Keine Chance für Langschläfer. Runder Tisch zum Thema Hartz IV

Wirkt bedohlich - Oftmals erweist sich die Angst vor der ArGe aber als unbegründet | Foto: Agentur für Arbeit
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Betretenes Schweigen in Sonsbeck am runden Tisch, zu dem DER XANTENER bei der KIta Lichtgarten eingeladen hatte, mit Vertretern der Arge Kreis Wesel, der DRK Kita Lichtgarten und dem ehemaligen Arbeitslosen Holger Marquardt aus Xanten.
„Kennen Sie Arno Dübel?“ lautet unsere Eingangsfrage. Achselzucken bei allen Anwesenden, bis wir die Bezeichnung „Deutschlands faulster Arbeitsloser“ in die Runde werfen. „Natürlich.“, sagt Hans-Jürgen Krause, Teamleiter Markt & Integration der Arbeitsgemeinschaft Kreis Wesel beim Job-Center Kamp-Lintfort nach langer Überlegung. „Jetzt weiß ich, wen sie meinen.“ Man erinnere sich bei der Arge nicht so gern an diesen Namen, der kein gutes Beispiel für alle Leistungsempfänger abgibt.
Dübel genoss für einige Wochen kurzzeitige Aufmerksamkeit durch ausgiebige bundesweite Berichterstattungen und Einladungen zu Talkshows durch die Tatsache, das besagter Hartz IV-Empfänger seit über 30 Jahren stolz drauf ist, keine Arbeit geleistet zu haben und kürzlich endlich einen Job als Bügelhilfe annehmen musste.
Der 58-jährige Holger Marquardt kann das nicht nachvollziehen. „Langeweile ist doch das Schlimmste, was es gibt. Ich gehe gerne arbeiten und bin mir für meine Tätigkeit nicht zu schade. Ich bin Frühaufsteher und froh, dass ich hier helfen kann. Ich sehe täglich den Erfolg.“
Er ist in einer Art Hausmeisterfunktion bei der DRK Kindertagesstätte Lichtgarten in Sonsbeck und dem DRK Kindergarten „Seestern“ in Xanten beschäftigt, hauptberuflich, bei voller Bezahlung. Marquardt war Hartz IV-Empfänger und startete in Sonsbeck mit 1,50 Euro in der Stunde. Er hat handwerkliche Voraussetzungen und steht selbstbewusst im Leben.
„Herr Marquardt ist sehr zuverlässig, schon vom ersten Tag an,“, sagt Silke Kemper, Leiterin der Kita.
Nicht nur sie weiß seine Arbeit sehr zu schätzen. „Auch die Kinder mögen ihn.“ Marquardt bringt Geräte in Ordnung, stellt Dekomaterial her und hilft auch, alltägliche Dinge wie Hecke schneiden zu erledigen.
Die Arge hat in Gesprächen mit dem 58-Jährigen ein adäquates Angebot gefunden. Im Kreis kein Einzelfall. Arge-Bereichsleiter Gerburg Dicks: „Im Jahr 2009 konnten im Kreis Wesel 6400 Leistungsempfänger vermittelt werden.“ Und das bei 12.000 Arbeitslosen.
In Sonsbeck sei es mit der Betreuung von Leistungsempfängern weitaus unkomplizierter und persönlicher als beispielsweise in Großstädten mit ArGe-Hochhäusern. „In Sonsbeck leben wir ein bisschen wie auf einer Insel“, betont Silke Kemper, Leiterin der DRK-Kita in Sonsbeck.
Die andere Seite ist aber ebenso unverkennbar. „Es hat sich auch ein gewisser Sozialhilfe-Adel eingerichtet.“, drückt es Krause aus. Er betont aber ebenso, dass sich niemand schämen muss, Hartz IV zu beantragen. Holger Marquardt jedenfalls ist stolz auf seine Tätigkeit, mit der er sich auch schon mal etwas leisten kann. „Wieder arbeiten gehen zu können, stärkt das Selbstwertgefühl.“

Wirkt bedohlich - Oftmals erweist sich die Angst vor der ArGe aber als unbegründet | Foto: Agentur für Arbeit
Der ehemalige Hartz IV-Empfänger Holger Marquardt aus Xanten geht gerne arbeiten.
Autor:

Michael Hoch aus Düsseldorf

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