KKV kritisiert Bauernproteste: 15.000 Liter Milch im Gully ist widersinnig

Jeder Protest hat seine ethischen Grenzen / Sozialverband unterstützt Generalsekretär des Bauernverbandes

ESSEN/BRÜSSEL. "Lebensmittel gehören nicht in den Gully - auch dann nicht, wenn Bauern in Brüssel für höhere Subventionen protestieren. Nahrung zu vergeuden, nur um die spektakulärsten Pressefotos zu erzeugen - das ist schlicht unethisch!" mit diesen klaren Worten kritisiert der KKV - Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung als einer der vier großen katholischen Sozialverbände Deutschlands eine laufende Protestaktion der europäischen Milchbauern in Brüssel. Dabei hatten diese gestern unter anderem über 15.000 Liter Milch gegen Polizisten, Passanten und das Parlament gespritzt.

"Egal, wie man es dreht und wendet - jeder noch so berechtigte Protest hat seine ethischen Grenzen", so KKV-Bundesvorsitzender Bernd-M. Wehner. So sei es schlicht "widersinnig", vor dem Europäischen Parlament für einen höheren Milchpreis und mehr Anerkennung für das Produkt Milch zu demonstrieren, "im selben Atemzug aber das wertvolle Nahrungsmittel tonnenweise auf die Straße zu kippen. 15.000 Liter - so viel Milch gibt eine Kuh in mehr als zwei Jahren! Und man darf gar nicht anfangen, zu überlegen, wie viele Menschen sich zur selben Zeit in Europa über einen kostenlosen Schluck Milch gefreut hätten. Nur ein Beispiel: EU-weit leben 19 Millionen Kinder unterhalb der Armutsgrenze, geschätzte 250.000 Kinder sind obdachlos, ihre Wohnung ist die Straße." Landwirte, die ihre Milch auf die Straße spritzen, so Wehner, sollten auch das im Blick haben.

Dabei, so Wehner, stelle niemand die berechtigten Anliegen der Landwirte in Frage: "Gute Lebensmittel zu produzieren, ist harte Arbeit und Hochleistung von Mensch und Tier. Das verdient einen fairen Preis. Markt und Verbraucher stehen da als erste in der Pflicht - wir müssen unser Einkaufsverhalten ändern, einfach bewusster ins Regal greifen: Regionale, faire Milch vom Bauern gibt es überall", so Wehner. Umdenken müssten aber auch die Landwirte: "Ihr eigener Markt leidet unter einer unglaublichen, industriellen Überproduktion. Daran allein der Politik die Schuld zu geben, ist zu einfach", so Wehner. Ein Drittel der weltweiten Milchproduktion kommt aus Europa, gleichzeitig ist die EU weltgrößter Exporteur. Mehrere hunderttausend Tonnen europäischen Milchpulvers überschwemmen jährlich den afrikanischen Markt, subventioniert mit dreistelligen Millionenbeträgen. "Würden wir allein dieses Geld in europäische Familienbetriebe investieren und eine extensive Milcherzeugung unterstützen, wäre allen mehr geholfen".

Der KKV stellt sich mit dieser Position hinter den Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Helmut Born. Zeitgleich zu den Protesten in Brüssel hatte dieser gestern beim Bauerntag des Kreisbauernverbandes Ostholstein die aktuell steigende Milchpreisentwicklung gelobt. Die Landwirte befänden sich nicht mehr im "Jammertal" und es gebe keinen Grund, die Marktorientierung in der Landwirtschaft zu verlassen. Vielmehr gehe es darum, den Markt mehr und mehr selbst in die Hand zu nehmen und schlagkräftige Strukturen zu schaffen, die dem Lebensmitteleinzelhandel Paroli böten sowie die Absatzchancen im In- und Ausland erhöhten.

Der Bundesverband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung e.V. ist ein katholischer Sozialverband mit gut 90 Ortsgemeinschaften in ganz Deutschland. Informationen zum KKV erhalten Sie im Internet unter www.kkv-bund.de, oder unter 0201 87923-0.

Autor:

Bernd-M. Wehner aus Monheim am Rhein

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