Es sind halt "nur" Vögel…! (mein Leserbrief im Stadtspiegel 17.10.2010)

Coco und Chanel nur noch gemeinsam unterwegs
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Es sind halt "nur" Vögel…!

Wellensittiche, Nymphensittiche, Agaporniden, Beos, Papageien… - Vögel sind in unserer Gesellschaft sehr beliebt. Leider werden die fröhlichen Federbällchen häufig aus einer reinen Laune heraus angeschafft und nach der ersten Begeisterung wie "Wanderpokale" von A nach B gereicht. Häufig fristen sie ihr Dasein dann allein in kleinen Käfigen ohne Fluggelegenheit und vegetieren dort dahin bis zu ihrem traurigen Ende.

Aus diesem Grund habe ich mich vor Jahren dem Vogel-Tierschutz angeschlossen; aus demselben Grund übernahm ich im Mai 2009 auch die Betreuung der Vogelvolieren im Freizeitzentrum Biebertal. Wohl wissend, dass bereits zu jenem Zeitpunkt dort katastrophale Verhältnisse herrschten; weil eine dringend nötige Sanierung über Jahre hinaus ausgeblieben war. Aber ich wollte diesen rund 70 Vögeln, die bis dahin teils ein gänzlich tristes Leben ohne Artgenossen führten, ihr Zuhause erhalten – und es besser machen. Zumal die Anlage im Freizeitzentrum prinzipiell schön und vielen von uns seit der Kindheit vertraut ist.

Es macht sich kaum jemand eine Vorstellung davon, was es bedeutet, Volierenanlagen dieser Größe allein zu betreuen. Es reicht nicht aus, täglich Futter und Wasser zu reichen. Vögel benötigen wie wir Menschen ihre Vitamine, auch eine Beschäftigung; und ihr Umfeld muss sauber gehalten werden. Es heisst einkaufen, kranke Tiere medizinisch versorgten und aufpäppeln. Für all das habe ich unendlich viel Mühe, Kraft, Zeit und Liebe investiert; im Bemühen darum, diesen Tieren "mehr" zu geben. Im Biebertal konnten sie endlich wieder fliegen, hatten ihre artgleichen Freunde; wenn auch (noch) nicht die optimalen Bedingungen.

Dass all meine Bemühungen trotzdem nicht ausreichten, haben jüngst die Anordnungen des Kreisveterinäramtes bewiesen, womit dieses leider auch Recht hat. Denn allein liess und lässt sich einfach nicht mehr an Verbesserungen bewerkstelligen. Trotzdem macht es mich sehr traurig, dem drohenden Ende dieser so traditionellen Volierenanlage entgegen zu sehen; einer Anlage, die doch eine wichtige Attraktion unserer Stadt ist; die täglich viele Besucher anlockt – und bis anhin über so viele Jahre eine sympathische Art "sozialer Auffangstation" für jene Wesen bildete, die es nicht so gut haben in unserer Gesellschaft.

Gibt es denn wirklich keine Möglichkeit, diese Schliessung abzuwenden? Für anderes "wichtiges" wird doch so viel Geld auszugeben, und Weihnachten naht; kann es daran liegen, dass es "nur" Vögel sind?

Autor:

Gabi Hoensch aus Menden (Sauerland)

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