Das Montag-Unwetter und seine Folgen

Auch vor dem Stadtspiegel in der Florastraße sieht es abenteuerlich aus. Das Rechtsabbiegen in die Overwegstraße ging erstmal nicht. Foto: Gerd Kaemper
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Als sich der Himmel am Montagabend spektakulär zuzog, konnte man schon ahnen, dass da kein kleines Gewitterchen droht. Doch die Folgen des sogenannten Liniengewitters, das eine Schneise durchs Ruhrgebiet zog, nahmen ungeahnte Ausmaße an. So wurde der Weg zur Arbeit am Dienstag zum Hindernislauf - und zuvor schon für die Einsatzkräfte von Feuerwehr, Hilfsdiensten und Gelsendienste die Nacht zum Tag.

Zu beziffern, wie hoch der Schaden am Ende wirklich ist, das dauert noch. Eines konnte ein sichtlich beeindruckter Oberbürgermeister Frank Baranowski aber gestern um 12 Uhr sagen: „Ich bin so froh, dass wir kein Menschenleben zu beklagen haben und hoffe, dass das auch so bleibt. Ich habe so etwas noch nicht erlebt. Es tut weh zu sehen, wie die Stadt verwüstet wurde.“

Nur leicht Verletzte, jede Menge Sachschaden

Vier leicht Verletzte melden Feuerwehr und Polizei, einer davon ist Feuerwehrmann, er erlitt eine Oberschenkelprellung bei Sägearbeiten. „Das kann passieren“, erklärt Michael Axinger, Chef der Gelsenkirchener Feuerwehr. 700 Einsätze nahm sein Team ab 21.30 Uhr bis Dienstagvormittag 11 Uhr an, abgearbeitet werden sie einer Prioritätenliste folgend. „Es ist ja klar, dass die Hauptverkehrswege sowie die Zufahrten zu Krankenhäusern vorgehen.“ Dienstagmorgen mussten Einsatzkräfte nach zehn bis zwölf Stunden zum Teil schwerer körperlicher Arbeit nach Hause geschickt werden. „Es sind immer noch Gewitter vorhergesagt, wir wissen nicht, wann wir wieder mit geballter Kraft einsatzfähig sein müssen.“
Die Schäden sind im ganzen Stadtgebiet ähnlich: Große Bäume sind umgestürzt, riesige Äste liegen auf den Straßen. Die Oberleitungen des öffentlichen Personen-Nahverkehrs wurden dadurch an vielen Stellen heruntergerissen. Zudem hat zum Beispiel das Dach der Firma Norres nicht standgehalten, die Kurt-Schumacher-Straße sah zeitweise wie mit Styropor gepudert aus. Schwere Schäden an einem Baugerüst haben dazu geführt, dass die Doppelbogenbrücke im Nordsternpark und der darunter befindliche Rhein-Herne-Kanal bis auf weiteres gesperrt sind.
Das Gewitter und damit verbundene Stromausfälle haben von den 280 Ampelanlagen in der Stadt 50 beschädigt. Sie werden nach und nach wieder in Betrieb genommen.
„Das Gewitter war von Nord nach Süd heftiger werdend“, erklärt Stadtkämmerer Dr. Georg Lunemann. „Es blieb aber kein Stadtteil verschont.“ Was es die Stadt kosten wird, steht noch lange nicht fest. „Aber es ist kein Ereignis, das einen Haushalt mit einem Smiley versieht“, ist sich Lunemann sicher.
„Wir mussten gestern Abend zunächst die Fahrgäste in unseren Fahrzeugen beherbergen, weil Sturm und Regen so stark waren. Danach mussten wir sehen, wie wir unsere Fahrzeuge in den Fuhrpark bekamen“, berichtet Gerd Langbein, Koodinator bei der Bogestra. „Am Dienstagmorgen ging dann erstmal nichts mehr.“ Ab 12 Uhr fuhren dann die ersten Buslinien wieder. Die Bahnlinie 301 soll am Mittwoch wieder fahren, die Linie 302 wird mit Schienenersatzverkehr bestückt. „Die Strecke ist so stark betroffen, das schaffen wir nicht so schnell“, so Langbein.
Dass es keine externen Helfer gibt, ist ein Problem, das er mit allen Kollegen der diversen Hilfsdienste und Einsatzkräfte teilt. „Dadurch, dass auch alle Nachbarstädte betroffen sind, hört man überall nur: „Ausgebucht!““, berichten alle übereinstimmend.
Einen hohen Anteil an der Beseitigung der Schäden hat auch das Team von Gelsendienste. „Wir sind mit allen Mann auf der Straße und tun, was wir können“, erklärt Uwe Unterseher-Herold. Betriebsleiter bei Gelsendienste. „Doch das geht nur Schritt für Schritt.“ Begeistert hat er beobachtet, wie viele Gelsenkirchener selbst zu Sägen und Besen gegriffen haben. „Bei so einem Ausmaß freuen wir uns über jede Unterstützung, nur eine Bitte hätte ich: Bitte nicht in die Rinnsteine kehren, sondern Haufen auf den Bürgersteigen zusammenfegen, denn sonst läuft der nächste Starkregen nicht ab!“

Freude über Hilfe durch die Bürger

In seinen Verantwortungsbereich fallen auch die Parks und Friedhöfe der Stadt. „Die bleiben sicher noch die nächste Woche geschlossen“, erklärt er. Bis auf weiteres sind also alle Friedhöfe, Sportanlagen, Spielplätze und Schulhöfe gesperrt. Der Besuch von Wäldern sollte derzeit vermieden werden.
Und weil Gelsendienste es gestern nicht geschafft hat, alle Schulgelände zu überprüfen, fällt am heutigen Mittwoch die Schule aus. Von den 67 Tageseinrichtungen für Kinder bei GeKita mussten am Dienstag lediglich drei geschlossen bleiben: Die Dächer der Kita Emscherbruch und Kita Heidelberger Straße wurden so beschädigt, dass auch am Mittwoch Ersatzeinrichtungen aufgesucht werden müssen. Zur Kita Königstraße sind die Eingänge durch Bäume versperrt.
Ein Appell an die Bürger von allen Verantwortlichen lautet gleich: „Bitte beachten Sie die Absperrungen und Beschilderungen, sie alle haben ihren Sinn und sollen Gefahren abwenden“, fasst Uwe Unterseher-Herold für alle zusammen. Und dem Dank an die unermüdlichen Einsatzkräfte von OB Baranowski schließen sich die Bürger sicher auch gern an.

Autor:

Silke Heidenblut aus Essen

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