Emmerich - Kleve - Goch - Niederrhein: Karneval, die Welt steht Kopf, nichts geht mehr!

Alle Jahre wieder steht am Niederrhein und nicht nur hier die Welt auf dem Kopf: Nichts geht mehr seinen normalen Gang. Stattdessen wird marschiert, gesungen, getanzt, geküsst und geschunkelt auf den Straßen und in Kneipen und Festsälen. Die Narren stürmen die Rathäuser und Karnevalsprinzen übernehmen die Macht, von Weiberfastnacht bis zum Aschermittwoch: Es ist Karneval!
Die Rheinländer führen ihren unbändigen Drang zu feiern auf eine lange Tradition zurück. Schon in der Antike seien ungefähr zur gleichen Zeit wie heute zur Karnevalszeit Feste gefeiert worden, bei denen sich die Menschen verkleideten und die herrschende Ordnung auf den Kopf gestellt wurde. Historisch nachweisbar ist die ,,Mummerei" aber ebenso wie die Fasnacht im Südwesten seit dem Mittelalter.
Das niederdeutsche Wort ,,Fastelovend" bedeutet nichts anderes als ,,der Abend vor der Fastenzeit". Am ,,Fastelovend", wie es auf Kölsch heißt, oder in der ,,Fassenacht" (Mainz) gab es Umzüge in den Straßen, wurde in den Schenken aber auch im häuslichen Kreis gefeiert, gesungen und vor allem gegessen und getrunken, was die Vorratskammern und der Geldbeutel hergaben. Denn am Aschermittwoch begann die sechswöchige Fastenzeit und vorbei war es mit dem Genuss von Wein, Weib, Gesang und Fleisch und allen aus Tieren gewonnenen Lebensmitteln. Vorbei war es auch mit anderen weltlichen Freuden, denn auch der Verzicht aufs Tanzen und Singen gehörten ebenso zu den Fastengeboten wie die sexuelle Enthaltsamkeit.
Die Obrigkeit und der Klerus feierten die Fasnacht zwar auch, sahen aber das wilde Treiben auf den Straßen mit sehr gemischten Gefühlen, vor allem wenn es sich gegen sie selbst richtete. Seit den Zeiten der Reformation waren Verkleidungen als Nonnen oder Mönche sehr beliebt - und äußerst ungern gesehen. Zudem mussten immer wieder Verstöße gegen die Feierverbote und Fastengebote nach Aschermittwoch festgestellt und bestraft werden, immer wieder führte das auch zu Vermummungsverboten.
Zum lustigen Straßenkarneval gesellten sich im 18. Jahrhundert die sogenannten "Redouten" nach venezianischem Vorbild, ausgelassene Masken- und Kostümbälle, die zunächst dem Adel und dem reichen Bürgertum vorbehalten waren. 1736 gab es in Köln die erste Redoute in einem Adelshaus am Neumarkt.
Kriege und die wechselnden "Besatzer" der Rheinlande, wie die Franzosen Ende des 18. und die Preußen ab 1815, sorgten immer wieder für Unterbrechungen im Fasnachtstreiben. Und trotz alledem - gefeiert wurde doch.
In diesem Sinne allen eine schöne und friedliche Karnevalszeit!

Autor:

Christian Tiemeßen aus Emmerich am Rhein

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