Fest verwurzelt in Schönebeck

Viele Paare kamen an die Heißener Straße, um Teil des Hochzeitswalds zu werden. | Foto: Winkler
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Was ziemlich unscheinbar begann, ist heute aus Schönebeck nicht mehr wegzudenken. Bei der diesjährigen Baumpflanzaktion soll ein Hochzeitswald entstehen – mithilfe von jungen und älteren Paaren. So feiern Werner und Marianne Neumann ihre Eiserne Hochzeit. Auch in den nächsten Jahren wird die lange umstrittene Fläche weiter aufgeforstet.

Seit mehr als drei Jahrzehnten pflanzt CDU-Ratsherr Klaus Diekmann Bäume im Stadtteil. Früher, meint Karl-Georg Maurer, ein Mitstreiter der ersten Stunde, habe jedoch „kein Hahn danach gekräht“. Doch mittlerweile wurden seit den 90er Jahren knapp 500 Bäume gepflanzt - und das Projekt ist weit über die Stadtteilgrenzen hinaus bekannt. Nun soll eine Fläche neben dem Kamptal, einem bedrohten Naturschutzgebiet nahe der Ecke Heißener Straße/Brausewindhang, aufgeforstet werden. „Mit 37 Bäumen ist heute ein Anfang getan, in den nächsten Jahren soll die Aktion dann fortgesetzt werden“, plant Klaus Diekmann. Viele Jahre diskutierte man zuvor, ob nicht doch ein Zaun zum Schutz des alten Buchenwäldchens im Kamptal gebaut werden müsse. Der nun beschlossene natürliche Puffer aus Bäumen erstreckt sich auf einer Fläche von 1,5 Hektar – das entspricht etwa zwei Fußballfeldern.

Die Aktion ist von Bürgern getragen

Mit dabei waren auch Marianne und Werner Neumann, die im April nach 65 Jahren Ehe ihre Eiserne Hochzeit feiern. Souverän greift der 91-jährige Werner Neumann sofort zur Schaufel und gibt zu, dass die Beiden nicht ganz unbeschlagen bei der Arbeit sind: „Wir haben zu meinem 80. Geburtstag schon einmal zehn Bäume eingesetzt, denn die Baumpflanzaktion ist wichtig für den Stadtteil“, erklärt der heimatverbundene Schönebecker. So ist er nicht nur Gründungsmitglied im Schönebecker Jugendblasorchester (SJB), sondern ist auch im Schützenverein aktiv. „Wir haben im April 1949 geheiratet, nachdem wir uns bei einem Nachbarschaftstreffen kennengelernt hatten“, berichtet Marianne Neumann, die in den 60er Jahren als Handballspielerin des RSV-Mülheim sogar im Europapokal der Landesmeister spielte.

„Die Baumpflanzaktion“, resümiert sie und schaut zufrieden auf die getane Arbeit, „schafft etwas Bleibendes und verbindet.“ Das kann auch Michael Holtwiesche, Gärtnermeister aus Schönebeck, bestätigen: „Alle 37 Bäume die heute gepflanzt werden, sollten auch durchkommen.“ Dafür setze man auf heimische Buchen aus Hünxe am Niederrhein. „Unsere Aktion ist zu 100 Prozent privat von den Bürgern getragen“, betont Klaus Diekamm und erklärt, dass ein Baum samt Anpflock-Stab sowie Hanf-Seil 70 Euro koste. „Wer möchte, kann zusätzlich eine Namensplakette aus Edelstahl anbringen.“ Außerdem gab es auch dieses Jahr anschließend die schon traditionelle „Schönebecker Stärkung“ für alle Hobby-Gärtner.

"Es gibt Sachen, die man getan haben muss"

Auch viele frisch verheiratete Paare kamen an die Heißener Straße, um die Patenschaft für einen Baum zu übernehmen. „Es gibt einige Sachen, die man im Leben getan haben muss“, ist sich Daniel Krisch sicher. „Und dazu gehört auch, einen Baum zu pflanzen.“ Erst letzten Herbst ließen sich er und seine Partnerin Claudia trauen. Auch Markus Lietz und Simone Lietz-Gresens, die vergangenen Juli heirateten, waren schnell von der Aktion überzeugt. „Hier schafft man etwas für die Ewigkeit“, hoffen sie. Auch eine Namensplakette mit ihren Namen sowie Hochzeitsdatum soll zur Erinnerung angebracht werden. Das lebenserfahrene Ehepaar Neumann verzichtete jedoch auf ein Namensschild. „Wir haben das ja schon vor Jahren einmal gemacht“, winken die beiden ruhigen Gewissens ab.

Doch im zukünftigen Buchenwald sind nicht nur Hochzeitspaare verewigt. So ist der Bürger-Schützenverein Essen-Schönebeck 1837 (BSV) kein Unbekannter im Stadtteil, wenn es darum geht, Bäume zu pflanzen. „Wir sind bereits zum dritten Mal dabei“, gibt Dieter Stevens, Vorsitzender des BSV, zu. Er finde es wichtig, sich in der Nachbarschaft für das Allgemeinwesen und die Natur zu engagieren. Auch Arndt Classes, ebenfalls Vereinsmitglied, möchte mit seinem Baum ein besonderes Andenken an seinen verstorbenen Vater schaffen.

Autor:

Johannes Gläser aus Essen-Nord

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