Vorstand bricht Diskussion ab
Zukunft von WIS und Stadtfest fraglich

Unser Stadtfest 2017. Fotos: Archiv Pielorz
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Die Wirtschaftliche Interessengemeinschaft Sprockhövel (WIS) hatte zur Jahreshauptversammlung eingeladen und auf der Tagesordnung stand ein brisantes Thema: die Auflösung des Vereines, der seit vielen Jahren das Sprockhöveler Stadtfest organisiert. Und nicht nur das: eigentlich soll der Verein laut Satzung ein Sprachrohr der Dienstleister und Kaufleute aus Niedersprockhövel sein und sich einbringen in Diskussionen der Stadtentwicklung und des Stadtmarketing. Doch der ehrenamtliche Vorstand sieht sich aufgrund eigener Arbeitsbelastung am Limit und fordert seit langem mehr Unterstützung durch die Mitglieder. Jetzt will er die Reißleine ziehen und über die Zukunft der WIS sprechen. Machen die mit hauptamtlichen Kräften besetzte städtische Wirtschaftsförderung sowie das Stadtmarketing die WIS überflüssig?

Immerhin motivierte diese Tagesordnung dazu, dass von aktuell 54 Mitgliedern, darunter sieben Fördermitglieder, rund zwanzig von ihnen zur Versammlung gekommen waren. Der aktuelle Vorstand, bestehend aus Kai Kopperschläger und Lutz Heuser als Vorsitzende, Michael Roweda als Kassenwart und Helga Schulz als Schriftführerin, gab einen kurzen Überblick über das vergangene Jahr. Während das Stadtfest aufgrund der Corona-Pandemie erneut ausgefallen war – niemand der Akteure wollte die Verantwortung für einen möglichen Corona-Hotspot übernehmen – fand der Martinsumzug im November mit großem Erfolg und Teilnahme der WDR Lokalzeit statt. Der geplante Weihnachtsmarkt auf dem Platz vor dem Bürgerbüro musste knapp zehn Tage vorher aufgrund der aktuellen pandemischen Entwicklung abgesagt werden. In der Vorweihnachtszeit wurde die Hauptstraße zumindest weihnachtlich beleuchtet – die Weihnachtsbeleuchtung ist Eigentum der WIS. Die Kassenlage ist gut. Die WIS hatte sogar für 2021 nur den halben Mitgliedsbeitrag berechnet, freute sich aber sehr über das Engagement einiger Mitglieder, trotzdem den ganzen Beitrag zu zahlen. Aber: „Wir verlieren Mitglieder. Im letzten Jahr gab es vier Austritte. Es kommt auch niemand neu hinzu. Und die letzten Stadtfeste waren defizitär“, erklärt Kassierer Michael Roweda. Die beiden Vorsitzenden Kai Kopperschläger und Lutz Heuser ergänzen: „Als ehrenamtlicher Vorstand haben wir aus den Reihen der Mitglieder verstärkt Unzufriedenheit wahrgenommen. Aus den Reihen der Mitglieder heraus wurde die Frage gestellt, wofür die WIS steht und wozu man sie noch braucht. Wir haben in der Vergangenheit bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass wir aus den Reihen der Mitglieder mehr Unterstützung brauchen. Daher stellt sich heute die Frage, ob und wie es mit der WIS weitergehen soll.“ Eine Entscheidung zur Auflösung kann freilich nicht getroffen werden, weil die Satzung dafür eine außerordentliche Versammlung vorsieht.

Verantwortung übernehmen

Schnell wird in der Diskussion deutlich: alle wollen am Stadtfest festhalten und unbedingt in 2022 ein Fest durchführen. Doch niemand wirft den Hut in den Ring, sich intensiv in die Thematik einzuarbeiten, um 2023 bei den Wahlen für einen neuen Vorstand zu kandidieren. Denn eines wird deutlich: der bisherige Vorstand wird nicht weitermachen. Lutz Heuser bringt es auf den Punkt: „Ich bin selbstständig und voll berufstätig. Ich habe mal zusammengerechnet, wieviel Zeit das Stadtfest mit allem Drum und Dran in der Vergangenheit verschlungen hat. Das waren rund 700 ehrenamtlich geleistete Stunden. Die Corona-Pandemie stellt viele Menschen vor große berufliche Herausforderungen. Diese ehrenamtliche Arbeitsleistung kann und will ich nicht mehr erbringen.“ Auch Kai Kopperschläger, der beruflich in Dortmund arbeitet, sieht sich am Limit. Aus der Mitgliederschaft heraus kommen Stimmen der Unterstützung. Die Rede ist von Hilfe, Mitarbeit bei einzelnen Projekten. Vier Mitglieder wollen konkret mithelfen. Der Vorstand bleibt verhalten in der Reaktion, denn klar ist auch: in der Vergangenheit war schon einmal versucht worden, die Arbeit über einen mehrköpfigen Beirat auf mehr Schultern zu verteilen. Was am Anfang noch halbwegs gut funktionierte, kam schnell zum Erliegen. „Die Nummer ist mir zu dünn. Aber das ist meine persönliche Meinung“, bringt Michael Roweda es auf den Punkt. Selbst wenn sich für die Organisation des Stadtfestes 2022 ein Festkomitee gründen würde – die Zeit drängt, denn mit den Vorbereitungen muss bereits jetzt begonnen werden. Darauf weist auch Andre Schäfer hin, der sich bisher immer um das Musikprogramm gekümmert hat und diesen Job ebenfalls gern in andere Hände legen würde. Außerdem wäre höchstens ein Aufschub gewonnen, denn die grundsätzliche Frage nach einem neuen Vorstand 2023 bleibt.
Das Stadtmarketing, so Lutz Heuser, werde die Organisation des Stadtfestes nicht übernehmen. Außerdem stünden bald Neuwahlen an – Heuser ist bisher auch dort im Vorstand – und es werde Veränderungen geben. Die städtische Wirtschaftsförderung war mit Maren Schlichtholz und Christiane Beumer ebenfalls vor Ort, machte aber deutlich, dass ein Stadtfest in der bisherigen Form nicht von ihnen übernommen werden könnte. Die Wirtschaftsförderung bringt sich aktuell mit den Planungen zur „ExtraZeit“ ein, die es auch in diesem Jahr in Niedersprockhövel und Hasslinghausen geben soll. Wäre es eine finanziell machbare Möglichkeit, das Stadtfest mit seiner Planung in die Hände einer Agentur zu legen, oder heißt es: WIS weg, Stadtfest tot? Mindestens die Diskussion kommt an einen toten Punkt. Nach zwei Stunden bricht der Vorsitzende Kai Kopperschläger nach kurzer interner Beratung im Vorstand die Veranstaltung ab. „Wir werden uns im Vorstand Gedanken machen. Dafür geben wir uns zehn Tage Zeit. Dann wird es von uns eine Stellungnahme geben.“

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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