Aktionskreis „Ohne Sonntag gibt's nur noch Werktage“:
„Läden an Sonntagen als Ausgleich für entgangene Geschäfte während der Pandemie zu öffnen, ist eine Milchmädchenrechnung!“

Was ist eine Milchmädchenrechnung? Laut Duden bezeichnet man als Milchmädchenrechnung spöttisch die als naiv empfundene Betrachtung oder Argumentation von einer Person. Es wird angenommen, dass der Standpunkt dieser Person zwar plausibel erscheint, aber wesentliche Punkte unberücksichtigt lässt beziehungsweise auf falschen Annahmen basiert.

„Eine solche Milchmädchenrechnung ist in unseren Augen die Idee“, so Franz Köchling, Sprecher des Ökumenischen Aktionskreises "Ohne Sonntag gibt's nur noch Werktage" in Monheim, „die Läden an Sonntagen zu öffnen, um so einen Ausgleich für entgangene Geschäfte während der Pandemie zu schaffen.“ Schließlich verfüge die Bevölkerung über dieselbe Geldmenge für Wareneinkäufe – ob mit verkaufsoffenem Sonntag oder ohne. „Der Euro kann eben nur einmal ausgegeben werden.“

Zudem erhielten die Verkäuferinnen und Verkäufer an verkaufsoffenen Sonntagen ein höheres Entgelt. Dies gehe aber letztlich zu Lasten der Gewinnmarge für den Arbeitgeber bzw. den Geschäftsbetreiber. Da die eingesetzte Geldmenge und darum auch der Warenwert in etwa konstant seien, zahle das Unternehmen letztlich drauf. Und die Verkäuferinnen und Verkäufer müssten sich den „Sonntag um die Ohren schlagen“. Mit anderen Worten: Es gibt keinen Gewinner, weil alle draufzahlen. Mithin das Gegenteil einer „Win-Win-Strategie“.

„Einen besonders hohen Preis zahlen zudem die Familien der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Sie zählen nämlich indirekt zu den Verlierern bei den Geschäftsöffnungen an Sonntagen, da sie auf Vater, Mutter, Geschwister oder sonst nahstehende Personen verzichten müssen“, gibt Köchling außerdem zu bedenken.

Historischer Hintergrund

Im Übrigen sollte man auch nie vergessen, so Köchling weiter, dass die ersten staatlichen Maßnahmen zum Schutz dieses religiös motivierten Feiertages weit zurückreichten: So habe bereits der römische Kaiser Konstantin I. vor 1.700 Jahren verfügt, den „dies solis“ (= Tag der Sonne) zum reichsweiten Feiertag zu erklären und ihn unter besonderen Schutz zu stellen. Dieser 3. März 321 gelte daher als der erste Moment staatlicher Sonntagsschutzgesetzgebung. Auch andere Religionen, wie zum Beispiel der Islam und das Judentum, kennen und feiern wöchentlich wiederkehrende Tage der Ruhe, Besinnung und Feier. Die christliche Tradition eines gemeinsamen, regelmäßig wiederkehrenden Ruhetags entstammt dem Schabbat des Judentums, mit dem die Christen so zentrale Texte wie die Schöpfungsgeschichte und die Zehn Gebote gemeinsam haben.

So habe der emeritierte Papst Benedikt XVI. den Nagel auf den Kopf getroffen, wenn er seinerzeit feststellte: "Es ist eine zivilisatorische Wahl, dass der Sonntag nicht schleichend zu einem Tag wird wie andere auch. Erst der Mensch, dann die Arbeit; erst die Arbeit, dann das Kapital; erst die universale Bestimmung der Güter, dann das Privateigentum – kurz gesagt: erst das Sein, dann das Haben."

Im Ökumenischen Aktionskreis "Ohne Sonntag gibt's nur noch Werktage" arbeiten die evangelische Kirche in Monheim, die katholischen Kirchengemeinden und Verbände KAB, kfd und KKV im Bereich Langenfeld/Monheim mit, um den Sinn des Sonntags stärker ins Bewusstsein der Menschen zu rücken.

Autor:

Bernd-M. Wehner aus Monheim am Rhein

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