"Ist doch Lutherjahr"

Gerhard Bucksch mit seiner neuesten Errungenschaft, der Gedenkmünze für Luther. Foto: Pielorz
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Gerhard Bucksch (80) ist fast jeden Tag in „seinem Dorf“ in Sprockhövel unterwegs. Zu Fuß sein, das klappt noch ganz gut. Von seiner Wohnung ist es nicht so weit bis zur Hauptstraße. Dann geht er einkaufen oder ein Schwätzchen halten und zum Friedhof. Nach dem Tod seiner Frau Helma in diesem Sommer lebt er allein in der Wohnung, die das Paar vor etwa vier Jahren gemeinsam bezogen hat. Bei einem seiner Spaziergänge kaufte er jetzt ein „Lutherbrot“ ein und erwarb von der Deutschen Goldmünzengesellschaft eine Gedenkprägung des berühmten Theologen – ein weiteres Sammlerstück in Alben und seinem Leben.

Nein, sortiert sind seine Sammlungen nicht so richtig. „Vieles steht im Keller“, sagt er. Das sei so, nachdem man aus dem Haus am Gedulderweg ausgezogen sei. Zu schwer sei die Arbeit im und am Haus geworden. Man sei halt nicht mehr jung. Da sei er mit seiner Helma vor vier Jahren in diese Wohnung umgezogen. Jetzt, im Sommer, sei Helma verstorben. Verwandtschaft, ja, die gäbe es noch. Und sie kommt ihn auch besuchen. Er hätte auch eine 17jährige Enkelin, Jessica. Da aber gäbe es seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr. Er erzählt von einer der schwärzesten Stunden in seinem Leben, als die einzige Tochter bei der Geburt des Kindes starb. Das Baby wuchs beim Vater auf und der sei umgezogen – er glaube, ins Rheinland. „Aber ich hoffe, wenn sie einen Führerschein hat, dass sie vielleicht den Opa doch besuchen kommt und mich kennenlernen will. Ihre Mama hat sie ja gar nicht gesehen“, sagt er.
Dann kramt er in den Schränken und zieht einen Ordner mit Sprüchen heraus. Alle sortiert. Die klebt er auf Briefe und Glückwünsche, die er an Bekannte schreibt. Auch jetzt bald wieder – mit der Weihnachtspost hat er schon angefangen. Zeitungsausschnitte zu bestimmten Themen werden gesammelt und eben auch andere Dinge, die ihn ansprechen. Wie zum Beispiel die Gedenkmünze für Luther. „Ich bin ja Christ“, sagt er. Und natürlich gehe er ab und zu in die Kirche. Und er überlege auch, jetzt, wo er alleine sei, vielleicht mal auf einen Kaffee dort zu den Senioren zu gehen. „Aber ich habe auch etwas zu tun. Ich muss ja die Wohnung in Ordnung halten“, sagt er und zeigt sein Reich. Auf dem Balkon steht ein Strandkorb. Nach Cuxhaven seien sie immer gerne gefahren, erzählt er. Das sei ja nun vorbei – obwohl er noch Auto fahre.

"Ich sammele, was mich anspricht"

Ja, der Luther, von dem kämen ja auch viele bekannte Sprüche. Seine „Tischreden“ beispielsweise. So beklagte er die Undankbarkeit der Menschen, die die Gaben Gottes so gering schätzten. Erst habe man die Übersetzung des Neuen Testaments haben wollen, dann, als diese vorlag, die nächste Übersetzung, dann wieder eine andere – das Verlangen nach immer Neuem ist für das Volk die Mutter aller Irrtümer (Luther, Tischreden, Reclam, Seite 46). Oder: „Denn ein Herz voll Freude sieht alles fröhlich an, ein Herz voll Trübsal alles trübe.“
Dann greift der Achtzigjährige wieder zur Münze. Andere Münzen als die von Luther habe er auch noch. Ein Sammler sei er schon, aber nicht nur von Münzen. Er hebe auf, was ihn anspreche. Und das sei in diesem Jahr eben unter anderem diese Münze von Luther gewesen. „Ist doch Lutherjahr“, sagt er. Briefmarken habe er auch gesammelt. Alles aus der Wohnung hier sei auch Erinnerung an das Haus, in dem er mit seiner Frau wohnte.
Das Sprichwort „von Hölzken auf Stöcksken kommen“ wird Luther allerdings nicht zugeschrieben. Gerhard Bucksch hat viel zu erzählen – in achtzig Jahren kommt so einiges zusammen.
2018 jährt sich etwa zum 50. Mal der Todestag von Martin Luther King, wird der 100. Geburtstag von Nelson Mandela begangen, jährt sich das 200. Mal der Geburtstag von Karl Marx und zum 550. Mal der Todestag von Johannes Gutenberg. Möglichkeiten für Gerhard Bucksch, seine Sammlungen weiterzuführen.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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