Bochumer Rat schafft verkaufsoffene Sonntage ab - Kaufmannschaft ist geschockt und läuft gegen den Beschluss Sturm - Voten Sie mit bei unserer Umfrage

Verkaufsoffene Sonntage haben die Wattenscheider Bürger(innen) bisher wie ein Magnet in die City gezogen. Soll das endgültig vorbei sein? Foto: Gerd Kaemper | Foto: Gerd Kaemper
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Bochum. Der Bochumer Rat hat in seiner letzten Sitzung am Donnerstag mit einer hauchdünnen Mehrheit beschlossen, die verkaufsoffenen Sonntage abzuschaffen.
Bei der Abstimmung votierten 36 Ratsmitglieder für die Verwaltungsvorlage (sie sah 13 verkaufsoffene Sonntage verteilt auf die Gesamtstadt vor), 37 Ratsmitglieder stimmten dagegen und zwei enthielten sich der Stimme. Von den 83 stimmberechtigten Ratsmitgliedern waren am Donnerstag 75 anwesend. Im Vorfeld hatten die Fraktionen keine Beschlüsse über ihr Abstimmungsverhalten gefasst, sondern ihren Mitgliedern die persönliche Entscheidung freigegeben.
Das Abstimmungsergebnis erreichte noch während der Ratssitzung die Kaufmannschaft und löste dort erste heftige Reaktionen aus.
„Das ist ja der Wahnsinn mit Methode“, schimpfte Wolfgang Dressler, Chef der Werbegemeinschaft Wattenscheid und sprach von „institutioneller Blödheid der Politiker“. Die Volksvertreter sollten mal rausgehen und an den verkaufsoffenen Sonntagen die tausende von Köpfen sehen, über die sie hinweg entschieden haben.“
Es gebe einfach keine plausiblen Gründe, einen verkaufsoffenen Sonntag generell abzulehnen: „Wenn ein Einzelhandelsmitarbeiter dreimal im Jahr an einem halben Sonntag arbeitet, werden er und seine Familie dadurch doch nicht ins soziale Elend gestürzt. Im Gegenteil: Verkaufsoffene Sonntage sichern auch Arbeitsplätze.“
Für die Werbegemeinschaft Wattenscheid der Ratsbeschluss besonders fatal, weil auch ein Teil ihrer Veranstaltungen auf die verkaufsoffenen Sonntage zugeschnitten sind, wie zum Beispiel das Weinfest oder der Adventsmarkt. Dressler: „Schneller kann man Wattenscheid und Bochum nicht ins Abseits manövrieren. Unsere konkurrierenden Nachbarstädte im Revier lachen sich ins Fäustchen. Sie werden demnächst ihre verkaufsoffenen Sonntage kräftig auch bei uns bewerben und Kaufkraft aus Wattenscheid und Bochum abziehen. Das Ganze mutet so ähnlich an, als ob Bayern München kurz vor dem Sieg dann nur noch auf das eigene Tor schießt.“
Sauer über das Abstimmungsergebnis ist auch Dieter Fleskes, Chef der SPD-Ratsfraktion: „Offenbar haben einige Kollegen nicht richtig über die Konsequenzen nachgedacht. Es gab im Vorfeld der Abstimmung reichlich Gelegenheit, Bedenken zu äußern. Verkaufsoffene Sonntage sind gerade für die Stadtbezirke wichtig, besonders dann auch, wenn sie in Stadtfeste eingebunden sind. Deren Planung muss man jetzt wahrscheinlich neu überdenken.“
Die Redaktion sprach mit Fleskes gestern Nachmttag, kurz nach seiner Rückkehr von einem Gesprächstermin mit Essener Ratsmitgliedern: „Die haben sich lachend bei mir für unseren Beschluss bedankt und gesagt , Schickt mal Eure Bürger zum Einkaufen am verkaufsoffenen Sonntag zu uns‘“, so Fleskes
Der SPD-Fraktionschef sieht in dem Ratsbeschluss auch eine „Peinlichkeit mit verherender Imagewirkung für den Einkaufsstandort Bochum.“
Auch Klaus Franz, Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion Bochum hält die knappe Mehrheitsentscheidung des Rates gegen die verkaufsoffenen Sonntage in Bochum angesichts der bereits angespannten Lage des Bochumer Einzelhandels für absolut schädlich.
Klaus Franz: „Der Fraktionsvorstand ist über die Ratsentscheidung entsetzt. Diese Entscheidung ist ein großer Imageschaden für die Stadt und ein nicht wieder gutzumachender Schlag für den Bochumer Einzelhandel.“
Auch in der CDU-Fraktion sei die Abstimmung über die verkaufsoffenen Sonntage freigegeben worden. Jedoch habe die Fraktion mit großer Mehrheit (80%) für den Antrag des Einzelhandels gestimmt.
In einem offenen Brief an Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz bewerten IHK und Einzelhandelsverband gemeinsam den Ratsbeschluss. Darin heißt es u. a. :
„Nicht nur mit Unverständnis, sondern auch mit Fassungslosigkeit haben wir die Entscheidung des Rates der Stadt gegen die vom Einzelhandel in Bochum beantragten 13 „verkaufsoffenen Sonntage“ zur Kenntnis genommen.
Unser gemeinsames Bemühen, sehr geehrte Frau Dr. Scholz, an der Attraktivität un-serer Stadt zu feilen und Bochum im Wettbewerb mit den größeren Nachbarstädten im Westen und Osten des Ruhrgebiets wahrnehmbar und positiv zu positionieren, wird mit dieser Entscheidung konterkariert. Diese selbst verordnete ,Sonntagsruhe' widerspricht zweifelsfrei nicht nur den Interessen der Menschen in unserer Stadt – sie schadet Bochum in Gänze. Der Rat hat gestern Bochum von der Karte der attraktiven Einzelhandelsstandorte in unserem Land gestrichen und damit nur einem gedient: der Wirtschaftsförderung und dem Einzelhandel unserer Nachbarstädte. Es mag in diesem Kontext nicht verwundern, dass namhafte Persönlichkeiten ihr Engagement für „Bochum Marketing“ nach diesem Beschluss ernsthaft in Frage stellen. Ein Aspekt erscheint uns darüber hinaus noch der Erwähnung wert: Der Rat hat mit diesem Votum unseren Stadtteilzentren die Luft zum Atmen genommen.“

Wenn Sie , liebe Leser(innen), sich zum Thema „verkaufsoffener Sonntag“ äußern wollen, Schreiben Sie uns. Außerdem können Sie auf dieser Internetseite Ihre Stimme bei unserem Voting einbringen.

Autor:

Lokalkompass Wattenscheid aus Wattenscheid

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