Gesprächsbedarf: Regelmäßiger Treff will Sorgen ums Nordviertel ausräumen

Offenes Ohr: In der Bürgersprechstunde können Anwohner Dampf über die Zustände im Viertel ablassen. Foto: Müller
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Schicke Altbauhäuser, die Uni im Stadtteil, eine aktive Bürgerschaft: Das Nordviertel hat nicht den besten Ruf, birgt aber Unmengen an Potenzial. So sahen das einige Anwohner und riefen in Eigeninitiative eine Bürgersprechstunde ins Leben. Die regelmäßige Veranstaltung soll an zwei Montagen des Monats Gelegenheit geben, Dampf abzulassen und zugleich für konkrete Verbesserungen sorgen.

Die Liste der Probleme ist lang, doch besonders beklagen Anwohner des Nordviertels derzeit einen Umstand: Vermüllungen häufen sich gerade am Parkplatz an der Kleine-Stoppenberger-Straße. Direkt neben dem Kinderspielplatz türmen sich Müllsacke, alte Möbel und Farbeimer; auch Flaschen und ausgebreitetes Drogenbesteck lassen sich hier finden. Zudem treffen sich allabendlich verschiedene Gruppen, halten sich auf und frönen bis in die Nacht dem Alkoholkonsum. Wegen des längeren Aufenthalts wird hier auch die Notdurft verrichtet, und ein nahe gelegener Kiosk sieht es mit den Öffnungszeiten nicht so eng. „Man schämt sich inzwischen, hier zu wohnen“, kommentiert eine Anwohnerin die Vorgänge bitter.
Thomas Rüth, Jugendhilfe Netzwerk AWO Essen, hat den Stadtteil nicht aufgegeben: „Das ganze Viertel hat Probleme, vieles wird aber auch großgeredet. “ Ähnlich wie Rüth sahen das manche Anwohner: So entstand die Idee für eine regelmäßige Sprechstunde auf einer Bürgerversammlung im August.

Die Probleme erfassen

Alle zwei Wochen, jeweils montags von 18 bis 20 Uhr, dürfen Anwohner die Bürgersprechstunde an der Eltingstraße 4 besuchen und hier ihre persönlichen Probleme mit dem Nordviertel schildern. Im offenen Ambiente stehen unter anderem die Ansprechpartnern Maria Garcia Lora, Sozialpädagogin des Sozialdienstes katholischer Frauen, und Herbert Czarnyan, ehemaliger Polizeibeamter, den jeweils knapp zehn Besuchern Rede und Antwort.
„In der Sprechstunde geht es wesentlich um das Erfassen von Problemen“, erläutert Thomas Rüth. „Dabei wollen wir den Bürgern deutlich machen: Wir nehmen Euch ernst.“ Rund 80 Prozent der Fälle gehören unters Ordnungsrecht, diese dokumentieren und fotografieren die aktiven Anwohner fleißig, um in politischen Sitzungen Argumente zu haben. Zudem gibt es durch die Sprechstunde inzwischen direkte Ansprechpartner bei Ordnungsamt und Polizei, abends ist jetzt eine Doppelstreife unterwegs.
Weitere Sorgen bereiten die Kinder und Jugendlichen. Diese sind häufig alleine im Viertel unterwegs, ohne zu wissen, was sie tun sollen. Hier schafft zurzeit eine Spieletonne am Eltingplatz Abhilfe und weiterhin werden Fußballgruppen gegründet. In der Grundschule Nordviertel gab es ein Kinderfest, zusätzlich kommen mehrere Frauengruppen hier zusammen.
Neben vielen kleinen Änderungen stehen zwei Pläne im Raum, die einen Beitrag der Anwohner fordern: Zunächst ist eine Grundreinigung des Stadtteils im Stile des pico-bello-SauberZaubers angedacht – nach Möglichkeit unter Mitwirkung der potenziellen Verursacher. Zudem sucht die Mannschaft der Bürgersprechstunde im Rahmen der Sozialen Stadt Bezirkshausmeister. In 15 Wochenstunden soll dieser nach dem Rechten sehen.

Sprechstunde und Bürgerversammlung

Probleme gibt es im Nordviertel genug, aber es herrscht Aufbruchstimmung. Die nächste Chance für Bürger aktiv zu werden, ist – neben der Sprechstunde – eine Bürgerversammlung am 27. November von 18 bis 21 Uhr. Weitere Infos gibt Sozialpädagogin Lora unter 0178 275 08 14 oder per E-Mail an m.garcialora@skf-essen.de.

Autor:

Alexander Müller aus Essen-Borbeck

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