Aktionskreis „Ohne Sonntag gibt's nur noch Werktage“: Ladenschlussgesetz muss reformiert werden – "Kultur der Unerreichbarkeit" gefordert

von links: Franz Köchling überreicht Jens Geyer Argumente für den Schutz des Sonntags
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„Die Aushöhlung des Sonntagsschutzes muss korrigiert werden. Deshalb darf es auch für große Städte keine Verteilung der verkaufsoffenen Sonntage auf Stadtteile geben.“ Mit diesen Worten erinnerte Franz Köchling, Sprecher des Aktionskreises "Ohne Sonntag gibt's nur noch Werktage", den SPD-Landtagsabgeordneten Jens Geyer an das Versprechen der SPD, eine entsprechende Novellierung zum Ladenschlussgesetz vorzulegen. Der direkt gewählte Abgeordnete nahm auf Einladung des Aktionskreises, der sich in Langenfeld und Monheim für den Schutz des Sonntags engagiert, an einem informellen Gespräch teil, um sich über dessen Aktivitäten zu informieren. Gleichzeitig appellierten die Mitglieder des Aktionskreises an den Abgeordneten, sich bei der Gesetzesänderung für eine Begrenzung des Ladenschlusses an Samstagen auf 18 Uhr einzusetzen. „Denn der Schutz des Sonntags muss bereits am Samstagabend beginnen“, so Köchling weiter. Geyer betonte sein Interesse an der Arbeit des Aktionskreises und unterstrich gleichzeitig die Bedeutung der Kirchen hinsichtlich ihres gesellschaftspolitischen Engagements.

Kritik am Anstieg der Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit
Darüber hinaus kritisierte der Aktionskreis "Ohne Sonntag gibt's nur noch Werktage" das Ansteigen der Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit sowie den Zwang zur ständigen Erreichbarkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. So arbeiteten gemäß einem Bericht der „Bild“-Zeitung, der sich auf Angaben des statistischen Bundesamtes bezieht, mittlerweile deutschlandweit rund 11 Millionen Bundesbürger an Sonn- und/oder Feiertagen. Vor zehn Jahren seien es dagegen „nur“ 8,564 Millionen gewesen. Ein Anstieg um rund 28 Prozent! Die Mitglieder des Aktionskreises baten deshalb den Landtagsabgeordneten, auch diesem Trend im Rahmen seiner Möglichkeiten entgegenzuwirken.

"Kultur der Unerreichbarkeit" gefordert
Eine weitere Unsitte in der Arbeitswelt sei der „Zwang“ zur ständigen Erreichbarkeit. „Viel zu oft“, so Bernd-M. Wehner, Mitglied im Aktionskreis und gleichzeitig Bundesvorsitzender des KKV, Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung, „sind die Mitarbeiter via Smartphone rund um die Uhr für ihren Arbeitgeber erreichbar - auch nachts, am Wochenende und im Urlaub.“ So sei laut einer Bitkom-Studie fast jeder dritte Arbeitnehmer (29 %) „jederzeit“ für den Job telefonisch oder per E-Mail erreichbar. Deshalb unterstütze auch der Aktionskreis die Forderung des KKV für eine "Kultur der Unerreichbarkeit" als Teil einer neuen Arbeitsphilosophie. „Weil die Arbeit nie aufhört, muss der Mensch immer wieder mit der Arbeit aufhören – zumindest im Urlaub und am Sonntag", unterstrich denn auch Franz Köchling.

Nicht zuletzt aus diesem Grund wird sich der Aktionskreis neben dem Sonntagsschutz auch mit dem Problem der zunehmenden Sonn- und Feiertagsarbeit kritisch auseinandersetzen. „Schließlich ist die Wirtschaft für den Menschen da und nicht der Mensch für die Wirtschaft da“, betonte Franz Köchling. Deshalb müsse man dafür sorgen, dass der Arbeitsprozess nicht noch mehr verdichtet werde. „Er muss vielmehr entschleunigt werden, wenn der Mensch nicht zum seelenlosen Roboter werden soll.“

Mehrheit der Deutschen für geschlossene Läden an Sonntagen
Der Aktionskreis "Ohne Sonntag gibt's nur noch Werktage" weist bereits seit über zehn Jahren immer wieder auf die Bedeutung des Sonntags für die Menschen hin. "Wir beobachten mit Sorge, für wie viele Menschen offenbar aus Gleichgültigkeit inzwischen alles gleich gültig ist", so der Sprecher des Aktionskreises. Kurzsichtiges Konsumdenken sollte dieses Kulturgut, das in Artikel 140 des Grundgesetzes sowie in Art. 25 der Verfassung des Landes NRW besonders geschützt ist, nicht zerstören, gibt deshalb Köchling erneut zu bedenken. Offenbar merkten dass auch mehr und mehr Bundesbürger. So wolle laut einer aktuellen Umfrage von „Infratest Dimap“ eine große Mehrheit der Deutschen, dass sonntags die Läden geschlossen blieben. Lediglich ein Viertel der Befragten sprach sich für die gleichen Öffnungszeiten wie an Wochentagen aus.

Im Aktionskreis "Ohne Sonntag gibt's nur noch Werktage" arbeiten die evangelische Kirche in Monheim, die katholischen Kirchengemeinden und Verbände KAB, kfd und KKV im Dekanat Langenfeld/Monheim mit, um den Sinn des Sonntags stärker ins Bewusstsein der Menschen zu rücken.

Autor:

Bernd-M. Wehner aus Monheim am Rhein

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