Offenes Haus für Kinder und Jugendliche - 120 Jahre Taubenschlag Unna

Optimistisch in die Zukunft des Taubenschlag blicken Jugendreferentin Melanie Kohler und Pfarrerin Susanne Stock.
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  • Optimistisch in die Zukunft des Taubenschlag blicken Jugendreferentin Melanie Kohler und Pfarrerin Susanne Stock.
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Anfangs drückten Kleinkinder die Schulbank in dem Ziegelsteingebäude an der Kamener Straße 31. Von der Betreuung durch Diakonissen bis zum "Offenen Haus" für Kinder und Jugendliche wandelte sich der heutige "Taubenschlag" immer wieder. Mit 120 Jahren ist es das älteste evangelische Haus im Ortsteil Königsborn überhaupt und die Keimzelle der Paul-Gerhardt-Gemeinde. 

 

Zur großen Jubiläumsfeier "Hand in Hand für Kinder und Jugendliche" lädt die Einrichtung jetzt  ein und feiert gemeinsam mit  der Grilloschule und dem Familienzentrum "Unter'm Regenbogen". Eine Chronik der wechselvollen Geschichte des "Taubenschlag wird besonderes Interesse auch bei zahlreichen ehemaligen Aktiven der Einrichtung finden.

Als sogenanntes "Jungfrauenhaus" war es zunächst geplant. In der Arbeitersiedlung Königsborn war jedoch der Bedarf an übergreifender Kinderbetreuung schon damals groß. Und so öffnete genau am 3. Oktober 1898 ein ökumenischer Kindergarten hier seine Pforte. Acht Jahre zuvor wurde in der "Colonieschule" in der Grillostraße der erste Jahrgang eingeschult. „Kindertante“ Martha Müller aus Wuppertal-Barmen leitete das Haus, Diakonissen, die in dem Haus lebten, betreuten täglich bis zu 50 Kinder am Vormittag und nach einer Mittagspause wieder bis 16 Uhr.

Als Kleinkinderschule und später Kindergarten wurde das Gebäude, das zunächst aus dem Haupthaus und einem schmalen Anbau mit Zusatzräumen bestand, ab 1953 unterschiedlich genutzt, Neben der Frauenhilfe trafen sich weitere Gruppen dort. Die oberen Etagen dienen als Wohnung für Vikar, Küsterehepaar oder die Gemeindeschwester. In der Fliederstraße wurde 1963 schließlich ein größerer Kindergarten eröffnet.  

Jugendarbeit

Erst Ende der 70er Jahre beginnt die Geschichte der eigentlichen Jugendarbeit in dem Haus. Sie wird koordiniert durch den ersten Sozialarbeiter der Paul-Gerhardt-Gemeinde, Tonino Nisipeanu. Ein Brand hatte das Gebäude erheblich beschädigt, der Aufbau wurde genutzt für eine Erweiterung. Immer mehr stellte sich heraus, dass Teenagern in Königsborn ein übergreifendes Freizeitangebot fehlte.

Mit einem "Jugendladen", gegenüber der Sparkasse, ging die Gemeinde erste Schritte in Richtung "Offene Tür". Die Teestube wurde bestens angenommen, ebenfalls eine Jugenddisco. Zu dieser Zeit diente das Gebäude an der Kamener Straße als Wohnsitz des Küsters. Erst als 1984 das Arbeitslosenprojekt "Drahtesel" einen Arbeitsraum dort nutzt, interessiert sich auch die  Gemeinde wieder für das Haus. Als die Fahrradwerkstatt in den Keller des Jugendhauses zieht, wechselt auch die Jugendarbeit an die Kamener Straße 31.

Die 80er Jahre waren geprägt durch die soziale religionspädagogische Arbeit mit Heranwachsenden. Ab den 90er Jahren gab es  dann vermehrt Kinderbetreuung. Ein  Anbau mit Keller bietet zusätzlichen Platz. Ab 1992 heißt der Kindergarten "Unter´m Regenbogen". Ein Jahr später erhält das Jugendhaus den Namen "Taubenschlag". Leiter wie Thomas Roth und ab dem Jahr 2000 Dietrich Schneider  bringen die Arbeit weiter voran. Ein Jugendkeller wird eingerichtet. Zuvor bahnte sich das Konzept der Betreuung in der Schule, OGS, bereits an, als 1997 eine Betreuungsgruppe in der Grilloschule eingerichtet wird. Sieben Jahre später wechselt eine Kindergruppe, die bislang im Taubenschlag ihren Treffpunkt hatte, zur Betreuung in die Grilloschule. Und als 2007 der Anbau der OGS fertiggestellt ist, wechselt eine weitere Gruppe dorthin.

Neuanfang

Da konzentriert sich der Taubenschlag, jetzt unter Leitung von Jugendreferent Andreas Voß, auf die Jugendarbeit. Doch 2013 wackelt das Fortbestehen des Hauses. Pfarrerin Susanne Stock: " Das Haus stand kurz vor dem Aus." Nur außergewöhnlicher Unterstützung aus der Bevölkerung und großen Teilen der Gemeinde sei es zu verdanken, dass nach Umstrukturierungen in das Gebäude investiert wurde. Das Presbyterium stimmte vor zwei Jahren dem Erhalt des Taubenschlag zu. Heizung, Elektrik und Verglasung sind heute auf aktuellem Stand.

Susanne Stock: "Es war immer die Keimzelle der alten Paul-Gerhardt-Gemeinde, um auch religionspädagogische Arbeit zu vermitteln." Heute findet hier vor allem Kinder- und Jugendarbeit statt, in der "Brücke" die sozialpädagogische Arbeit. Von Vorteil sei die Nähe zu Kita, Schule, Kirche und Gemeindehaus. In einer Bewährungszeit von zwei Jahren habe die Einrichtung viel Unterstützung aus der Gemeinde erfahren und ist jetzt auf einem beständigen Weg.

Patenschaften

Als Grundstein der Wertevermittlung und informellen Bildung betont die Gemeinde die Bedeutung des "Taubenschlag". Um das über 100 Jahre alte Gebäude in seiner Substanz zu erhalten und nutzen zu können, bedarf es stetiger Baumaßnahmen. Zwar steuern externe Nutzer durch ihre Beiträge einen Teil bei, dies decke aber nicht die Kosten. Daher bitte die Gemeinde um Übernahme von Förderpatenschaften des "Taubenschlag". 

Zeitgemäße Angebote

Das Angebot des Taubenschlag ist heute vielfältig. Den Offenen Kindertreff, Kochkurse, Disco und Bastel- und Handwerkangebote bietet die Einrichtung. Gemeinsam mit dem Gemeindezentrum "Brücke" werden Ferienspaß, Kinder-Bibelwoche und spezielle Angebote wie "Dinner for Job" organisiert. Ob X-Box oder Billard - der Jugendtreff im Taubenschlag wird gerne angenommen.

Das Wochenprogramm entwickelt Jugendreferentin Melina Kohler ständig weiter. Ihr Motto: "Wer kommt, soll lange bleiben und später vielleicht auch Betreuungsaufgaben übernehmen." Wichtig sei, einen "Draht zu Jugendlichen zu finden". Das brauche Kontinuität. Nach den letzten zehn wechselvollen Jahren sei Beständigkeit jetzt Voraussetzung für das Fortbestehen des Taubenschlag.

Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

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