menschen dort kennenlernen?
Als Einwegkommunikation funktioniert das Internet ganz gut. Es gibt Videos von mir, die der Kirchenkreis in der Bewerbungsphase gemacht hat. Aber die Gegenrichtung fehlt. Normalerweise würde ich in die Presbyterien gehen, um die Menschen kennenzulernen und zu erfahren, was sie bewegt. Vielleicht ist das per Zoom möglich.

Was wird Sie im Kirchenkreis Vlotho anderes als in Menden erwarten?
Man kann Menden als Kirchengemeinde nicht mit einem Kirchenkreis vergleichen. Dort gibt es 18 Gemeinden, und ich werde nicht als Pfarrerin arbeiten. Ostwestfalen ist total evangelisch. Es gibt dort weniger Katholiken, als es hier Protestanten gibt. Die evangelischen Gemeinden sind im Kirchenkreis Vlotho rein geografisch näher beieinander und sie stehen direkt im Gespräch. Das ist sehr schön.
Landschaftlich werde ich mich nicht verschlechtern – mit Weser, Werre und Wiehengebirge.

Was werden Sie aus Ihrer Zeit in Menden vermissen?
Ich werde die Menschen vermissen, mit denen ich viel zu tun hatte. Zum Beispiel Menschen, die ich nach einer Beerdigung noch länger begleitet habe. Und ich hatte hier auch einen Stamm an Leuten, der immer ansprechbar war, wenn ich etwa gesagt habe: "Lasst uns einen Valentinsgottesdienst machen." Da hieß es dann: "Das ist eine tolle Idee. Wir machen mit."
Auch frage ich mich, ob ich überhaupt einen Schlüssel für die Kirchen haben werde. Hier habe ich natürlich einen und konnte einfach mal eine Kirche aufschließen, reingehen und beten. Ich werde die Heilig-Geist-Kirche vermissen. Sie hat einen wunderschönen Kirchenraum. Das war Liebe auf den ersten Blick.

Gibt es etwas, von dem Sie sich wünschen, dass Sie es während Ihrer Zeit in Menden hätten umsetzen können, es aber nicht geschafft haben?
Man kann nie alles gleichzeitig machen. Ich habe mir immer gewünscht, die Heilig-Geist-Kirche zu öffnen und eine Stadtkirche daraus zu machen. Musik hatten wir immer viel, und in meiner Anfangszeit haben wir eine Taufkleiderausstellung gemacht und eine Ausstellung mit Gesangbüchern. Doch dann kamen andere Dinge: Es fiel eine halbe Pfarrstelle weg, und wir haben ein Gemeindehaus geschlossen. Ich hätte aber noch Ideen für die nächsten zehn Jahre für eine offene Kirche.

Was passiert mit Ihrer Pfarrstelle nach Ihrem Weggang?
Die Stelle wird zu 100 Prozent nachbesetzt, aber das wird einige Zeit dauern. In der Zwischenzeit werden zwei zusätzliche Pfarrer stundenweise Vertretungsaufgaben übernehmen und den Betrieb aufrecht erhalten.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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