Ortsheimatpfleger Helmut Tewes zeigt seine Lieblingsplätze in Massen

Nur wenige Meter vom viel befahrenen Massener Hellweg grasen schottische Hochlandrinder. Im Hintergrund sieht man den Hof Lenzmann in Niedermassen.    Foto: Jörg Prochnow
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  • Nur wenige Meter vom viel befahrenen Massener Hellweg grasen schottische Hochlandrinder. Im Hintergrund sieht man den Hof Lenzmann in Niedermassen. Foto: Jörg Prochnow
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Historische Gebäude und zum Teil noch intakte Natur. Doch wie lange noch?
Ortsheimatpfleger Helmut Tewes blickt mit Sorge in die Zukunft. 

Schlagzeilen machte Unna-Massen in der Vergangenheit hauptsächlich durch die Landesstelle und durch die Probleme mit dem Fluglärm des benachbarten Dortmunder Flughafens. Doch hat Unnas westlichster Zipfel viel mehr zu bieten als das. Neben Königsborn zählt Massen mit über 10.000 Einwohnern zu den einwohnerstärksten Stadtteilen. Und das wissen sich die selbstbewussten Massener durchaus zu Nutze zu machen, wenn es im Stadtrat um die Durchsetzung ihrer Interessen geht. Der Satz“ Wir in Massen“ ist daher durchaus keine Floskel. Obwohl im Jahr 1968 eingemeindet, fühlen sich die Menschen hier heute noch als „Massener“.

                                  Helmut Tewes:"Massen ist für mich Heimat"

Aus diesem Grund versucht man auch, die noch vorhandenen Traditionen zu bewahren und zu pflegen. Jemand, der seine ganze Energie und Zeit hierfür opfert ist Helmut Tewes, der mit seiner Familie bereits in sechster Generation hier lebt. Der ehemalige Gymnasiallehrer des Ernst-Barlach-Gymnasiums ist seit vielen Jahren im Stadtrat für die SPD tätig, war über dreißig Jahre lang Ortsvorsteher und bekleidet seit vierzig Jahren das Amt des Ortsheimatpflegers. Darüber hinaus leitet er den Arbeitskreis „Leben und Arbeiten in Massen“. Befragt man ihn nach seinen Lieblingsplätzen, antwortet der rührige Pensionär mit einer langen Liste interessanter Orte. Sorge macht ihm allerdings die momentane Entwicklung im Rathaus der Kreisstadt. „In Massen wird zuviel abgerissen und zu wenig restauriert. Diese Entwicklung dient nicht dem Menschen sondern den Wirtschaftsinteressen“, kritisiert er offen die Verwaltung. Doch gibt es auch Entwicklungen, die nicht auf das Konto der Kommunalpolitik gehen – und das ist beispielsweise das Kneipensterben in unserer Region. Unsere erste Station ist die ehemalige Gaststätte Klimmek in der Kletterstraße. Liebevoll restauriert, wird das Gebäude heute als Wohnhaus genutzt. Links davon sieht man noch den früheren Biergarten. Eine Linde darin musste kürzlich gefällt werden, sie war krank. Helmut Tewes erinnert sich: „ Der Wirt war bei der Feuerwehr und ein echter Bollerkopp. Seine Frau hieß Else. Im Saal fanden viele Familienfeiern statt und wir tranken hier öfter unser Feierabendbier“.

                             Eine der ältesten Bäume des Kreises
                                             steht in Massen

Nur wenige Meter davon entfernt stehen die Überreste des ehemaligen Bauernhofes Hueck. Das Hauptgebäude wurde 1775 errichtet, 1973 abgerissen und in Bad Sassendorf als Speisegaststätte wieder aufgebaut. Geblieben sind einige Scheunen, die von wechselnden Mietern als Lager oder Werkstätten genutzt werden und der ehemalige Altenteil, der zurzeit zum Wohnhaus umgebaut wird. „Um ihn zu erhalten, mussten wir mit der Besitzerin, einer Industriellentochter aus dem Rheinland, einen Deal machen. Auf dem Grundstück entstanden einige Wohnhäuser, die optisch so gar nicht ins Bild passen“, erklärt Helmut Tewes. Leider ließ die Besitzerin auch einige Buchen auf dem Grundstück fällen, die am Massener Bach standen.

                              "Wir haben nicht mehr viele Traditionsgebäude" 

Es geht weiter nach Obermassen zu einer großen grünen Wiese, auf der heute schottische Hochlandrinder grasen. Eigentlich ein idyllischer Ort, wenn sich nicht bis vor zehn Jahren das Freizeitbad dort befunden hätte. Helmut Tewes erinnert sich mit Wehmut daran:“ Das Massener Bad, wie es eigentlich hieß, gab es seit 1926. Wir haben als Kinder dort schwimmen gelernt. Aber auch das spätere Freizeitbad war sehr wichtig für die Bevölkerung hier. Durch seine Sole war es darüber hinaus auch gesundheitsfördernd“. Das Bad, das am Ende abgewirtschaftet war, zu schließen, war seiner Meinung nach einer der vielen Fehler der Stadtverwaltung, die scheinbar nichts daraus gelernt hat und diesen Kurs offensichtlich weiter fahren will. Und das wird ganz deutlich, wenn man sich die aktuellen Pläne ansieht, die unter anderem auch die Schließung der Behördenzweigstellen vorsehen. Betroffen wäre hier leider auch das Bürgeramt im ehemaligen Rathaus in „Massens Mitte“. Helmut Tewes dazu: “Die Qualität des Lebens in Massen wird beeinträchtigt“. Mit Sorge sieht er deshalb auch die Zukunft des Massener Bürgerhauses.

Unsere letzte Station ist die Flössschleuse am Massener Bach. „Der Massener Bach wurde früher hier gestaut, um sein Wasser in kleine Seitenarme zu führen. Damit wurden die Felder der Bauern gedüngt“, erklärt Tewes. Die funktionsfähige Schleuse ist heute natürlich nur noch Dekoration. Andere Gebäude, die uns Helmut Tewes gerne noch zeigen würde, gibt es nicht mehr.Dazu zählt leider auch die kleine Friedhofskapelle in Obermassen, die erst kürzlich abgerissen wurde.

Autor:

Jörg Prochnow aus Kamen

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