Neanderthaler: Schöpfer der ältesten Höhlenkunst

Rote Farbkompositionen von Neanderthalern in der Cueva Ardales, mit Beprobung | Foto: Neanderthal Museum

Die Schaffung eiszeitlicher Wandkunst galt bisher als letztes exklusives Kennzeichen des anatomisch modernen Menschen. Ein internationales Forscherteam unter Beteiligung des Neanderthal Museums und des Sonderforschungsbereiches (SFB) 806 ‚Our Way to Europe‘ der Universität zu Köln kann nun in drei spanischen Höhlenbelegen, dass tatsächlich Neanderthaler die eigentlichen Schöpfer der ältesten Höhlenkunst waren.

Kontroverse Diskussionen

Über die kognitiven Fähigkeiten von Neanderthalern im Vergleich zu denen des modernen Menschen wird in der Forschung seit Jahren kontrovers diskutiert.Bei der Untersuchung von Höhlenkunst spielt die Altersbestimmung eine zentrale Rolle. „Höhlenkunst genau und präzise zu datieren, ohne sie dabei zu zerstören, war bisher kaum möglich“, sagt der Leiter des Projektes Dirk Hoffmann vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. „Dank der jüngsten technischen Entwicklungen können wir jetzt aber mit Hilfe der Uran-Thorium (U-Th) Methode Karbonatkrusten auf den Farbpigmenten datieren und so ein Mindestalter für die Höhlenkunst erhalten.“

Genaue Datierungstechnik

Die U-Th Datierung basiert auf dem radioaktiven Zerfall von Uranisotopen in Thorium. Mithilfe dieser sehr genauen Datierungstechnik können Forscher das Alter von Kalkablagerungen bis zu einem Maximalalter von etwa 500.000 Jahren bestimmen. Damit reicht sie erheblich weiter zurück als die ansonsten gängige Radiokarbonmethode.

In den drei Höhlen, La Pasiega, Maltravieso und Cueva Ardales in Spanien konnte nun jeweils ein Alter von über 60.000 Jahren für Darstellungen der Wandkunst ermittelt werden. Zu diesem Zeitpunkt lebten ausschließlich Neanderthaler auf der Iberischen Halbinsel. Die ersten anatomisch modernen Menschen erreichten Südwesteuropaerst vor 40.000 Jahren.

In der Cueva Ardales führt ein deutsch-spanisches Team des Neanderthal Museums, Mettmann und des SFB 806 ‚Our Way to Europe‘ der Universität Köln seit 2011 Ausgrabungen durch. Die Archäologen können durch Bodenfunde in der Nähe der datierten Wandkunst die zeitgleiche Anwesenheit von Neanderthalern belegen.

"Völlig neues Kapitel"

Prof. Dr. Gerd-Christian Weniger Co-Direktor der Ausgrabungen ist sicher: „Mit den Datierungen schlagen wir ein völlig neues Kapitel in der Erforschung der eiszeitlichen Höhlenkunst auf“. Die früheste Phase der Wandkunst in den drei Höhlen zeigt Linien, Punkte, Handabdrücke und langschmale Flächen in roter Farbe an Orten, die nur mit künstlicher Beleuchtung begangen werden konnten.

Prof. Dr. João Zilhão, vom Catalan Institution for Research and Advanced Studies in Barcelona, ein weiterer Co-Autor der Studie, ist überzeugt: „Auf der Suche nach den Ursprüngen von Sprache und entwickeltem menschlichen Wahrnehmungs- und Denkvermögen müssen wir deshalb viel weiter in unsere Vergangenheit zurückblicken:
mehr als eine halbe Million Jahre, auf den gemeinsamen Vorfahren von Neandertaler und modernem Menschen.“

Neanderthaler und moderner Mensch waren intellektuell ebenbürtig

Die neuen Forschungsergebnisse zeigen, das Neanderthaler den modernen Menschen intellektuell ebenbürtig waren. Diesen Ansatz verfolgt das Neanderthal Museum in seiner Arbeit seit vielen Jahren. „Zahlreiche, neue Forschungsergebnisse haben in den letzten Jahren immer eindringlicher belegt, dass Neanderthaler modernen Menschen geistig nicht unterlegen waren. Die Höhlenkunst war das letzte verbliebene Alleinstellungsmerkmal der modernen Menschen. Wir wissen nun, sie gehört auch zum kulturellen Erbe der Neanderthaler.“ sagt Prof. Weniger, Direktor des Neanderthal Museums und Koordinator der Projekte des SFB 806 im westlichen Mittelmeergebiet.

Autor:

Lokalkompass Langenfeld - Monheim - Hilden aus Monheim am Rhein

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