"KUK mal hier" in Oesbern
Offene Fläche ist begrenzt

Nicht nur in Oesbern, sondern in allen Mendener Ortsteilen gibt es Bürger, die den Weiterbau der A46 ablehnen.  | Foto: Janine Bauer
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MENDEN. Der Himmel meint es gut mit KUK mal hier. Er lotste am Sonntag, 4. Juli, die Gewitterwolken von fünf vor Zwölf bis kurz nach Zwei großzügig um Sommers Hof herum. Hier, in Oesbern unterm Windrad, hatte die gastgebende Familie den KUK mal hier-Initiatoren und ihren interessierten Gästen Weg und Platz bereitet. Zum vierten Mal!

„Wir sind am Berg und feiern Bergfest unserer achtteiligen Veranstaltungsreihe“, sagte Janine Bauer zur Begrüßung, machte KUK mal hier mit der Ortswahl deutlich, wo die AutobahnGmbH Bund und Straßen.NRW die A46 realisieren will. „Die wollen in den nächsten Jahren wirklich damit anfangen. Wir wollen die Autobahn gar nicht. Nicht bei uns und auch nicht bei den Nachbarn.“

An den sieben Aktionssonntagen vor dem großen Finale in der Mendener Innenstadt am Samstag, 28. August, vermittelt KUK mal hier, welche lebenswichtigen Bereiche ein Autobahnbau, der vor fast 50 Jahren geplant wurde, empfindlich treffen wird. Die ganzheitlich heilsame Wirkung von Wald, der ökologische und ökonomische Wert von Wald, der Schutz von Heimat, die Notwendigkeit einer Verkehrswende waren an den vergangenen Sonntagen die Themen. In Oesbern ging es um die Landwirtschaft.

Immer mehr landwirtschaftliche Betriebe geben auf, weil sie nicht mehr genügend Flächen zur Verfügung haben, um ökonomisch wirtschaften zu können. „Im Märkischen Kreis werden jeden Tag 0,9 Hektar Fläche unwiederbringlich versiegelt. Da werden nie wieder Lebensmittel, das sind Mittel zum Leben, angebaut“, betonte Friedrich Ostendorff, Bauer aus Bergkamen und Mitglied des Bundestages. Der Argarexperte sprach zum KUK mal hier-Thema „Kulturlandschaft – Guter Boden“. Die Kultivierung der Landschaft sei nicht nur das erste Kulturprojekt des Menschen, sie sei auch lebensnotwendig.

„Wir brauchen gute Lebensmittel für die Bevölkerung“, unterstrich Ostendorff, der seinen Hof 1983 auf Bio umgestellt und 1989 mit Gleichgesinnten die Neuland-Produktionsrichtlinien entwickelt hat. „Ich habe noch nie so ruhig gewohnt wie in Berlin. Zuhause hören wir, wann gutes Wetter ist. Bei Regen bekommen wir von der A2 nichts mit. Bei Sonnenschein nervt der Dauerlärm.“ Jörg Wallmeier hatte zuvor mit einer Simulation deutlich gemacht, wie laut die angeblich zumutbaren 64 Dezibel Verkehrsgeräusche sind.

Ostendorff berichtete von der „Zukunftskommission Landwirtschaft" (ZKL), die vor einem Jahr von der Bundesregierung installiert wurde. Unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Peter Strohschneider haben alle für die Landwirtschaftspolitik relevanten gesellschaftlichen Gruppen viele Male miteinander diskutiert. Die Mitglieder kamen aus den Bereichen Landwirtschaft, Wirtschaft und Verbraucher, Umwelt, Tierschutz und Wissenschaft. „Aufgabe der Kommission war es, langfristige Empfehlungen und Leitlinien für den Transformationsprozess des Landwirtschafts- und Ernährungssystems zu erarbeiten. Konkret ging es darum, Klima- und Umweltschutz zusammenzubringen mit Ernährungssicherung und dem Erhalt einer ökonomisch tragfähigen Landwirtschaft in Deutschland“, beschreibt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft den Auftrag des ZKL. Der Bericht enthält das klare Bekenntnis für eine nachhaltigere, wirtschaftlich erfolgreiche und gesellschaftlich anerkannte Landwirtschaft in Deutschland. Das funktioniere nicht ohne gesamtgesellschaftliche Anstrengungen. Da seien auch die Verbraucher in der Pflicht.

Friedrich Ostendorff konnte am Sonntag, bevor der Abschlussbericht am 6. Juli mit seinen Empfehlungen offiziell an Bundeskanzlerin Angela Merkel übergeben wird, versprechen: „Daran muss sich jede Bundesregierung - egal in welcher Zusammensetzung - halten.“ Er betonte vor allem auch die Einflussnahme von Jugendverbänden. Jede Zerstörung von Kulturlandschaft treibe den menschengemachten Klimawandel voran.

Jetzt sei die Zeit zu handeln, um Kindern und Enkeln eine Chance auf eine menschenfreundliche Natur zu lassen, hatte auch Janine Bauer zu denken gegeben. Die Oesberner Landwirtin Wiebke Goeke macht in ihrem Statement zum Weiterbau der Autobahn auf das entsprechende Urteil des Bundesverfassungsgerichts aufmerksam. Apropos Statement zur A46: Der wohl bekannteste Sauerländer Bauer, Klemens Schulte-Vierkötter, versammelt in einem höchst unterhaltsamen Video, das im Internet zu sehen ist, Kollegen um sich, die diesen „Kokolores“ kommentieren.

Am Sonntag sorgten Tinka Wilshues und Anette Echt-Leclaire mit einer Installation aus Stäben und Bändern auf dem exklusiv angelegten „Stoffels Weg“ für immer wieder andere, verblüffende Aussichten auf die Landschaft. Wechselnde Rahmen, die die beiden Architektinnen setzten, ermöglichten Ausschnitte, die Wald und Feld, Wolken und Windrad kunstvoll in Szene setzten.
Der Regen setzte später ein.

Die Fortsetzung von KUK mal hier folgt am Sonntag, 18. Juli um Fünf vor Zwölf im Fröndenberger Himmelmannpark. Im Ulmke Forum geht es dann ums „Wasser – Unser kostbarstes Gut“. Kunst steuern Sonja Heller und Jeanette Obst bei.

Nicht nur in Oesbern, sondern in allen Mendener Ortsteilen gibt es Bürger, die den Weiterbau der A46 ablehnen.  | Foto: Janine Bauer
Unversiegelte Flächen wie hier an Stoffels Weg in Oesbern werden täglich weniger und gehen der Landwirtschaft unwiederbringlich verloren.  | Foto: Janine Bauer
Autor:

Lokalkompass Menden-Fröndenberg-Balve-Wickede aus Menden (Sauerland)

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