Fünf Jahre „Gemeinsam unter Dach und Fach“ – das innovative Konzept des Frauenforums hat sich bewährt

Im Jahr 2009 wurden alle Einrichtungen
des Frauenforums im Kreis Unna e.V.
an einem gemeinsamen Standort unter
einem Dach zusammengeführt.
Ziel war die Entwicklung und Umsetzung
eines integrierten Arbeitskonzepts aller
Einrichtungen, um den vielfältigen
Problemlagen der Klientinnen und ihrer
Familien noch bessere Rahmenbedin-
gungen im Sinne eines Leistungs- und
Angebotsnetzwerks sowie damit einer optimaleren Entwicklung von Zukunftsperspektiven anzubieten.

Im jetzt vorgestellten Jahresbericht für die beiden Jahre 2013
und 2014 sprechen nackte Zahlen eine klare Sprache.

Insgesamt 440 Frauen in 2013 und 468 Frauen in 2014 haben
Schutz, Beratung und Begleitung in den Einrichtungen und Angeboten gefunden.

Dabei brachten die 77 bzw. 67 Frauen auf ihrer Flucht vor akuter häuslicher Gewalt 74 bzw.
58 Kinder mit – zeitweise war das Frauenhaus voll belegt, über beide Jahre mussten deshalb
110 Frauen an andere Häuser weiter vermittelt werden.

„Sicher wenden sich Anfragende auch an mehrere Frauenhäuser“, berichtet die
neu das Frauenhaus leitende Sozialarbeiterin, Christina Schulz. „Dennoch hält sich
die Zahl der Frauen, die wir wegen fehlender Plätze nicht aufnehmen können, seit
vielen Jahren auf einem hohen Niveau“.

In über 70 % der Aufnahmen übte der Partner Gewalt aus.
Jede 5. Frau suchte jedoch Schutz vor sog. Angehörigengewalt, nicht unbedingt nur
in Familien mit Migrationshintergrund vorkommend.

Christina Schulz sieht daher nach wie vor mit Sorge die hohe Zahl von 30% Schutz und Hilfe suchender junger Frauen bis 25 Jahren: „In vielen Fällen ist zwar ein Schulabschluss vorhanden, aber eine eigene Perspektive für einen Ausstieg aus einer gewalttätigen Partnerschaft mangels Ausbildung und damit Chance auf eine eigene Erwerbstätigkeit nicht gegeben.“

Geschäftsführerin Birgit Unger ergänzt:“ Oft bereits über lange Lebens- und Entwicklungsphasen gemachte traumatisierende Erfahrungen hindern an mutigen und selbstvertrauenden Entscheidungen für einen eigenen Lebensentwurf.

Daher wollen wir den Frauen im Rahmen eines funktionierenden hausinternen Netzwerks individuelle passgenaue Angebote machen, die auch über den Zeitraum des Frauenhaus-Aufenthaltes hinausgehend genutzt werden können.“
In beiden Jahren wechselten so insgesamt 30 Frauen in die nachsorgende weitere Beratung und Begleitung durch die Frauen- und Mädchenberatungsstelle.
Auch etwa 16% der in beiden Jahren insgesamt 686 Frauen, die in der Beratungsstelle begleitet wurden, waren mit 18 bis 25 Jahren junge Frauen. Gewalterfahrung wurde mit 23% aller benannten Gründe für den Beratungsbedarf aller Klientinnen benannt, dabei kommen drei von vier Tätern aus dem persönlichen Nahraum als Partner bzw. sonstiger Verwandter.
Zum internen Netzwerk von Angeboten gehört auch der Fachbereich Wohnungslosenhilfe, in dem die Frauenübernachtungsstelle sowie die teilstationäre Einrichtung Frauenräume und das Ambulant Betreute Wohnen zusammengefasst sind.

Auch in der Übernachtungsstelle waren wieder um die 50% der Nutzerinnen junge Frauen zwischen 18 und 27 Jahren.

Gleichfalls etwa die Hälfte der Frauen lebte bei der Aufnahme ohne eigenes Einkommen und schlug sich im wahrsten Sinne des Wortes durch, fast jede fünfte Frau hatte Erfahrungen mit Gewalt gemacht.

Die 7 Plätze in der Übernachtungsstelle waren in 2013 an fast jedem Tag voll, in 2014 zu 75% belegt, Aufenthaltsdauern verlängerten sich auf 3 bis 6 Monate bzw. manches Mal noch länger.

Seit Anfang dieses Jahres hat Sozialarbeiterin Anja Wolsza die Leitung des Fachbereichs übernommen. “Immer mehr Frauen sind verschuldet, haben Schufa-Einträge, halten psychisch die Situation kaum aus, sind oder werden körperlich oder psychisch krank,“ berichtet sie.
„Ausgesprochen schwierig bleibt es, im sehr engen Wohnungsmarkt für die meist alleinlebenden Frauen Wohnungen in angemessener Größe und Preislage zu finden. Unsere Angebote der teilstationären und ambulanten Begleitung und Betreuung können erst einsetzen, wenn eine eigene Wohnung mit unterzeichnetem Mietvertrag bezogen werden kann.

Wir freuen uns, dass es uns dennoch gelungen ist, über beide Jahre mit insgesamt 22 ambulanten sowie 27 teilstationären Begleitungen Mietverhältnisse und Lebensperspektiven gesichert zu haben.“

Stolz ist das Frauenforum über den auch hier sichtbaren Erfolg der umgesetzten Vision von „Gemeinsam unter Dach und Fach“ – etwa 70% der Nutzerinnen dieser beiden Angebote konnten im Rahmen des hausinternen Netzwerks aus den Kontakten mit der Frauen- und Mädchenberatungsstelle sowie Wohn-Aufenthalten im Frauenhaus und in der Übernachtungsstelle vermittelt werden.

Autor:

Gudrun Körber aus Schwerte

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