Veganes Essen ist mehr als nur Salat

Im Reformhaus in Unna findet die 16-jährige Anna Thomas alles, was sie als Veganerin braucht. Hier gibt es von Schokolade und Gummibärchen über Mozzarella bis hin zu Leberkäse und verschiedenen Steaksorten so ziemlich alles an veganen Produkten. | Foto: Meike Krämer
3Bilder
  • Im Reformhaus in Unna findet die 16-jährige Anna Thomas alles, was sie als Veganerin braucht. Hier gibt es von Schokolade und Gummibärchen über Mozzarella bis hin zu Leberkäse und verschiedenen Steaksorten so ziemlich alles an veganen Produkten.
  • Foto: Meike Krämer
  • hochgeladen von Jörg Stengl

VON MEIKE KRÄMER

In der Mittagspause mal eben um die Ecke zum Imbiss, nachmittags ins Café oder abends mit Freunden ins Restaurant – für viele Menschen ist das ohne Probleme machbar. Anders ist es jedoch, wenn man genau auf Zutaten und Inhaltsstoffe achtet. Für rund 600.000 Veganer in Deutschland ist der Alltag nicht so einfach.

Veganer sein bedeutet, kein Fleisch und keine Lebensmittel mit tierischen Zusätzen zu essen, wie zum Beispiel Gummibärchen und einige Kaugummisorten, in denen Gelatine enthalten ist. Tabu sind auch Fische und Meerestiere, Milchprodukte wie Joghurt, Käse oder Schokolade, Eier, Eiprodukte und Honig. Außerdem tragen Veganer keine Kleidung aus Wolle und Leder und nutzen auch keine Federn oder Daunen, zum Beispiel in Winterjacken und Bettdecken.

Grundsätzlich gilt: Veganer lehnen die Nutzung von Tieren und tierischen Produkten ab.
„Ich habe ein schlechtes Gefühl dabei, wenn ich weiß, dass Tiere für meine Nahrung und meine Kleidung leiden oder sterben mussten“, sagt Anna Thomas aus Unna. Die 16-Jährige ist überzeugt davon, dass sich ihre vegane Einstellung positiv auf Umwelt und Klima auswirkt. „Die Produktion für ein Kilogramm Rindfleisch ist genauso schädlich für die Umwelt wie eine 1.700 km lange Autofahrt“, weiß Anna.“ Im Vergleich dazu schadet ein Kilo Tofu nur so viel wie eine ca. 10 km lange Autofahrt.“

Gut für die Umwelt, gut für die Tiere

Die Schülerin der Realschule in Massen war zwei Jahre Vegetarierin, hat sich aber vor einem Jahr dazu entschieden, Veganerin zu werden. Der Unterschied besteht darin, dass Veganer konsequenter auf den Verzicht tierischer Produkte achten als Vegetarier.
Aber warum wird man eigentlich Veganer? Ist eine solche Einstellung wirklich gesund und wie schwer ist es, nach diesen Vorsätzen zu leben? „Ich wurde Veganer, nachdem ich viel über die Haltung und das Leid der Tiere gelesen und gehört habe, wie sie gequält und geschlachtet werden. Dazu habe ich auch viele Videos im Internet gesehen, zum Beispiel wie Tierschützer halbtote Hennen aus Käfig- und Bodenhaltung retten. Das hat mich sehr bewegt. Viele Menschen glauben, dass solche Aktionen unnötig sind und nichts bringen, aber für das eine Huhn, das gerettet wurde und ein neues Leben beginnen darf, bedeutet das alles. Trotzdem weiß ich, dass die meisten Menschen sich nicht dazu entscheiden würden, vegan zu leben. Das liegt auch daran, dass sie nicht genug über das Thema wissen. Bei veganer Ernährung denken viele als erstes daran, dass man auf alles verzichten muss und sich nur noch von Salat ernährt.

Beste Vorbeugung vor Krankheiten

Wenn sich mehr Leute darüber Informieren würden, was sie den Tieren antun, ändert das bestimmt ihre Meinung und sie würden sich dazu entscheiden vegan oder vegetarisch zu leben“, erklärt Anna. „Vegan wirkt sich auch positiv auf die Gesundheit aus. Milchprodukte, von denen die meisten denken, dass sie gesund sind, fördern zum Beispiel Krankheiten wie Diabetes 1, Osteoporose und Krebs.“ Die Schülerin ist davon überzeugt, dass Fleisch, Fisch, Eier, tierische Milch und tierische Fette die Gefahr für Thrombose, Diabetes 2, Herz- und Gefäßkrankheiten oder Herzinfakte erhöhen.
Durch pflanzliche Ernährung könne man dieses Risiko verringern, auch Herzprobleme und Bluthochdruck können vermieden oder sogar geheilt werden, außerdem senken pflanzliche Proteine den Cholesterinspiegel. „Uns Veganern geht es darum, die Schlacht- und Nutztiere zu schützen.
Die Haltung der Tiere ist oft katastrophal. Sie leben in ihren eigenen Exkrementen, kommen nie ans Tageslicht, bekommen keine Bewegung und haben kein natürliches Umfeld“, beschreibt Anna.

Vegane Lebensmittel selbst gemacht

„Hühner, die in viel zu kleinen Käfigen zusammen gepfercht sind, fangen an, sich gegenseitig zu verletzen. Deswegen werden ihnen Krallen und Schnäbel auf schmerzhafte Weise abgeschnitten. Schweine haben oft Infektionen und Wunden, die nicht behandelt werden. Solche Szenarien findet man in fast jedem Stall. Skandale auf sogenannten Bio-Höfen verspielen das Vertrauen in diese Einrichtungen“, erklärt die 16-Jährige.

„Wenn man sich bewusst vegan ernährt, braucht man keine zusätzlichen Tabletten wie Eisen oder Vitamin B12.“ Inzwischen bieten viele Supermärke Fleisch- und Milch­ergänzungsprodukte wie Tofu und Soja an. Man muss nicht für alles, was man täglich braucht in den Bioladen oder in extra vegane Geschäfte fahren. Außerdem kann man viele vegane Lebensmittel ohne viel Aufwand Zuhause selber machen. „Wenn man einen Kuchen backen möchte, nimmt man anstatt Butter Margarine, anstatt Eiern Bananen, und Milch ersetzt man mit Soja-, Reis- oder Mandelmilch. So kompliziert ist das gar nicht“, gibt die junge Veganerin Tipps aus eigener Erfahrung.

Wer isst was?

Vegetarier
Vegetarier essen kein Fleisch, kein Fisch und keine Gelatine.
veganer
Veganer essen keine tierischen Produkte, also keine Milchprodukte, keine Eiprodukte, sowie kein Fleisch, kein Fisch, kein Honig und keine Gelatine. Auch Wolle, Daunen, Federn und Leder lehnen sie ab.
Flexitarier
Flexitarier essen Fleisch, achten allerdings genau darauf, wie das Tier gehalten wurde und woher es kommt.
Frutarier
Frutarier essen nur Obst, Beeren, Nüsse und Samen. Das kommt allerdings nur in Frage, wenn bei der Ernte die Stammpflanze nicht beschädigt wurde. Daher stehen Gemüse und Obst, welches nicht selber angebaut wurde nicht auf dem Speiseplan.
Freeganer
Freeganer ernähren sich kostenlos und meist auch vegetarisch oder vegan. Sie suchen sich Produkte aus dem Müll oder abgelaufene Wahre aus dem Supermark, damit wollen sie auf Armut, den Welthunger und die Verschwendung der Lebensmittel aufmerksam machen.

Autor:

Jörg Stengl aus Unna

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

6 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.